HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Bei mir geht im Augenblick auch kaum etwas ... Daher Zwischenphase: Mark Polizzotti "Revolution des Geistes" - Das Leben André Bretons.
Art & Vibration
Werde jetzt auch mit dem "Laden" von Strittmatter beginnen. Übrigens hat mir "Waldrausch" von Ganghofer richtig gut gefallen, muss man sich jetzt schämen Am meisten beeindruckt hat, dass alles plastisch vor dem Auge entstand, ich hatte beim lesen eher den Eindruck, ich lese ein Drama anstatt Prosa, so als ständen die Figuren auf der Bühne.
"Das Leben verschmälert sich, wenn man nur mit Wörtern über es redet, die einem vorgeschrieben sind."
(Strittmatter "Der Laden", Buch 2)
Art & Vibration
Bin wieder bei Cees Nooteboom gelandet. "Nootebooms Hotel" ist für mich eines seiner besten Reisebücher.
"Doch die Menschheit wird wohl immer Heimweh nach der Zeit haben, in der Landkarten Gemälde waren, mit Kaisern, Greifen und Einhörnern, Karten, auf denen Windrosen auf Meeren blühten, die noch kein Mensch befahren hatte, nach der Zeit, in der jedes Schiff, das in See stach, mit einer anderen Karte zurückkehrte als jener, mit der es aufgebrochen war, nach der Zeit, in der die Rätsel größer waren als ihre Lösung und die Welt sich noch mit einer Narrenkappe zeigen konnte."
Art & Vibration
Ich bin ziemlich raus. Ich bräuchte gute Lektüre für die Reise, aber weiß mir keinen Rat so richtig.
Mit Strittmatters Bienenkopp habe ich übrigens so ziemlich das gleiche Problem wie seinerzeit mit Der Weg ins Leben. Sobald die ersten Schwierigkeiten kämpfend überwunden sind, wirds so richtig schön programmatisch langweilig.
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[i]Poka![/i]
Zitat von LX.C im Beitrag #6
Ich bin ziemlich raus. Ich bräuchte gute Lektüre für die Reise, aber weiß mir keinen Rat so richtig.
Ist schwierig. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Lektüre vor allen Dingen leicht sein muss. Aber du wirst schon was Geeignetes finden.
(Vielleicht spricht dich ja die russische Tragik an? Ich weiß nur nicht, ob es sich als Reiselektüre eignet. Mir hat's gefallen, aber ich bin ja zu diesem Zeitpunkt auch nicht gereist. )
Art & Vibration
Ja, das wäre was für mich, Martinus, sonst schon, ganz recht. Aber im Moment muss ich weg von diesen ganzen Themen. Auch die russische Tragik ist momentan nichts für mich, ich will jetzt lieber russische Leichtigkeit erleben - so in etwa . Was Leichtes, ganz richtig, das wärs. Aber auch da muss man eben erstmal das Richtige finden. Also werde ich beim Schweren bleiben und die ruhigeren Stunden nutzen, endlich Moby Dick zu lesen. Wie ich gesehen habe hat das lange Werk kurze Kapitel. Das ist genau das Richtige momentan, denke ich. Die Dünndruckausgabe von Matthias Jendis übersetzt, die nehme ich mit.
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[i]Poka![/i]
Russische Leichtigkeit, dann Fasil Iskander oder Petrow und Ilf mit "Zwölf Stühle".
Ich bleibe bei Nooteboom. Sein "Hotel" war grandios. Das erneute Lesen seiner Reisebücher ist einfach nur ein Genuss für mich. Gut, dass ich mit einem eher schlechten Gedächtnis gesegnet bin (wie Nooteboom), so dass ich den Text auch wiederholt neu erlebe. Das macht Spaß. Ich lese also "Im Frühling der Tau". Das ist Nootebooms Buch über seine östlichen Reisen.
Sie beginnen in Persien, dann Japan, Birma, Malaysia, Borneo, Thailand und enden schließlich in Macau. