HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Ja, tatsächlich... Die Wanderung mit offenem Herzen. Na, so ein Zufall.
Das Buch - meine Version - hat 525 Seiten (mit Nachwort).
Bei Belyj habe ich übrigens auch schon kurz in das "Statt eines Vorworts" reingelesen, wo er - wie du auch schon sagtest - davon spricht, das die gekürzte Version die von ihm überarbeitete, also gewollte ist. Die Rohfassung (die zuerst verlegt wurde und auch wieder die von 2001 sein wird) war wegen Zeitdruck und Terminzwang keine "nüchterne, knappe und konzentrierte Darstellung" (so Belyj selbst), sondern "nebelhaft schwülstige Rhetorik". Das freut mich natürlich... irgendwie..., obwohl Belyj sicherlich leicht übertreibt. So gesehen, ist auch sein Satzfetzen-Metaphern-Buch "Kotik Letajew" eher letzteres...
Art & Vibration
"nebelhaft schwülstige Rhetorik". *lol* sagt er das? Genau den Eindruck hat man aber wirklich.
Ich habe statt des Statt eines Vorwortes das Vorwort selbst :P Statt des Vorwortes das Statt eines Vorwortes zu lesen wäre anscheinend aber auch ganz interessant gewesen :)
Nachtrag: Im eigentlichen Vorwort geht es übrigens um eine kurze Einordnung Petersburgs und des Newskij Prospekts.
Und da fällt mir auch wieder ein, was mich an der Neuübersetzung noch so genervt hat. Die ist so bieder wortwörtlich übersetzt, dass es dann z.B. auch Newskij Straße oder Platz heißt oder so Sachen.
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[i]Poka![/i]
Ja, sagt er selbst... "nebelhaft, schwülstige Rhetorik".
Das, was bei dir dann also als Vorwort im Buch steht, ist bei mir der Prolog. Vor diesem dann das "Statt eines Vorworts".
Ich kann es ja mal kurz zitieren, wenn es bei deiner Fassung nicht enthalten ist, ist ja nicht all zu lang:
Zitat von Belyj
Statt eines Vorworts
In der letzten russischen Fassung von "Petersburg" folgt der Autor der Berliner Ausgabe (1922); diese bietet einen beträchtlich (um mehr als ein Drittel) gekürzten Text; beim Vergleich hinterlassen die beiden Fassungen einen völlig unterschiedlichen Eindruck; gleich als ob sich in "Peterburg" etwas Grundlegendes verändert habe; für den Leser der ersten Fassung ist das "Petersburg" der vorliegenden Ausgabe ein neues Buch.
Für den Autor ist es nur die Rückkehr zu seinem ursprünglichen Anliegen, wogegen die erste Ausgabe eine Rohfassung bietet, der (Zeitdruck unter Terminzwang) nicht beschieden war, bis zur Endfassung zu reifen; die nüchterne, knappe und konzentrierte Darstellung (so hatte "Petersburg" dem Autor bei der Konzipierung vorgeschwebt) ist in der Rohfassung zu nebelhaft schwülstiger Rhetorik geworden.
Besonders freut den Autor, dass ihn die vorliegende Ausgabe von dem Vorwurf befreit, den "dramatischen" Text von "Petersburg" völlig verstümmelt zu haben; daran ist nicht der Autor schuld, sondern der Unstern, unter dem die Inszenierung der Bühnenfassung von "Petersburg" gestanden hat.
Kutschino, 12. Dezember 1927
Andrej Bely
In der Aufbau-Bibliotheks-Fassung ist zum Glück auch die Übersetzung gelungen.
Art & Vibration
Ja, ziemlich unbekannt in Deutschland. Schwob ist Franzose, der den Symbolisten nahestand. "Das gespaltene Herz" sind Erzählungen, die man dem Bereich der Phantastik zuordnen kann. Die Geschichten sind Robert Louis Stevenson gewidmet, den er auch ins Französische übersetzte. Manche Geschichten sind sehr raffiniert, auch nachdenklich. Eine Geschichte bezieht sich sogar auf ein Platonzitat. Die Autoren, auf denen er Einfluss hatte ist durchaus beachtlich: u.a. André Gide, Jorge Luis Borges, William Faulkner, auch auf Paul Léautaud, der hier im Forum schon mal aufgetaucht ist.
