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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst


#1

Gedanken vom Tag - allgemein

in Gedanken vom Tag 13.02.2010 15:27
von Taxine • Admin | 6.671 Beiträge

Hier nun die ganz allgemeinen Gedanken vom Tag, Tagebucheinträge und anderes.
(Damit nicht immer irgendwo hineingeschrieben wird.)

Hier darf jeder, wann immer er will und etwas zu sagen hat.
Hier gibt es kein Thema.

Der Ordner wird immer an erster Stelle stehen.


Liebe Grüße
Taxine




Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 13.02.2010 15:31 | nach oben springen
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#2

RE: Gedanken vom Tag - allgemein

in Gedanken vom Tag 13.02.2010 15:27
von Bea
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Der Text kann wie folgt zitiert werden:
Zeitschrift "Der Theologe", Hrsg. Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 6: Die Kirche - immer für den Krieg: Die evangelische Kirche 1813, 1870/71, 1914-18 ... Katholische und evangelische Kirche und Krieg heute, Wertheim 1999, zit. nach http://www.theologe.de/theologe6.htm, Fassung vom 11.2.2010

"Die Kirche - immer für den Krieg" (Kirche segnete Waffen und rief zum Krieg/ Evangelische Kirche

Also heute wird nicht gegackert, sondern gelesen!

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#3

RE: Gedanken vom Tag - allgemein

in Gedanken vom Tag 13.02.2010 16:00
von Patmöser • 1.121 Beiträge

Aus einem Brief Tschechows an A. N. Suworin, Moskau, 7. Januar 1889:

... Schreiben Sie mal eine Erzählung, wie ein junger Mann, Sohn eines Leibeigenen, früher Ladenjunge, Chorsänger, Gymnasiast und Student, erzogen zur Ehrfurcht vor der Rangordnung, zum Küssen von Popenhänden und zur Verehrung fremder Gedanken, der sich für jedes Stück Brot bedankte, der oft geschlagen wurde, der ohne Unterschuhe zu den Stunden ging, der sich prügelte, Tiere quälte, der gern bei reichen Verwandten zu Mittag aß, der vor Gott und den Menschen ohne jede Notwendigkeit, nur aus dem Bewußtsein seiner Nichtigkeit heuchelte - schreiben Sie, wie dieser junge Mann aus sich tropfenweise den Sklaven herauspreßt und wie er eines schönen Morgens aufwacht und fühlt, das in seinen Adern nicht mehr Sklavenblut, sondern echtes Menschenblut fließt...

Was aus diesem jungen Mann dann so alles wurde:

http://www.zeit.de/2010/03/A-Tschechow?page=1

http://wienerzeitung.at/Desktopdefault.a...tter=A&cob=4051

zuletzt bearbeitet 13.02.2010 16:17 | nach oben springen
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#4

RE: Gedanken vom Tag - allgemein

in Gedanken vom Tag 14.02.2010 20:01
von Patmöser • 1.121 Beiträge

Am 15. Juli 1904 kurz nach Mitternacht ließ der 44 Jahre alte Schriftsteller und Arzt Anton Tschechow in einem Hotel in Badenweiler angeblich zum ersten Mal in seinem Leben nach einem Fachkollegen rufen. Die von einer in seinen Lungen wütenden Tuberkulose hervorgerufenen Schmerzen waren unerträglich. Seine Frau, die Schauspielerin Olga Knipper, wollte ihm einen Eisbeutel auf die Brust legen, eine Geste, die der Kranke nur mit „Man legt kein Eis auf einen leeren Magen“ kommentierte. Als der Arzt nach Sauerstoff schicken wollte, bemerkte Tschechow, bis der da wäre, sei er längst tot. Darauf brachte man Champagner, von dem er ein ganzes Glas trank. Wenige Minuten später starb Tschechow.

Das liest sich wie der Tod eines großen Griechen, aber war Tschechow nicht selbst ein Grieche?
Wie schrieb Tolstoi so treffend über einige Erzählungen Tschechows: "Das ist wie feines Spitzenwerk, von einem keuschen Mädchen gefertigt".
Oder die Begeisterung Gorkis über Tschechows Erzählung - Die Dame mit dem Hündchen: "Weiter als Sie kann diesen Weg niemand gehen, niemand kann so einfach über einfache Dinge schreiben, wie Sie es können..., ein gewaltiges Werk tun Sie mit Ihrer kleinen Erzählung".

