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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst


#1

Gedanken vom Tag - allgemein Nr. 3

in Gedanken vom Tag 11.06.2011 12:15
von Taxine • Admin | 6.701 Beiträge

Fast 30 Seiten an Gedanken vom Tag, ... wird Zeit für einen neuen Ordner!

Und ich beginne mit einigen Gedanken zum griechischen Geschehen:

Gestern war ich unterwegs in Saloniki. Um den weißen Turm herum sind etliche Zelte aufgebaut und finden Kundgebungen statt. Die Redner wechseln sich ab, die Menschen lauschen mit ernsten Gesichtern. Aus einem Wagen wird das Bier für einen Euro verkauft, aber die meisten trinken nichts. Am weißen Turm ist ein riesiges Plakat angebracht, auf dem steht: Nicht zu verkaufen!
Die Polizei ist anwesend, hält sich aber zurück. Alle Altersklassen sind versammelt, Kopf an Kopf, wie Ameisen, geht es schließlich auch hauptsächlich die arbeitende Bevölkerung an. Jung und alt, nebeneinander. Ein gutes Gefühl in diesen doch schlimmen Zeiten.

Mehrfach spürt man den Protest gegen die Sparmaßnahmen und Banken auch in den öffentlichen Medien. So kam es schon vor, dass das Programm (mitten im Film) einfach unterbrochen wurde und über eine Stunde lang ein Text erschien: Die Mitarbeiter des Senders ALTER protestieren gegen… oder: Bezahlt uns endlich, wir sind keine Idioten. Gestern kam eine kurze Ausstrahlung, wofür die laufende Sendung unterbrochen wurde, die eine Jacht zeigte, die fast in Zeitlupe über offene Wogen dahinglitt. Bald sah man das Gesicht (ohne schwarze Balken) eines Mannes, der fröhlich und stolz am Steuer stand. Hierbei handelt es sich um den Besitzer des Senders, der kurz zuvor von: „Wir alle müssen den Gürtel enger schnallen!“ sprach. Die Mitarbeiter des Senders zeigen ihrem Publikum, dass er sich gerade eben eine neue Jacht geleistet hat. Herrlich, diese Ironie und diese Macht, die in Deutschland in den Medien gar nicht erst möglich wäre. Solche Medien machen (noch) Spaß.

Einige Schritte weiter (ich bin wieder in Thessaloniki), ich dachte, ich sehe nicht richtig, öffnet sich ein Stand nach dem nächsten, kilometerweit. Dort werden Bücher angeboten, ein Verlag nach dem anderen zeigt sein Programm und seine Auswahl. Die Stände enden nicht, reihen sich fast ewig aneinander, soweit kann ich gar nicht blicken, geschweige denn laufen. Ich kann’s nicht glauben, dass ich hier eine Buchmesse erlebe, die auf mich wie eine Kirmes wirkt. Zuckerwatte, Hot Dogs und Popkorn werden dazwischen verkauft, kleine „KANTINA“-Wagen und Souflakistände bieten Kurzgebratenes an. Ich betrachte die Auslagen, entziffere Wittgenstein, Eco, Flaubert… Wenn man in der griechischen Sprache schon einmal die Zahlen vom Rest trennen kann, dann wird das Kauderwelsch verständlicher. Lesen ist nicht schwer, nur verstehen… Ein langer Weg.

Zum Glück gibt es hier auch etliche englische Ausgaben. So konnte ich neue Bücher von Bolaño und McCarthy entdecken, die noch gar nicht ins Deutsche übersetzt sind. Die Klassiker sind hier ziemlich günstig, wenn man bedenkt, dass es sich um normale Buchhandlungen handelt. Vier Euro für Tolstoi oder Dickens. Das hat was.




Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 11.06.2011 14:59 | nach oben springen

#2

RE: Gedanken vom Tag - allgemein Nr. 3

in Gedanken vom Tag 13.06.2011 20:32
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Zitat von Taxine
Wenn man in der griechischen Sprache schon einmal die Zahlen vom Rest trennen kann, dann wird das Kauderwelsch verständlicher. Lesen ist nicht schwer, nur verstehen… Ein langer Weg.



Lustig sind immer Schriftsteller mit H, da das neugriechische Alphabet diesen Buchstaben nicht kennt. So ist Hermann Hesse in Griechenland entweder als "Ermann Esse" oder als "Chermann Chesse" unterwegs ...