Liebe Grüße
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Marguerite Duras: Der Schmerz Da bin ich so mittendrin.
Aus dem Klappentext: "Paris im April 1945: Marguerite Duras wartet auf eine Nachricht von ihrem Mann Robert, der in ein deutsches Konzentrationslager verschleppt worden ist....
Danach werde ich einen Portugiesen lesen:
Mário de Sá-Carneiro: Lúcios Bekenntnis
Der Autor war mit Pessoa befreundet. Sie gaben die Zeitschrift "Orpheu" heraus, die nur in zwei Nummern im Jahre 1915 erschien.
Liebe Grüße
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Die letzten beiden Monate waren in der Pipeline....
Aus den Händen einer kolumbianischen Senora/angefangen: Roberto Bolano 2666
Aus den Händen der Wiederverwertung: Proust/Renate Wiggershaus und Bachtexte von Breitkopf&Härtel
Aus einer Freundeshand: Schöne Fabeln des Altertums/Äsop-Phädrus-Babrios
Aus meinem Theatersalat: Schiller Gedichte/insbesondes: Pompeji und Herkulanum
Zu dem buddh. Studium/weiter: Geshe Kelsang Gytso/ Sinnvoll zu Betrachten/ Kommentar zu Pandits Shantideva: Die Lebensweise eines Boddhisattvas
Habe die Ausgabe vom "Deutschen Bücherbund - Stuttgart . Hamburg" - 1965, von Braunfels übersetzt. Ob es die beste Übersetzung ist, weiß ich nicht. Es gibt ja auch eine Ausgabe mit einem Nachwort von Heine, übersetzt von Tieck.
Habe bisher nur auf die Vorrede und die Sonette geblickt, und dies ist flüssig und gut zu lesen. Bei meinem Buch handelt es sich um eine Dünndruck-Ausgabe. Ich mag Dünndruck. Sind 1165 Seiten.
Lese gerne mit, wenn du dann beginnest, auch wenn ich aufgrund einiger Ratschläge schon öfter davor gewarnt wurde. Will mir aber doch einen eigenen Eindruck verschaffen. Ein Buch soll man ja auch nicht ewig warten lassen, es lässt sich ja immernoch in die Ecke pfeffern...
SONETT
Don Belianis von Griechenland an Don Quijote von der Mancha:
Ich brach, hieb, sprach, schlug Beulen, hab vollbracht
Mehr als der fahrenden Ritter ganz Geschlecht,
Kühn, brav, stolz, tausend Frevel schwer gerächt
Und hunderttausend wiedergutgemacht.
Der Ruhm verewigt meiner Taten Pracht;
Stets war mein Lieben sanft, freigebig, echt.
Im Zweikampf war ich jeder Pflicht gerecht;
Ein Riese galt als Zwerg mir in der Schlacht.
Zu Füßen mir hatt ich Fortuna liegen;
Am Stirnhaar hielt mein schlauer Sinn mit Spotte
Die kahle Glatze der Gelegenheit.
Doch hob sich auch mein Glück im steten Siegen
Über des Mondes Hörner - Don Quijote,
Auf deine Heldentaten hab ich Neid.
(Seite 16 - Miguel de Cervantes Saavedra "Der sinnreiche Junger - Don Quijote - von der Mancha")
Art & Vibration
"Der König der Romantik", während der Frühromantik hat er das übersetzt, 1799-1801. Shakespeare hat er ebenfalls übertragen, wie auch Schlegel. Die Romantiker waren sehr um Wahrung der Form bemüht. Aber in Tiecks Fall soll das wohl zu Lasten der humoristischen Poenten gehen.
Braunfels scheint mir gängig. Aber ich überlege doch ernsthaft, in die Neuübersetzung zu investieren. Die ist sehr teuer, soll aber gut sein. Gegen eine schöne illustrierte Ausgabe hätte ich aber auch nichts einzuwenden. Hm.
Freue mich auf jeden Fall, wenn dus dann auch lesen möchtest. Geben hier bescheid, wenn ich loslege ;)
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[i]Poka![/i]