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Ist "Mord" ein natürlicher Trieb im Menschen?
RE: Ist "Mord" ein natürlicher Trieb im Menschen?
in An der Philosophie orientierte Gedanken 28.01.2010 13:21von LX.C • 2.821 Beiträge
Heute noch was bei Horkheimer/Adorno gefunden, das für das Thema vielleicht interessant ist.
Auf die Menschheit bezogen:
"Die Vernunft spielt die Rolle des Anpassungsinstruments und nicht des Quietivs, wie es nach dem Gebrauch, den das Individuum zuweilen von ihr machte, scheinen könnte. Ihre List besteht darin, die Menschen zu immer weiter reichenden Bestien zu machen, nicht die Identität von Subjekt und Objekt herbeizuführen. Eine philosophische Konstruktion der Weltgeschichte hätte zu zeigen, wie sich trotz aller Umstände und Widerstände die konsequente Naturherrschaft immer entscheidender durchsetzt und alles Innermenschliche integriert. […]
Soviel ist in der Tat am Anthropomorphismus richtig, daß die Naturgeschichte gleichsam mit dem glücklichen Wurf, der ihr im Menschen gelungen ist, nicht gerechnet hat.
Seine Vernichtungsfähigkeit verspricht so groß zu werden, daß – wenn diese Art sich einmal erschöpft hat – tabula rasa gemacht ist. Entweder zerfleischt sie sich selbst, oder sie reißt die gesamte Fauna und Flora der Erde mit hinab, und wenn die Erde dann noch jung genug ist, muß – um ein berühmtes Wort zu variieren – auf einer viel tieferen Stufe die ganze chose noch einmal anfangen."
(Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung, Fischer, Frankfurt/M. 2008, S. 235-236.)
Und im Speziellen:
"Die Wahrscheinlichkeit ist, daß die lebendige Substanz, die in jedem dieselbe ist, auch bei den äußersten Taten dem gleich starken Druck der körperlichen Verfassung und des individuellen Schicksals von Geburt an, die den Verbrecher dazu führten, sich in keiner Gestalt hätte entziehen können, daß du und ich, ohne die Gnade der Einsicht, die uns durch Verkettung der Umstände zuteil geworden, gehandelt hätten wie jener, da er den Mord beging."
(Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung, Fischer, Frankfurt/M. 2008, S. 240.)
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[i]Poka![/i]
RE: Ist "Mord" ein natürlicher Trieb im Menschen?
in An der Philosophie orientierte Gedanken 28.01.2010 21:50von Zypresserich (gelöscht)
Zitat von Patmöser
Die Hölle ist nicht irgendwann und irgendwo, die Hölle war und ist immer - hier und jetzt.
Genau. Im meinem Fall in Form einer Mathematiklehrerin, die meinen Sohn so fertigmacht, dass er leidet. Ja, Menschenkram eben.
- und was Deinen interessanten Beitrag anbelangt, Patmöser, frag ich einfach mal: Wohin soll's uns denn bringen (w/Fortschritt)?
RE: Ist "Mord" ein natürlicher Trieb im Menschen?
in An der Philosophie orientierte Gedanken 29.01.2010 08:09von Bea • 680 Beiträge
Zitat
Genau. Im meinem Fall in Form einer Mathematiklehrerin, die meinen Sohn so fertigmacht, dass er leidet. Ja, Menschenkram eben
Erinnert mich an meine Tochter als sie noch in ein Gymnasium gegangen ist. Dort gab sie Nachhilfeunterricht, für ein kleines Entgeld. (Tachengeld) Der Junge war aufgeweckt und gut in der Schule, aber in Mathematik hatte er eine Blockade. Meine Tochter ging zu ihm nach Hause und erfuhr nach einer gewissen Eingewöhnungszeit- er hatte Pupertätsprobleme und Druck von den Eltern! Meine Tochter schaffte es, dass dieser Junge sich um zwei Zensuren nach oben verbesserte. Manchmal hilft ein junges/ hübsches Mädchen auf die Sprünge...
Der Bezug des Menschen zu Orten und durch Orte zu Räumen beruht im Wohnen. Bauen/ Wohnen/ Denken - Heidegger Martin
RE: Ist "Mord" ein natürlicher Trieb im Menschen?
in An der Philosophie orientierte Gedanken 29.01.2010 12:50von ascolto • 1.289 Beiträge
Werter Martinus,
nun, ich kann deine Anfrage nur buddhistisch beantworten, im Sünne, allet uisch Leere um die Lehre.... hierzu:
Die Dharma erfasst das geistige Kontinium alls leer, also sozusagen als Spiegel. Es ist aber meist, also bei mir, angefüllt mit endlosen Loops an Projektionen: Erlebnissen, ergo, Erfahrungen, Bildern (Filme) usw. Daraus erschliessen sich mir u.a. Assoziationsketten, im negativen Fall Verfestigungen (Vorurteile usw.) In diesem Sinne ist der Geist überhäuft und angefüllt mit den endlosen Lebensbelangen die was sind? Keine causale Intelligenz? Wohl eher aus einer ängstlichen festgesurrten Energie: Anhaftungen. Also Vorsorge?
Im Buddhismus (Tantra) betrachtet man den eigenen Geist als Energie der sich aus verschiedenen Energien schöpft. Doch wie beim Spiegel, klaren nur die "guten" Energien, nicht die Zerstörrerischen. Ergo, der Spiegel wird klar wenn er mit positiven Energien gepflegt, negative Energien trüben oder verschmutzen stark.