Aber zum Ernst des Lebens und der Politik: Wie die deutsche Regierung unlängst erst gezeigt hat, weiß sie sehr gut, wie man ein Land aus der Krise holt: Arbeitsplätze sichern, mit öffentlichen Aufträgen Wirtschaft ankurbeln (bloß nicht sparen!), Geld unter die Leute bringen, damit auch der private Konsum angeheizt wird. In Griechenland sorgen sie jetzt dafür, das nicht dies, sondern das genaue Gegenteil passiert - und nur weil ein eventueller Austritt Griechenlands aus dem Euro Milliardenverluste für die deutschen Banken bedeuten würde. Anstatt im Interesse Griechenlands zu handeln, geht es der EU nur um die Interessen der Banken - das ist ein Skandal, und eigentlich sollte ganz Europa zusammen mit den Griechen auf der Straße sein!




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#3

RE: Gedanken vom Tag - allgemein Nr. 3

in Gedanken vom Tag 13.06.2011 23:34
von LX.C • 2.821 Beiträge

Damit machst du's dir aber auch schön einfach. Warum schiebt man die Verantwortung immer auf andere? Griechenland ist ein Unschuldslamm? Beides muss sich die Wage halten, Hilfe - aber auch Selbstverantwortung! Wo soll denn das ganze Geld herkommen? Die Notmaßnahmen der Wirtschaftskrise konnten in Deutschland auch nur ergriffen werden, weil bestimmte Grundlagen schon vorhanden waren, unter anderem auch durch Maßnahmen, die den Griechen jetzt ans Herz gelegt werden. Soll man einfach immer schön weiter reinbuttern ins marode System? Ist doch genauso sinnlos. Was wäre denn Dein Lösungsansatz? Würde mich interessieren.

In Russland gibt es übrigens auch kein H.


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zuletzt bearbeitet 14.06.2011 00:15 | nach oben springen

#4

RE: Gedanken vom Tag - allgemein Nr. 3

in Gedanken vom Tag 14.06.2011 07:31
von Martinus • 3.195 Beiträge

Hier meine Meinung dazwischen.

Natürlich hat der griechische Staat die Eu verarscht, Zahlen geschönt, um der EU beitreten zu können. Die Regierung hatte es auch niemals in den Griff bekommen, dass der kleine Taxifahrer, der kleine Souvlaki-Budenbesitzer u.ä. sein Einkommen versteuert. Das Geld, die Umsatzsteuer, blieb beim Händler, d.h. dem Staat gingen dadurch Milliarden durch die Lappen. Ob der Staat selbst korrupt war, Politiker einzelne Gelder sich eingesackt hat, wie es in Rumänien üblich, wie in Deutschland der Peter Hartz usw. getan haben, weiß ich nicht. Ok. Jetzt ist Griechenland in der Misere. Natürlich muss einem pleiten Staat geholfen werden, es muss so geholfen werden, dass die Hilfe beim kleinen Mann ankommt. Die Hilfe kommt beim kleinen Mann an, wenn der kleine Mann Arbeit hat und Steuern bezahlt. Wenn der kleine Mann arbeitet, selber Geld hat und mit dem Geld was kauft, damit wird die Wirtschaft angekurbelt wird, und andere Menschen daran verdienen, d.h. der Wohlstand steigt. Ja, so sieht man es doch auch in Deutschland (auch wenn es in Deutschland massive Probleme gibt, da Zeitarbeit, d.h. Armut auch kultiviert wird, und daran zum großen Teil auch Jobcenter, ehemals ARGE, schuld sind, d.h., Menschen werden gezwunden, sich als Leiharbeiter zu bewerben).

Wie es z.Zt. aussieht, sind die MIllardenhilfen an Griechenland wie ein Fass ohne Boden. Der Bevölkerung Griechenlands geht es immer noch schlecht, offenbar, deshalb, weil das Geld nur in den Staat und in irgendwelche Banken versickert, von der EU-Hilfe bei der Bevölkerung nichts ankommt.

Griechenland kann nur wie folgt geholfen werden. Mit den EU-Geldern müssen die Geschäfte wieder aufgebaut werden, die in der Wirtschaftskrise pleite gegangen sind, vielleicht sogar auch ein Startkapital für die Menschen. Natürlich muss der Bürger in der Pflicht stehen, und das Bewusstsein tragen, dem Staat seine Steuern zu überweisaen, d.h. Staatskontrolle muss sein, Buchhaltungspflicht, eben so ähnlich wie in Deutschland. In Griechenland muss Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung dann natürlich auch geahndet werden. Insgesamt muss also beim Mittelstand auch ein Mentalitätswandel vonstatten gehen, dass der Einzelne weiß, dass er für die Gemeinschaft arbeitet, in zweiter Weise auch für sich selbst. Ja, so ähnlich wie in Deutschland.