So einfach über einfache Dinge schreiben..., welch geistige Anstrengung dahinter steckte, wie tief verzweifelt und mutlos dieser große Mensch oft war und doch und trotzdem und immer wieder den Mut fand, neben seiner aufreibenden Arbeit als Arzt und seiner, ihn stetig aushöhlenden Krankheit, weiter zu schreiben, davon zeugt sein unsterbliches Werk.
Also, Tschechow lesen, oder neu endtdecken, oder vielleicht auch wiederentdecken, aber - bitte Tschechow lesen...

zuletzt bearbeitet 14.02.2010 20:40 | nach oben springen
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#5

RE: Gedanken vom Tag - allgemein

in Gedanken vom Tag 14.02.2010 20:20
von marlenja • 303 Beiträge

Hab vor kurzem Wolodja von ihm gelesen.
Eine Erzählung aus der mittleren Schaffensperiode Tschechows.
Mir war - er hätte eine ganz besondere Gabe - einem mitten hineinzunehmen
in die Erzählung so das man fast aus dem Traume erwacht - legt man das
Buch zur Seite. Die zweite Erzählung heisst: Das Glück. Bin gespannt...

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#6

RE: Gedanken vom Tag - allgemein

in Gedanken vom Tag 15.02.2010 08:34
von Bea • 680 Beiträge

Also ihr macht mich neugierig...




Der Bezug des Menschen zu Orten und durch Orte zu Räumen beruht im Wohnen. Bauen/ Wohnen/ Denken - Heidegger Martin

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#7

RE: Gedanken vom Tag - allgemein

in Gedanken vom Tag 15.02.2010 10:19
von marlenja • 303 Beiträge

Hab: das Glück gestern noch gelesen und war überrascht:

"Zur Hölle mit dir, Teufelsbrut!"
"Eine Satansbrut war dieser Alte."
"...davor hat mich der Herrgott bewahrt."
"Wenns der Teufel will."
"Herr, steh uns bei und sei uns gnädig."
"Gott möge mich strafen."


Das Buch habe ich gekauft und gedacht mal etwas
unschristliches zu lesen - also etwas ohne das von Gott
und dem Teufel die Rede ist.

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#8

RE: Gedanken vom Tag - allgemein

in Gedanken vom Tag 15.02.2010 10:22
von marlenja • 303 Beiträge

Zitat von Patmöser

Also, Tschechow lesen, oder neu endtdecken, oder vielleicht auch wiederentdecken, aber - bitte Tschechow lesen...



Ok - ich mach weiter mit lesen.
Die nächste Geschichte in dem Buch heisst:

Der Vater

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#9

RE: Gedanken vom Tag - allgemein

in Gedanken vom Tag 15.02.2010 10:39
von Patmöser • 1.121 Beiträge

Als James Joyce von einem guten Freund gefragt wurde, was er wohl für Gedanken gehabt habe, als er so versonnen in die Kamera schaute, da antwortete Joyce:
"Ich habe die ganze Zeit überlegt, ob ich den Fotografen nicht um zwei Schillinge anpumpen könnte".
Also typisch - Joyce.
(Aus: Richard Ellmann, James Joyce, eine Biographie, ST 3085, rund 1250 Seiten, mit Anhängen, sehr viel Bildmaterial, Stichwortregister, Bibliographie und Diskographie, Anmerkung und und und. Mehr Joyce gibt es einfach nicht. In seiner Ausfühlichkeit und teils humorigen "Angelsächserei" kommt auf dem deutschen Buchmarkt wohl nur Golo Manns - Wallenstein dieser Biographie am nächsten. Also Datailversessenheit, aber so interessant geschrieben, das es dann keinesfalls nervig wird, mit der Zeit.))

Angefügte Bilder:
Joyce.jpg
zuletzt bearbeitet 15.02.2010 10:56 | nach oben springen
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#10

RE: Gedanken vom Tag - allgemein

in Gedanken vom Tag 15.02.2010 11:36
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Zitat von Patmöser
rund 1250 Seiten



Das hört sich gut an!




