HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Zitat von LX.C
Ist mir in der Badewanne allerdings auseinander gefallen (neues Exemplar!), nu müssen die Seiten erstmal trocknen.
Das passt ja. Las vor einigen Tagen gerade bei Jünger in "Strahlungen":
Man müsste einen Vorrat von guten Büchern auf Zeitungspapier besitzen, zur Lektüre im Bad, oder auf Reisen zum Fortwerfen.
Auch das Meer hinterlässt da leider immer wieder Spuren in oder auf den Büchern, selbst dann, wenn das Buch mit dem Wasser nicht in Berührung kommt.
Habe mir - zur Regalfrage und den gestapelten Büchern - angewöhnt, die Bücher geordnet in Kisten zu lassen. Hat nicht geklappt. Habe zwar immernoch kein richtiges Regal (so'n kleines, aber das zählt nicht), aber bin, wo auch immer ich sitze, umgeben von gestapelten Büchern. Ich habe keine Ahnung, wie das zustande kommt. Trage sie dann in der Leserei nach und nach ab, während sie nicht weniger werden, nur jeweils im Titel (und hin und wieder im Autor) wechseln. Na so was aber auch...
Zitat von Hyperion
Nikolai Gogol "Aufzeichnungen eines Irren" und die "Petersburger Erzählungen".
War von diesen Gogol'schen Schriften relativ enttäuscht, wenn auch gute Ansätze darin enthalten sind. Am besten noch "Die Nase" oder "Der Mantel". Liegt aber wohl an der Zeit, an all dem, was wir schon alles kennen (all das, was uns nicht mehr überrascht) und uns ständig in den kleinsten Dingen als Mindestwissen ins Denken sickert, manchmal ohne, dass wir es bemerken.
Zitat von Martinus
Peter Handke: Wunschloses Unglück
Das kann ja die Eröffnung eines Handke-Threads nach sich ziehen.
Schau'n mer mal
Zur Not mache ich einen auf. "Die Stunde der wahren Empfindung" wird mein erster Eindruck sein.
Hatte eine wunderbare, kurze Begegnung mit Zweig und seiner Schachnovelle. Gibt es von ihm einen Roman, der zu empfehlen ist?
Art & Vibration
Hallo Taxine,
ich werde einen Handke-Thread aufmachen
Zitat von Taxine
Hatte eine wunderbare, kurze Begegnung mit Zweig und seiner Schachnovelle. Gibt es von ihm einen Roman, der zu empfehlen ist?
Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu Stefan Zweig. Die Schachnovelle hat mir in der Erstlektüre noch gefallen, in der Zweitlektüre kam die Kritik, wie es überhaupt möglich sei, gegen sich selbst Schach zu spielen, und wie habe sich B. seine Gespaltenheit induzieren können. Seine frühe Erzählung "Brennendes Geheimnis" habe ich sehr gerne gelesen ( eine Art Verwirrung der Gefühle in der Jugend). Die neurotische Dame im Brief einer Unbekannten hat mich allerdings genervt. Es mag sein, dass man solche Geschichten gerne in der Pubertät liest (große Liebe, Liebeskummer, der wahnsinnig macht), aber ich im gesetzten Alter? - Nö Sprachlich sehr gelungen ist der Beginn von "Der Amokläufer", meist kommt Zweig aber über ein sprachliches Mittelmaß nicht hinaus (da gefällt mir ja Handke im Wunschlosen Unglückmehr),trotzdem wird Zweig heute noch so oft, auch in Schulen (Schachnovelle) gelesen. Warum nur? Nun, manchmal gefällt er mir auch, habe nur Angst vor der Zweitlektüre. Der Kampf mit dem Dämon (über Dostojewskij, Hölderlin, Kleist) hat mir in meiner Jugendzeit gefallen, wo ich doch geschwärmt und Vorbilder gesucht habe, aber heute kann ich wohl solch übermäßige Zweig'sche Schwärmereyen bis hin zum Kniefall wohl nicht mehr lesen. Die Biografien um Maria Stuart und Marie Antoinette würden mich noch interessieren (die sollen ganz gut sein) und Zweig als Exilant....
Über Zweig kann man herrlich plaudern, das schon
Ungeduld des Herzens ist sein einziger vollendeter Roman, den ich aber nicht kenne. Aus den Sternstunden der Menschheit würden dich vielleicht die Kapitel um Dostojewskij und Tolstoi interessieren, auch wenn dir der Inhalt bekannt ist (das ist mehr Journalismus als Literatur).
Liebe Grüße
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Find auf die Schnelle nicht, wo wir die Rede von David Foster Wallace hatten. Daher hier die Info für Interessierte: Im Herbst gibt's die deutsche Übersetzung von Infinite Jest. http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,641795,00.html
Zitat von Martinus
Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu Stefan Zweig. Die Schachnovelle hat mir in der Erstlektüre noch gefallen, in der Zweitlektüre kam die Kritik, wie es überhaupt möglich sei, gegen sich selbst Schach zu spielen, und wie habe sich B. seine Gespaltenheit induzieren können.
Das Gegen-sich-selbst-Spielen ist nur möglich, weil er durch die Folter des „Nichts“ und die Gefangenschaft schizophren wird, sich selbst spaltet. Die Selbsthilfe gerät zur Krankheit. Die Darstellung der geistigen und dann wirklichen Spielebene fand ich gelungen, auch den Vergleich des Schachspiels aus Spaß und in der professionellen Form, die dann durch den krankhaften Zwang und Zug des Gefolterten übertrumpft wird, wobei dann die Anerkennung der Umstehenden in eine völlig falsche Richtung schwingt. Das Gegenüberstellen von Eitelkeit, Arroganz und Missdeutung der ganzen Situation erweckt tiefes Mitgefühl im Leserherz. Besonders, weil im Vergleich zu dem Talent des Champions, der Andere das Spiel nur aufgrund einer ihm aufgezwungenen Situation betreibt und sich dabei auch noch einer großen Gefahr aussetzt. Klar, das fand man auch intensiv bei Nabokov und seinem Lushin, aber Zweig gelingt auch die Sichtweise aller anderen Personen, die sich ganz unterschiedlich auf die Ebene der 64 Felder einlassen.
Dank dir für die Hinweise auf Zweigs Erzählungen.
Art & Vibration
Claudio Magris bekommt den diesjährigen Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Für mich natürlich ein Grund nachzusehen, was der Italiener so geschrieben hat. Dann stieß ich auf sein kulturgeschichtliches Werk "Donau", Biographie eines Flusses. Da ich selbst an der Donau wohne, und dieses Werk nach kurzem Eiblick hochinteressant zu sein scheint, werde ich dieses Buch nun lesen. Auch wenn es kein Roman ist, kann es für dadd Forum doch interesssant sein, dieses Werk hier vorzustellen, da natürlich auch allemöglichen Dichter und Denker, die irgendwie mit der Donau zu tun hatten, gestreift werden.
So, und nun zitiere ich den Klappentext, der viel verspricht:
In Antwort auf:
Auf abwechslungsreichen, ungewöhnlichen Wegen führt Claudio Magris durch die Kulturlandschaften des Donauraumes vom Schwarzwald bis ans Schwarze Meer, erzählt Überraschendes aus der langen geschichte, spürt Dichtern und Denkern nach, entdeckt Kurioses und Amüsantes, schildert persönliche Erlebnisse und Begegnungen.
Liebe Grüße
von der Donau
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Das wird eine verdammt dicke Buchsendung, was?
Ich lese gerade Solschenizyns "Der erste Kreis der Hölle". Wollte nur reinlesen, bin nun mittendrin.
Zitat von Solschenizyn
Überhaupt, verstehen Sie und geben Sie es dort oben an die weiter, die es nötig haben, dass sie nur so lange mächtig sind, wie sie den Menschen nicht alles weggenommen haben. Denn ein Mensch, dem sie alles weggenommen haben, ist außerhalb ihres Machtbereiches, er ist wieder frei.
Art & Vibration
Zitat von TaxineJa, ich werde meine Arbeitsstelle kündigen müssen, damit ich mich dem Phänomen Wallace widmen kann. (und denke an Sartres Ekel-Helden, der sich mit ... beschäftigte, bis er diesen Kiesel in die Hand bekam, der ...)
Das wird eine verdammt dicke Buchsendung, was?
Gruß
wozu
(und immer wieder Buchstaben)
Ich habe das erste Drittel von Margriet de Moor "Der Virtuose" gelesen. Es geht um Liebe und Musik; eine Dame verliebt sich z.Zt. Händels in einen Kastraten. Bisher ist die Geschichte sehr eindimensional und recht simpel ohne irgendwelche Höhen oder tieferen Dimensionen erzählt. Ich verstehe nicht, warum die Autorin immer noch recht beliebt, zumindest in de Moor -Fan Clubs, ist.Ich war allerdings vorgewarnt. Ihr Roman "Die Verabredung" war ein Lesemassaker. Aber nun, ich lese dadd Büchlein zu Ende, ist Gott sei Dank nicht so lang und immerhin ein Roman aus dem Bücherschrank meiner Mutter, die auch wesentlich Besseres in ihren Bücherschränken hat.
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Zitat von LX.CJa, die werde ich allerdings nicht am Stück lesen, will heißen, nicht als einzige Lektüre. Wahrscheinlich immer mal so 50, 100 Seiten, dann wieder Passagen in den anderen Schinken, die ich dieses Jahr angerissen habe. Allerdings ist Unendlicher Spaß so rasant geschrieben (und für mich einfacher zu lesen als z. B. Pynchons Wälzer), dass ich es wohl bis Mitte 2010 geschafft haben werde. Übrigens sind 134 Seiten allein 388 literarische Fußnoten des Autors, kleinstgedruckt. Daher auch zwei Lesezeichenbändchen im Buch.
1600 Seiten?
Zitat von Zypresserich
Daher auch zwei Lesezeichenbändchen im Buch.
Mensch, das ist ja echt nicht schlecht. Das hätte ich mir auch schon bei so manch anderem Buch gewünscht. Ist ja auch immer so eine Umblätteraktion. Das ganze Buch nach hinten kippen, dort kurz blättern, wo die Anmerkungen sind, die Zahl suchen und wieder zurück. Bei manchen Büchern sind im Text die Anmerkungen nicht einmal gekennzeichnet. Man darf dann so auf gut Glück nachblättern...
Zitat von LX.C
Hab grad eben, heute Nacht abgeschlossen, 1015 Seiten Insel hinter mir.
Welches Buch?
Ich mag ja dicke Klopper mit Inhalt. Besonders solche, die dann noch versteckten Text in sich tragen, wie bei "Infinite Jest".
Art & Vibration