Liebe Grüße
mArtinus




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
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#5

RE: Gedanken vom Tag - allgemein Nr. 3

in Gedanken vom Tag 14.06.2011 10:31
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Zitat von LX.C
Was wäre denn Dein Lösungsansatz? Würde mich interessieren.



Bedingungsloses Grundeinkommen für alle Griechen, finanziert von der EU (z.B. durch eine europaweite Finanztransaktionssteuer, die sogar in einer bescheidenen Höhe von 1 Promille schon 250 Millarden pro Jahr einbrächte - das nur zur ewigen Frage "wo soll es denn herkommen?"). Dann können die Leute wieder Geld ausgeben, die Wirtschaft erholt sich, die Regierung nimmt wieder Steuern ein. Das wäre wesentlich sinnvoller, als der Regierung immer neue "Kredite" zu geben, wo jeder weiß, dass die sowieso nie zurückgezahlt werden können. Aber wenn sie die Griechen jetzt weiter mit sozialen Einsparungen trietzen, wird die Bevölkerung bald so sauer, dass sie die Regierung stürzen (dauert nicht mehr lange!), aus der EU austreten, den Staatsbankrott erklären und bei Null neu anfangen.

Außerdem müsste der EU endlich klar werden, dass eine einheitliche Währung nur in einem einheitlichen Wirtschaftsraum funktionieren kann. Deshalb gibt es in Deutschland ja den Länderfinanzausgleich. In der EU soll es so etwas nicht geben - aber ohne geht es auch nicht: dies ist ein Geburtsfehler des Euro, der auf die eine oder andere Weise behoben werden muss.

Und alle Staaten sollten sich langsam darauf einstellen, dass die Zeiten des Wachstums bald vorbei sein werden, spätestens wenn die Ölvorräte erschöpft sind. Dann wird es auch generell nicht mehr möglich sein, dass Staaten sich durch "Schulden" finanzieren. Deshalb auf längere Sicht: Gemeinwohl-Ökonomie auf globaler Ebene.




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#6

RE: Gedanken vom Tag - allgemein Nr. 3

in Gedanken vom Tag 14.06.2011 11:11
von LX.C • 2.821 Beiträge

Zitat von Roquairol
Bedingungsloses Grundeinkommen für alle Griechen


Warum nur für die Griechen und nicht für uns alle - dafür wäre ich. Arbeit als Grundlage der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung ist doch heute längst überholt. - Schönen Dank für deinen Denkansatz.


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zuletzt bearbeitet 14.06.2011 11:11 | nach oben springen

#7

RE: Gedanken vom Tag - allgemein Nr. 3

in Gedanken vom Tag 14.06.2011 11:24
von LX.C • 2.821 Beiträge

Zitat von Martinus
Die Hilfe kommt beim kleinen Mann an, wenn der kleine Mann Arbeit hat und Steuern bezahlt. Wenn der kleine Mann arbeitet, selber Geld hat und mit dem Geld was kauft, damit wird die Wirtschaft angekurbelt wird, und andere Menschen daran verdienen, d.h. der Wohlstand steigt.


Deutschland hat seit der Wirtschaftskrise in den 80er Jahren aber auch mächtig abgespeckt und umstrukturiert. Ein starker Staat braucht auch eine solide Basis. Alles so lassen wie es ist kann man also auch nicht. Letztlich sieht jeder nur seinen persönlichen Vorteil, vom Politiker bis zum Beamten. Roquairol Vorschläge finde ich gut, dennoch müssen gleichzeitig auch die innerstaatlichen Missstände beseitigt werden, die zu der Misere führten. Sonst hat das langfristig vermutlich auch keinen Sinn.


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zuletzt bearbeitet 14.06.2011 11:39 | nach oben springen

#8

RE: Gedanken vom Tag - allgemein Nr. 3

in Gedanken vom Tag 14.06.2011 11:53
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Zitat von LX.C

Zitat von Roquairol
Bedingungsloses Grundeinkommen für alle Griechen


Warum nur für die Griechen und nicht für uns alle - dafür wäre ich. Arbeit als Grundlage der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung ist doch heute längst überholt. - Schönen Dank für deinen Denkansatz.




Wenn dann die Deutschen rebellieren und rufen: "Grundeinkommen wollen wir auch" - um so besser ...

