HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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RE: Phasen des Nichtslesens
in An der Literatur orientierte Gedanken 08.11.2012 09:05von Roquairol • 1.072 Beiträge
Zu diesem Thema gibt es einen Dialog von Novalis zwischen einem Vielleser und einem, der das Wenig-(aber-intensiv-)Lesen verteidigt ...
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RE: Phasen des Nichtslesens
in An der Literatur orientierte Gedanken 08.11.2012 16:29von LX.C • 2.821 Beiträge
Zitat von Jatman1
Gibt es sowas? Ja gibt es. Hätte ich ein paar, z.B. ein recht guter Freund, Abteilung Manager. Ich versteh mich mit ihm 1a. Nur mit Lesen, kannste knicken. Macht der nicht. Und zwar wirklich nicht. Kaum zu glauben aber wahr. Gibt noch ein paar e c h t e Nichtleser. Aber zu privat.
Mit Nichtlesern bin ich selbst reichlich in meinem Umfeld gesegnet, die mir alle lieb und teuer sind. Da haben wir uns wieder einmal missverstanden. Meine Frage ging dahin, ob Du Menschen kennst, die Nichtleser ablehnen würden. Ein solcher Charakter ist mir nämlich noch nie begegnet.
Ich glaube auch, es verhält sich eher umgekehrt, man wird als Leser von Literatur gerne mal beschmunzelt (ohne von Ablehnung zu reden), da es nicht im Einklang mit dem materialistischen Werteverständnis unserer Gesellschaft steht.
@ Krümel: Ich lese auch sehr langsam, Krümel, und kann mich nicht immer dabei konzentrieren
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[i]Poka![/i]
RE: Phasen des Nichtslesens
in An der Literatur orientierte Gedanken 08.11.2012 17:31von larifant • 270 Beiträge
Zitat von LX.C im Beitrag #17
Meine Frage ging dahin, ob Du Menschen kennst, die Nichtleser ablehnen würden. Ein solcher Charakter ist mir nämlich noch nie begegnet.
Ich bekenne, ein solcher Charakter zu sein.
Hochmütige Nichtleser und Moralprotze können mir gestohlen bleiben.
Zitat von LX.C im Beitrag #17
man wird als Leser von Literatur gerne mal beschmunzelt (ohne von Ablehnung zu reden), da es nicht im Einklang mit dem materialistischen Werteverständnis unserer Gesellschaft steht.
Die hier diskutierte Idee, dass die Quantität der Lektüre von Belang wäre, wurzelt in einem ähnlichen Werteverständnis.
Gruß,
L.
RE: Phasen des Nichtslesens
in An der Literatur orientierte Gedanken 08.11.2012 17:42von Jatman1 • 1.188 Beiträge
@ LX.C
Ja, missverstanden.
"Ich glaube auch, es verhält sich eher umgekehrt, man wird als Leser von Literatur gerne mal beschmunzelt (ohne von Ablehnung zu reden)"
Da kann ich in etwa mitgehen. Wenn eine einem nicht näher stehende Personen mitbekommt, dass man liest, ist Reaktion meist nicht selten, dass man auf einen der gerade aktuellen Bestseller angesprochen wird. Entgegnet man was man selbst gerade liest, ist das in der Regel der Themen-Killer. Thema Lesen ist durch. Maximal noch eine Anmerkung vom Gegenüber, dass man bei dem Buch welches er gerade liest auch eine Menge lernen könne. Das mache es so interessant und lohnend.
Ist zwar ein bisschen überheblich, erlebe ich aber so. Nunja, aber eben auch Leser. Keine Nicht-Leser
Nichtleser, kann man sich über Gelesenes faktisch überhaupt nicht nähern. Es ist ihnen ein fremdes Gebiet. Wenn man das akzeptiert, kann man mit jenen durchaus klarkommen. Was nicht geht ist, einem Nichtleser zu versuchen etwas zum Lesen nahezulegen. Das ist dann die Situation die entsteht, dass über einen geschmunzelt wird. Im besten Fall; teilweise geht man allein deswegen bereits als weltfremder Spinner durch. Nein - w ü r d e man durchgehen, denn wer das versucht hat eben auch etwas nicht mitbekommen.