Eine Energie die allgemein als negative Energie betrachtet ist die Gewalt, sie hat den Ursprunk in Unwissenheit, Neid und Gier. Setzt sich aus Wut und Hass zusammen und ist in diesem Sinne, eine starke Verunreinigung, wenn sie nicht transformiert? Reinigen ist also Transformation der negativen Energien in Positive?!
Betrachtet man also den endlosen Geistessammler, so sammelt dieser Anhaftungen (auch Unterbewusst), füllt seinen Geist mit der Vorsorge, nicht mit dem Hier und Jetzt? Negative Energien, wie Gewalt, besetzen die Leere und daheraus handeln wir. Also uim Zyklus dieser Anhäufungen. Wenn man Gewalt betrachtet und transformiert, ua. mit dem Mittel des Mitgefühls, bleibt dann nur wenig oder keine Anhaftung zurück. Also, wenn man Gewalt betrachtet, sollte man mit der gleichen Energie, also Zeit sowie Raum diese transformieren, sonst dunkelt sie unsere Leere!
Also, Natural Born Killer, dieser erschreckende Film, kann transformiert werden, wenn man ihn versteht und wandelt, in positive, dh. gewaltfreie Energie
RE: Ist "Mord" ein natürlicher Trieb im Menschen?
in An der Philosophie orientierte Gedanken 30.01.2010 05:11von Martinus • 3.195 Beiträge
Zitat von ascolto
Also, Natural Born Killer, dieser erschreckende Film, kann transformiert werden, wenn man ihn versteht und wandelt, in positive, dh. gewaltfreie Energie
Hallo ascolto,
herzlichen Dank für deine buddhistische Sichtweisen. Transformation scheint im buddhistischen Denken eine große Rolle zu spielen, denke ich doch an die Tonglen-Meditation, Schmerz in Mitgefühl zu verwandeln. Das Transformieren von Gewalt in positive Energie stelle ich mir das als ungeübter, uneingeweihter Novizling natürlich nicht einfach vor, hat mich der Film, auch wenn wir gut darüber geschrieben haben, psychisch sehr angestrengt. Ich finde den Gedankengang aber sehr schön, Negatives in Positives zu verwandeln. Ich denke z.B. an Christus, der das Leid der Menschen, bzw. die Sünd' der Welt auf sich nehmen wollte. Daraus ergibt sich doch jetzt die Frage, ob er das Leid umwandeln wollte in Agape, für mich sich aber das Problem stellt, nachdem er gekreuzigt wurde, gestorben ist(ich weiß, eingefleischte Christen sehen das anders). Wie hätte er auf der Erde noch etwas transformieren können, wenn seine Perspektive am Kreuz das Paradies war? LUK 23,43:"Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein." Er war also der irdischen Welt schon abgewandt, könnte dort nichts mehr ausrichten, nur sein Tod eine Wandlung zum Paradiese hin, nachdem er vorher kurz in der Hölle gewesen sein soll. Was für interessanter theologischer Gedanke, wenn er im Sterben noch seine Liebe über die Welt zerstreut hätte. Dann wäre er ein Buddhist gewesen.
Liebe Grüße
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
RE: Ist "Mord" ein natürlicher Trieb im Menschen?
in An der Philosophie orientierte Gedanken 30.01.2010 09:53von Patmöser • 1.121 Beiträge
Zitat von Zypresserich
- und was Deinen interessanten Beitrag anbelangt, Patmöser, frag ich einfach mal: Wohin soll's uns denn bringen (w/Fortschritt)?
Ich sagte es schon einmal an anderer Stelle: Geschichte wiederholt sich oft auf geradezu perverse Weise und wir gehen wieder zurück in die Sklavenhalterordnung, alle Voraussetzungen dazu sind geschaffen, auch das Internet spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle.
Informationsfreiheit ist auch nur eine, mehr als bizarre Schindmähre, geritten von dem, des Name - Mammon heißt. Die apokalyptischen Reiter der Offenbarung haben da schon durchaus ihre Bedeutung...
(Meine Meinung, jedenfalls.)
Was dein persönliches Problem angeht, guter Zypresserich, da gibt es wohl nur zwei Möglichkeiten, entweder die gut Bürgerliche, oder die Brachiale...
Grüße,
Peter
RE: Ist "Mord" ein natürlicher Trieb im Menschen?
in An der Philosophie orientierte Gedanken 30.01.2010 14:45von ascolto • 1.289 Beiträge
Werter Martinus,
meine christliche Allerleibildung läßt keine feinzarte Agumentation zu, ich bin zuwenig belesen und habe außer dem Thomasevangelium kaum die Lehre kontempliert, daher sind mir die Zusammenhänge über die Evangelisten zu wenig präsent.
Ich unterscheide/bewerte aber keineswegs zwischen einer Lehre und einer Anderen, in dem Sinne, alle ethischen Tugenden, zb. auch die von Aristoteles sind solange sie eingeübt immer eine positive Energie für ein altruistisches Miteinander.
Und ich bin solange ein Befürworter für diese Tugendenden wenn der einzelne Geist sie für sich selbig und aus eigener Überzeugung lebt, achtet und bekundet.
Und vielleicht ist es dem Christus ja ähnlich wie dem Buddha erleuchtet? Die Lehre, also die Verbreitung durch das Wort ist das "Heilbringende", nicht das Körperleben eines Religionsstifter? Vielleicht ist der Religionstifter ja auch nur eine Metapher im Sinne eines Körperboten an dem man sich nicht verzurren sollte?
Mehr, zum "trage dein Kreuz" ein anderen Mal wenn ich dafür ein Zeitfenster.
Herzgrüße, dadd A
Werter Möser,
so uisch et, aber net pervers, nur menschelüch, alzu Menschelüch