HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Wie ich sie satt habe, diese Menschen, die ihre Galle in Worte schmücken, die umringt von ihren eigenen Schatten an der Fröhlichkeit verzweifeln.
Dem Zyniker ist aller warme Gedanke
wie ein kalter Schauer.
Er schüttelt sich und krakelt,
denn Freude lässt sich schwerlich ertragen,
wenn sich bitter der Geschmack
über den Gaumen legt.
Am Schopf gepackt
den Zyniker,
eine zappelnde Marionette
am eigenen Faden.
Das Bein gezogen
und in die Menge gerotzt.
In seine Form gepresst
Beton aus Empfinden
hier er sich windet.
Wo er sich um sich selbst dreht
in Socken am Tisch
verkrampft
doch in den Stuhl gelehnt.
Über die Stirn
zieht sich die Ader,
ein Damm an Blut
und ein Pochen wirft
Vorstellung
von reißendem Gewässer.
Wordgemenge
an Galle.
Und an der Wand
zerteilt ein Schatten
sich ins Echo.
Staubiges Muster
mit Kratzern und Löchern.
Ironie ist etwas Feines, Sarkasmus ist manchmal unvermeidlich, doch Zynismus ist nur ein Zeichen für Verbitterung.

Art & Vibration


werthe Dame.
So diese wahren Zeylen,hier obig, dasch muss uns berühren, uns ins Herz stechen und hinfort die Gallensteyne schmettern damit sui net im Nierenboden die Bitterkoliken bis in den Geyst uns schmerzen! Ein Ende dieser Geysteshaltung vieler Zeytgenossen sollt uns von der Mißgunst befreien, denn die Erregung um das Leyd die dann der Elephantengeyst in die Wut trottet, daraus die Begierde, der Neid und das Unwissen uns den Zorn bläht auf das des Canibal Hass uns in den Zynismus treybt, das ist der Schmerzensschrey des Überheblichen, des Tänzers im Eytelscheytel aus dem die Bitterwonne strömt: "Wenn ich so leide dann soll das Gegenüber in meynem Spott ertränken, damit mein Schmerz hinfortgespühlt!"
Man nehme sui in die wohlwollenden zärtlichen Arme und streychel ihnen das Misstrauen aus den Augen, damit die Brust sich wieder richtet und das Kreuz getragen!
Ich danke ihnen,für diesen Gedanken und Diesen zu Zeylen.
ein A


Nichts zu danken, Wertester. Wir stehen hier auf gleicher Seite.
Zudem sollte der Mensch sich nicht immer nur von seinem Verstand lenken lassen. Der Zyniker erklärt sich alles aus seiner Logik, wobei für ihn "le coeur bien placé" völlig deplaziert wirkt. Doch gerade die Emotion, das Nachdenken in aller Philanthropie bringt das Verständnis für sich und die Welt mit sich. Sonst wären wir wohl alle nur kalte Massenwesen ohne Herz, ohne Regung, also nicht mehr menschlich...
Das wäre wirklich ein sehr zackiger Gang.
Herzlich
Taxine


wertheste tAxine,
oh doch, er sollte nur aus seinem altruistischem Verstand handeln, denn der bildet erst das Herz dass dann mit dem Wohlwollen, Mitgefühl und dem Gleichmut gefüllt?
Gedanken sind nur dann kühl wenn sie nur aus dem Fokus des Eigenvorteil gedacht.....
Grüße,
ein A


Der altruistische Verstand hat mit dem logischen Verstand wohl weniger zu tun. Das Herz ist ein Muskel, doch die Empfindungen, die daraus strömen, aus allen Nervenenden, die sollten frei strömen dürfen.
Wer sich aber zum Beispiel "die Liebe" mit Worten erklären will, statt mit Gefühlen, aus logisch erfassbaren Beispielen, statt im Fühlen und Ertasten, der kann sie nicht spüren, und somit auch nicht sich selbst und die Welt begreifen; und manchmal bleibt er dann eben auch als Zyniker zurück, denn hier schreit nur die Unsicherheit des Nicht-Verstehen-Könnens.
Ha...
Grüße
Taxine


Liebes Taxinchen.
Die Zyniker sind mir auch zuwider, weil sie nicht einmal mehr über ihren eigenen "Scherz" lachen können. Sie sind so frustriert, dass sie komisch wären, würden sie es nicht so ernst nehmen oder so offensichtlich nach den Wunden der anderen suchen.
Ich grüße euch
Ferro


Hallo Ferro, altes Eisen. Liebe Taxineeee.
Der Zyniker erweckt in mir immer nur Mitleid. Wenn er mir aber gegenüber steht und sich auslässt, könnte ich treten. Darum ist mein Innerstes wohl selbst irgendwo zynisch.
Es grüßt
Jo

Ich bin ein Zyniker.
Nicht aus Daffke oder aus Bequemlichkeit, nicht
um Atrozitäten zu vollbringen, die mich, für kurze
Momente zweifelhaften Ruhms, in den Mittelpunkt des
Seins versetzen und nach meinem Heraustreten aus
dem Lichtkegel eine Menge Zeugen, sprachlos erst,
zurücklassen, ob des gerade Gehörten, Erlebten.
Ich bin auch nicht schon Zyniker, wenn ich das Haus
verlasse oder sogar schon, wenn ich am Morgen auf-
stehe.. nein.
Ich bin ein Instant-Zyniker: just add normal stupi-
dity, brutality and I'm ready to go. Ich bin ein situ-
ationsbedingter Zyniker. Und ach, ich bin kein reiner
Zyniker, der sich seines Weltenekels behilft, indem
er ihn an arglose Zeitgenossen weiter gibt; ich treffe
immer die richtigen Ziele und trage Sorge, daß meine
Projektile nicht nur so an deren Oberfläche zerplatzen.
Wer sich jetzt regt und denken, sagen will: 'Hey, du bist
gar kein Zyniker, sondern...' dem würde ich an der gepunk
=teten Linie das Wort abschneiden und sagen: 'Sicher?'.
Die einzige tragbare Waffe gegen den unbewußten Zynismus
des Alltags, der Hierarchien, der sozialen Maschinen ist
der bewußte Zynismus, der in Situationen punktgenau auf
die schwächste Stelle der Maschine zielt: auf den Menschen.
Es ist das, was diese unsere Zeiten hergeben... noch.
Daß ich dennoch kein Ganztages-Zyniker bin, spricht, denke
ich, für mich.
*sssscrrreeeeaaaaach!!!*