Mißstände wie Korruption müssen natürlich bekämpft werden, aber wir sollten uns auch nicht einreden lassen, die Probleme seien nicht systemimmanent, sondern nur durch einzelne Mißstände bedingt. Und auch das darf nicht auf die Schultern der einfachen Leute abgeladen werden. In meiner Lieblingstaverne auf Samos war es immer üblich, dass einmal im Monat die Stammgäste abends zu einer geschlossenen Gesellschaft eingeladen werden und alles umsonst haben - das dürfen sie jetzt offiziell nicht mehr machen und müssen dann an diesen Abenden Scheinrechnungen ausstellen, für den Fall, dass eine Steuer-Kontrolle kommt. Solche absurden Resultate erzeugt jetzt der Kampf gegen die Steuerhinterziehung in Griechenland. Und die wirklich Reichen finden wie immer ihre Wege, dem zu entgehen.




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#9

RE: Gedanken vom Tag - allgemein Nr. 3

in Gedanken vom Tag 14.06.2011 12:08
von LX.C • 2.821 Beiträge

Nicht als Antwort gedacht, sondern wirklich als Gedanke.

Die Geschichte der Arbeit und der Ökonomie ist doch eine Jahrtausendlange. Umdenkprozesse fanden schon immer sukzessive über Jahrhunderte statt. Wie soll man da verlangen, dass im Fall Griechenland urplötzlich ein Schalter umgellt wird und die Menschen zu ganz neuen Ansätzen und zur Einigkeit finden? Dafür ist der Mensch von zu vielen verschiedenen Interessen determiniert. Könnte man es leicht auf solche Grundsätze bringen, frei nach Cibulka: Die geistige Freiheit des einzelnen und das tägliche Brot als soziale Zielstellung sind für alle Menschen denkbar, dann wäre ja alles in Ordnung. Aber sie sind eben nicht für alle Menschen annehmbar – darin liegt doch das Problem.


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zuletzt bearbeitet 14.06.2011 12:09 | nach oben springen

#10

RE: Gedanken vom Tag - allgemein Nr. 3

in Gedanken vom Tag 14.06.2011 12:34
von LX.C • 2.821 Beiträge

Zitat von Roquairol
In meiner Lieblingstaverne auf Samos war es immer üblich, dass einmal im Monat die Stammgäste abends zu einer geschlossenen Gesellschaft eingeladen werden und alles umsonst haben - das dürfen sie jetzt offiziell nicht mehr machen und müssen dann an diesen Abenden Scheinrechnungen ausstellen, für den Fall, dass eine Steuer-Kontrolle kommt. Solche absurden Resultate erzeugt jetzt der Kampf gegen die Steuerhinterziehung in Griechenland. Und die wirklich Reichen finden wie immer ihre Wege, dem zu entgehen.



Man stößt ja schon innerhalb der eigenen vier Gartenzäune ökonomisch auf systemimmanente Schranken. Wo man vor zwanzig Jahren noch Nutztiere halten durfte, ist das heute untersagt - verboten. Man verbietet dem Mensch auf seinem eigenen Grund und Boden für seine eigene Versorgung zu sorgen. Der Mensch wird immer artfremder.


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#11

RE: Gedanken vom Tag - allgemein Nr. 3

in Gedanken vom Tag 14.06.2011 14:05
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Zitat von LX.C
Die geistige Freiheit des einzelnen und das tägliche Brot als soziale Zielstellung sind für alle Menschen denkbar, dann wäre ja alles in Ordnung. Aber sie sind eben nicht für alle Menschen annehmbar – darin liegt doch das Problem.



Für alle denkbar, aber nicht für alle annehmbar? Ich glaube, ich verstehe nicht ganz, was du meinst ...




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#12

RE: Gedanken vom Tag - allgemein Nr. 3

in Gedanken vom Tag 14.06.2011 22:30
von LX.C • 2.821 Beiträge

Zitat von Roquairol

Zitat von LX.C
Die geistige Freiheit des einzelnen und das tägliche Brot als soziale Zielstellung sind für alle Menschen denkbar, dann wäre ja alles in Ordnung. Aber sie sind eben nicht für alle Menschen annehmbar – darin liegt doch das Problem.



Für alle denkbar, aber nicht für alle annehmbar? Ich glaube, ich verstehe nicht ganz, was du meinst ...




Die geistige Freiheit des einzelnen und das tägliche Brot als soziale Zielstellung sind für alle Menschen denkbar - das ist aus einem Zitat von Cibulka. Der Nachsatz stammt von mir.

Damit ist gemeint, dass die Umsetzung solch einer Maxime wünschenswert -denkbar- wäre, praktisch aber nicht umsetzbar ist, da nicht alle Menschen gleichermaßen eine soziale Zielsetzung verinnerlichen, annehmen oder gar annehmen wollen.

Die gescheiterten Sozialismusversuche sind ein Beispiel.


