HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Zitat von larifant
Über den Buddhismus habe ich neulich auch gelesen, und zwar
hier.
Eins der wenigen Blogs, die ich verfolge.
Gruß,
L.
Tja, der Buddhismus ist eben auch nur "Glaube", eine weitere, dem Menschen so eigene Sehnsucht nach Unsterblichkeit (einer Über-Unsterblichkeit), und in der heutigen Zeit dabei dann auch noch zu einer mehr als dekadenten Haltung mutiert, die sogar in einem solchen Um-Sein (wie in jeder anderen Religion) Fanatiker hervorbringt, die vorgeben, die Welt heilen zu wollen, während sie doch nur versuchen, sich selbst zu überwinden.
Art & Vibration
Das ist jetzt zwar nicht meine Meinung per absolutum, allein ich fand den Textauszug so interessant: Zitat Die spirituell Interessierten unserer Tage sollten zur Kenntnis nehmen, daß die großen Lehrer der Menschheit von Lao Tzu bis Gautama Buddha, von Platon bis Jesus, und warum nicht auch Mohammed, im strengen Wortsinn nicht mehr unsere Zeitgenossen sind. Zitat Ende. Peter Sloterdijk, Du mußt dein Leben ändern, Seite 516.
Ich hau' mir jetzt schnell Ken Wilber "Wege zum Selbst" und seine Grenzen und Grenz-Illusionen um die Ohren:
Zitat von Wilber
Bei dem Versuch, die Gegensätze zu trennen und uns an die zu klammern, die wir als positiv beurteilen, wie z. B. Lust ohne Schmerz, Leben ohne Tod, Gut ohne Böse, laufen wir in Wirklichkeit Gespenstern ohne die mindeste Realität nach.
(Ja, ist nicht neu.)
... und danach Krishnamurti "Das Wesentliche ist einfach".
Art & Vibration
Werte Taxine,
an ein Leben in Achtsamkeit muss ich nicht glauben. Entweder ich strebe danach in meinem Handeln, oder ich lasse es bleiben. Das ist kein Glaubensdogma sondern eine Lebensentscheidung, nach dieser Weisheitslehre, den vier edlen Wahrheiten, zu leben oder nicht. Natürlich gibt es im Buddhismus auch Glaubensinhalte wie Wiedergeburt, Karma und diese Sachen, also diesen metaphysischen Überbau oder wie man es nennen will. Aber, wenn jemand ein achtsames Leben führt, dann ist es doch nicht entscheidend, dass man an Reinkarnation glauben muss. Wenn es so was gibt, wird ein achtsames Leben darauf seinen Einfluss haben, wenn es das nicht gibt, ist es wurscht. Meiner Meinung nach, ist der Buddhismus in erster Linie auf buddhistisches Handeln gerichtet als auf jenseitige Glaubensinhalte. Wenn man Zazen macht, muss man an gar nichts glauben. Buddhismus ist auch nicht eine Sache, es gibt verschiedene Formen u. Ausrichtungen davon. Ich vermute, der tibetische Buddhismus hat sehr viele Glaubensinhalte (siehe Harvard-Vorlesungen), aber auch in dieser Richtung, auch wenn es in Tibet glaube ich außerdem noch vier verschiedene Schulen gibt, so ist doch auch hier das Wesentliche, die Erforschung des Leidens und die Überwindung des Leidens.
Liebe Grüße
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Werter Martinus, ein achtsames Leben zu führen, bedarf keines Buddhismus.
Achtsam zu leben, das ist ein Grundinstinkt im Menschen, der nach und nach durch das Reiben mit der Welt verloren geht und wieder gelernt werden muss.
Buddhismus ist eine Möglichkeit, dorthin zurückzukehren.
Art & Vibration
Zitat von Martinus
Da bin ich durchaus deiner Meinung. Buddha selbst wollte keine Religion hochzüchten.
Überhaupt warst du schon immer achtsam. Du vertiefst es jetzt nur erheblich.
Art & Vibration
Ja, die Achtsamkeit, die macht die verschiedenen buddhistischen Strömungen zu wahren und breiten Wegweisern ins Leben hinein.
Darüber ist der Rest des Danachs oder Davors völlig unwichtig.
Danke, für deine schöne Antwort, werter Martinus. Obig.
Art & Vibration
Zitat von Taxine
Tja, der Buddhismus ist eben auch nur "Glaube"
Nein. Buddhismus ist eher ein Experiment mit dem eigenen Geist.
Ich kenne Buddhisten, die nicht an Reinkarnation glauben. Ich kenne Buddhisten, die nicht an Erleuchtung glauben. Ich kenne Buddhisten, die nicht an Buddha glauben. Eigentlich muss man nur glauben, dass Leben leiden ist - aber was heißt glauben, bezweifelt das ernsthaft jemand, der älter ist als 12? Dass es einen Ausweg aus dem Leiden gibt, muss man schon nicht mehr glauben, man bekommt nur ein Angebot: Versuch es mit Meditation, und du wirst sehen.
Buddhismus-Kritik ist natürlich wohlfeil. Irgendwie finde ich die auch oft amüsant: Von einem Musikkritiker wird erwartet, dass er etwas von Musik versteht, von einem Literaturkritiker wird erwartet, dass er etwas von Literatur versteht. Aber viele Buddhismus-Kritiker erinnern mich an Restaurant-Kritiker, die sagen: "Watt denn, foie gras, foie gras - is doch für'n Arsch, keen Vergleich zu der Currywurst von der Bude in der Gladbecker Straße gegenüber vom Obi ..."
Homepage: http://www.noctivagus.net/mendler
Facebook: http://www.facebook.com/people/Klaus-Mendler/1414151458
Tja, Experimente mit dem eigenen Geist kann sich allerdings auch nicht jeder leisten.
Hunger z. B. ist ein wirksames Gegenmittel. Zeitnot. Krieg.
Und in einer satten Gesellschaft führen die Wege des Geist-Experiments manchmal leider auch in Ausartung und Dekadenz.
Kritisch muss man daher auf alles blicken, und Kritik üben darf ebenso jeder (auch ohne Diplom).
Klar, das tiefere Erfassen ist unmöglich, wenn man nur an der Oberfläche kratzt.
Es wird viel pauschalisiert.
Finden wird man immer etwas, egal in welche Richtung man sich wendet.
Und Antworten erhält man sowieso nur durch sich selbst.
Art & Vibration