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RE: Phasen des Nichtslesens
in An der Literatur orientierte Gedanken 08.11.2012 17:44von Jatman1 • 1.188 Beiträge
@Larifant
H o c h m ü t i g e Nichtleser sind was absolut anderes als Nichtleser. Erst der Hochmut macht sie ja zu sicheren Voll-Pfosten. Nicht das Nichtlesen.
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RE: Phasen des Nichtslesens
in An der Literatur orientierte Gedanken 09.11.2012 12:17von Krümel • 499 Beiträge
Zitat von LX.C im Beitrag #17
Ich lese auch sehr langsam, Krümel, und kann mich nicht immer dabei konzentrieren
Ja, eben, wenn man sehr langsam liest, aus welchem Grund auch immer, ist man verpflichtet zu genießen, wenn man dafür allerdings keinen Nerv hat, auch aus welchem Grund auch immer, legt man das Buch lieber gleich wieder weg, dann hat es überhaupt keinen Sinn. (Ich weiß nicht wie es ist, wenn man etwas schnell überfliegen kann, ob dann dafür die Konzentration noch reicht ... )
RE: Phasen des Nichtslesens
in An der Literatur orientierte Gedanken 09.11.2012 15:20von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Zitat von Krümel
Ja, eben, wenn man sehr langsam liest, aus welchem Grund auch immer, ist man verpflichtet zu genießen, wenn man dafür allerdings keinen Nerv hat, auch aus welchem Grund auch immer, legt man das Buch lieber gleich wieder weg, dann hat es überhaupt keinen Sinn.
Ich finde allgemein, dass Lesen immer ein Genuss bleiben sollte. Kein Zwang. Kein Sich-selbst-Herausfordern. Keine Notwendigkeit. Wenn der Kopf nicht frei ist, sollte lieber gar nicht gelesen werden und sich anderen Dingen gewidmet werden. Ich kann überhaupt nur dann lesen, wenn ich die Ruhe und auch die Muße dazu habe.
Zur Schnelligkeit des Lesens: Ich denke, es kommt auch immer (neben den genannten Gründen) auf das Buch selbst an. Wenn man ein erfüllendes Werk erwischt, dann gibt es nichts Schöneres, als sich lange und ausführlich mit diesem zu beschäftigen. Dann will ich z. B. überhaupt nicht, dass es endet. Kennt sicherlich jeder.
Und wenn ich, wie in manchen Büchern erwähnt, endlich das eine Buch finde, das auf jeder Reise tausende ersetzt, dann wird das Genießen noch einmal eine ganz neue Kunst.
Art & Vibration
RE: Phasen des Nichtslesens
in An der Literatur orientierte Gedanken 09.11.2012 20:42von Roquairol • 1.072 Beiträge
Zitat von Krümel im Beitrag #21Zitat von LX.C im Beitrag #17
Ich lese auch sehr langsam, Krümel, und kann mich nicht immer dabei konzentrieren
Ja, eben, wenn man sehr langsam liest, aus welchem Grund auch immer, ist man verpflichtet zu genießen, wenn man dafür allerdings keinen Nerv hat, auch aus welchem Grund auch immer, legt man das Buch lieber gleich wieder weg, dann hat es überhaupt keinen Sinn. (Ich weiß nicht wie es ist, wenn man etwas schnell überfliegen kann, ob dann dafür die Konzentration noch reicht ... )
Das ist wohl eine Frage des persönlichen Stils. An der Uni habe ich mal einen anderen Studenten kennengelernt, der las zur Vorbereitung auf eine Seminarsitzung Nietzsches "Geburt der Tragödie" in einer Woche zwanzigmal. Offenbar in einem irrsinnigen Tempo und oberflächlich, aber dafür öfter. Ich las das Buch nur einmal, aber dafür gründlich. Der Effekt war am Ende aber doch wohl der gleiche ....
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RE: Phasen des Nichtslesens
in An der Literatur orientierte Gedanken 09.11.2012 21:08von Jatman1 • 1.188 Beiträge
"der las zur Vorbereitung auf eine Seminarsitzung Nietzsches "Geburt der Tragödie" in einer Woche zwanzigmal."