Homepage: http://www.noctivagus.net/mendler
Facebook: http://www.facebook.com/people/Klaus-Mendler/1414151458
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#11

RE: Gedanken vom Tag - allgemein

in Gedanken vom Tag 15.02.2010 20:12
von marlenja • 303 Beiträge

Ein paar Sätze aus seiner Erzählung:

Der Vater

Alles gelogen.
Glaub mir kein Wort.
Entschuldige, Borenka. Ich sage dir die volle Wahrheit,
weil ich dein Engelsgesicht nicht gleichgültig anschauen kann.
Es muss ein grosses Unglück sein, so einen Vater zu haben!
Wohin mich doch meine Unverschämtheit gebracht hat, mein Gott!
Stolz wie ein Pfau bin ich zu dir gekommen, aber als ich dann
deine Sanftmut und dein Mitgefühl gesehen hab, da hat's mir
schier die Sprache verschlagen und das Herz im Leibe umgedreht.
Wie reich mich der Herrgott beschenkt hat!Solche Kinder hätte
nicht so ein Nichtsnutz wie ich verdient...!
Gelobt seist du oh Herr!
Gott bewahre einen vor so einem Vater! Gott hat mich euch als
Prüfung geschickt.
Anton Tschechow


Erschütternd die Selbstaussagen des Vaters gegenüber seinem Sohn.

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#12

RE: Gedanken vom Tag - allgemein

in Gedanken vom Tag 15.02.2010 21:11
von marlenja • 303 Beiträge

Am Ende steht noch das:


"Kann's nicht ausstehen, wenn irgend so ein Lümmel mich mitleidig anglotzt."

Im dunklen Flur aber presste er plötzlich das Gesicht an
den Aermel des Sohnes und fing an zu schluchzen...


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#13

RE: Gedanken vom Tag - allgemein

in Gedanken vom Tag 16.02.2010 11:01
von marlenja • 303 Beiträge

So geht es dann weiter mit dem Lesen:

Katschtanka

1. Kapitel: Danebenbenommen...

"Eine junge rotbraune Hündin - eine Mischung aus Dackel und Hofhund -,
deren Schnauze der eines Fuchses sehr ähnlich sah...."
(Anton Tschechow)


Jaja Hundegeschichten die das Leben schreibt:

Roco sieht von weitem einen Pudelrüden auf sich zukommen. Er fürchtet sich
vor dem Ranghöheren Tier obwohl der andere kleiner ist als er selbst. Na ja,
es bleibt ihm nichts anderes übrig als allen hundemut zusammenzunehmen und
dem immer näher kommenden Kerl zu begegnen. Er könnte natürlich auch die
Flucht wählen - zurück oder auf die Seite. Aber nein - das tut der liebe
Roco nicht. Als der Feind auf Tuchfühlung rückt - bleibt Roco einfach steif
stehen und lässt das Geschnüffel über sich ergehen. Uffwuff - geschafft! Der
andere zieht, nachdem er wichtigtuerisch und laut kläffend den Unterlegenen
von allen Seiten berochen - seines Weges. So vergehen die Tage und auch die
Nächste und die Uebernächste Begegnung gestaltet sich in dieser Weise. Doch
eines Tages hat Roco begriffen das der Kerl gar nicht so schlimm ist wie er
bellt und er geht ihm mit viel mehr Mut entgegen. Und siehe da - der andere
verhält sich ganz neutral nachdem der Roco sich auch nicht mehr so hündisch
ergibt. Heute - ach Du Freude: Sie spielten weltvergessen freudig wedelnd im
von der Wintersonne beschienen Felde und die Welt hat wieder einen Feind mehr
verschlungen...

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#14

RE: Gedanken vom Tag - allgemein

in Gedanken vom Tag 16.02.2010 16:50
von marlenja • 303 Beiträge

Seit Jahren hab ich ein Kochbuch mit Rezepten verschiedenster Getreidesorten.
Unter Gerste steht eines das: Bibelbrot, heisst: Gerstenmehl, Salz, Olivenoel und
Wasser zu einem Teig kneten und Portionenweise in einer Bratpfanne backen.
Wie das wohl schmecken wird? Den Teig hab ich gemacht...

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#15

RE: Gedanken vom Tag - allgemein

in Gedanken vom Tag 16.02.2010 18:09
von Lennie • 829 Beiträge

Das klingt und schmeckt dann wie "porrota" aus Indien. Absolut gängiges Rezept dahinten. Weiß allerdings nicht, ob das Mehl nu von der Gerste, vom Weizen oder sonstwoher stammt im Originalrezept. Bon appétit!

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