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zuletzt bearbeitet 14.06.2011 22:36 | nach oben springen

#13

RE: Gedanken vom Tag - allgemein Nr. 3

in Gedanken vom Tag 14.06.2011 23:13
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Zitat von LX.C


Damit ist gemeint, dass die Umsetzung solch einer Maxime wünschenswert -denkbar- wäre, praktisch aber nicht umsetzbar ist, da nicht alle Menschen gleichermaßen eine soziale Zielsetzung verinnerlichen, annehmen oder gar annehmen wollen.

Die gescheiterten Sozialismusversuche sind ein Beispiel.



Okay, deshalb befürworte ich ja die Gemeinwohl-Ökonomie, die gerade nicht davon ausgeht, dass alle Menschen aus Idealismus sich für das Gemeinwohl einsetzen, sondern durch ein konkretes System von Vergünstigungen bzw. Benachteiligungen Unternehmen und Einzelne dazu anreizen will. Also je mehr Engagement für das Gemeinwohl, desto weniger Steuern usw. - ein sehr interessanter Ansatz, finde ich.




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#14

RE: Gedanken vom Tag - allgemein Nr. 3

in Gedanken vom Tag 16.06.2011 09:23
von Roquairol • 1.072 Beiträge

Sehr interessant ist der Film Debtocracy, den man im Internet gucken kann (mit englischen Untertiteln, die deutschen funktionieren offenbar noch nicht).
In dem Film wird der Begriff der "illegitimen Schulden" eingeführt. Dies ist eigentlich eine Erfindung der USA, die nach dem Irak-Krieg erklärt hatten, die alten Schulden des Irak würden nicht zurückgezahlt, da sie von einem unmoralischen Regime gegen den Willen des Volkes angehäuft worden seien.
In Griechenland ist es aber auch so, dass die aus wenigen Familien bestehende politische Elite Schulden machte, um damit Prestige-Projekte zu finanzieren (Olympische Spiele ...), Rüstungsgüter wie U-Boote oder andere Projekte, für die sie hohe Bestechungsgelder kassierten (Siemens ...).
Deshalb wird in dem Film vorgeschlagen, ein vom Volk (nicht von den alten Eliten) direkt gewählter Konvent solle in Griechenland nach dem Vorbild von Ecuador prüfen, woraus sich die Schulden genau zusammensetzen (das scheint seltsamerweise niemand genau zu wissen und auch nicht wissen zu sollen) und welche Schulden davon illegitim sind - diese werden nicht bezahlt. Finde ich gut!




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zuletzt bearbeitet 16.06.2011 09:24 | nach oben springen

#15

RE: Gedanken vom Tag - allgemein Nr. 3

in Gedanken vom Tag 22.06.2011 11:45
von Martinus • 3.195 Beiträge

Diverse Aufräumaktionen in der Wohnung und im Keller. Vieles entsorgt. Dabei mir im Keller eine Bücherkiste in die Hände gefallen ist, die einige Schätze birgt. Besonders gefreut hat mich eine gebundene Ausgabe "Auf zwei Planeten" von Kurd Lasswitz, der erste nenenswerte Science Fiction-Autor Deutschlands. Weiterhin schöne Ausgaben in Frakturschrift:
1)Samuel Butler: Der Weg alles Fleisches
2) Gustav Freytag: Soll und Haben
3) als drittes besonders erwähnenswerte sind Bücher von Gustav Geijerstam, einem Skandinavier. Mich haben hier Buchtitel gereizt wie "Kampf der Seelen" und "Das Haupt der Medusa", gelesen habe ich das nie und habe keine Ahnung, ob sich das lohnen würde.
4)Werner Bergengruen: Der große Alkahest
5) Alja Rachmanowa: Ehen im Roten Sturm, Tagebücher (das einzige in Nichtfraktur); von derselben Autorin: Geheimnisse um Tartaren und Götzen, Erlebnisse einer jungen Russin aus dem Ural.

Weiterhin habe ich wiederentdeckt Tibor Bálint: "Der schluchzende Affe", ein rümänisch/ungarischer Autor. In diesem Roman spiegelt sich die Geschichte Siebenbürgens von etwa 1920- 1965. Ich verspreche mir viel davon.

Im Rahmen meiner Bücherschau konnte ich feststellen, dass ich von Oliver Hilmes, "Die Witwe im Wahn" zweimal habe. Großartige Biografie über Alma Mahler-Werfel. Wer von unseren Forumlern das Buch haben möchte, dem schicke ich ein Exempar gerne zu. Nur nicht drängeln, der erste bekommt es.




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
zuletzt bearbeitet 22.06.2011 13:21 | nach oben springen


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