Manche Dinge leiste ich mir einfach nicht zu glauben.
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RE: Phasen des Nichtslesens
in An der Literatur orientierte Gedanken 09.11.2012 21:17von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Zitat von Jatman1 im Beitrag #24
"der las zur Vorbereitung auf eine Seminarsitzung Nietzsches "Geburt der Tragödie" in einer Woche zwanzigmal."
Manche Dinge leiste ich mir einfach nicht zu glauben.
Kannste ruhig glauben. Nietzsches "Tragödie" ist nicht allzu lang.
Sagen wir mal so: Einmal am Tag ist drin. Also sieben Mal hat er es bestimmt geschafft.
Zweimal am Tag ist auch drin. Wären dann schon vierzehn Mal.
Hat er die Nacht noch einmal eineinhalb Stunden drauf verwendet, dann kommt's hin. Einundzwanzig Mal blankes Rekordlesen. Dann sollte es aber auch endgültig sitzen.
Art & Vibration
RE: Phasen des Nichtslesens
in An der Literatur orientierte Gedanken 11.11.2012 13:29von Jatman1 • 1.188 Beiträge
Ich habe vorige Woche ein Buch gekauft. Erschienen 1890. Und nun?!
Dieses Buch hat auch eine längere Phase des Nichtlesens, genauer des Nichtgelesenwerdens, durch, konkret 122 Jahre! Man kann keine Seite aufschlagen, die Seiten sind noch garnicht aufgeschnitten; oben als auch unten. Irgendwie irre. Ich aber werde es nun lesen (habe bereits die ersten Seiten aufgeschnitten)- also eine Art First-Reader. Ich hoffe auf den Bildern erkennt man es.
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RE: Phasen des Nichtslesens
in An der Literatur orientierte Gedanken 11.11.2012 21:58von Jatman1 • 1.188 Beiträge
The book-ripper has done.
Die Seiten aufgeschlitzt und gelesen. Die Ex-Besitzer haben was verpasst. Hätten mal schlitzensollen. Eine orginelle poetische und zugleich kritische Auseinandersetzung mit Dostojewskis philosophisch - mystischen Schwächen.
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RE: Phasen des Nichtslesens
in An der Literatur orientierte Gedanken 13.11.2012 16:02von LX.C • 2.821 Beiträge
Ja, so Glücksfunde muss man haben. Ich hab dagegen neulich eine antiquarische Begegnung der unheimlichen Art gehabt. Ein Buch, das von einer Ratte oder so angeknabbert war; aber richtig doll am Einband. Da hat sichs jemand richtig schmecken lassen. Im Ernst, was manche Buchhändler noch zu verkaufen versuchen, ist echt eine Frechheit.
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[i]Poka![/i]
RE: Phasen des Nichtslesens
in An der Literatur orientierte Gedanken 13.11.2012 22:30von Jatman1 • 1.188 Beiträge
Ich bin da nicht so der Anspruchsvolle. Einiges würde ich gern und problemlos, von Ratten angefressen, kaufen, wenn der Preis stimmen würde. Was ich jedoch letztlich wirklich ärgilich fand: In einer Essay-Sammlung fehlte das Inhaltsverzeichnis. Das fand ich dann schon daneben.
Übrigens bekommt man beim Googeln vom Begriff Leseratte, fast ausschließlich Comics bzw. Fotos von Kindern. Hat mich überascht. So. Haben wir das auch geklärt.
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RE: Phasen des Nichtslesens
in An der Literatur orientierte Gedanken 13.11.2012 22:56von LX.C • 2.821 Beiträge
Bin nach dieser Diskussion in eine komische Situation geraten. Da hat mich eine alte Dame gefragt, was ich nach der Arbeit machen würde, da ich nicht so erscheinen würde, als wenn ich auf der Couch vor dem TV meine Zeit verbringen würde. Da hab ich doch tatsächlich kurz gezögert und überlegt, als wenn man sich nun dafür schämen müsste, zu lesen. Das ging mir dann noch zu weit. Hab geantwortet wie es ist: Viel lesen. - Fertig!
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[i]Poka![/i]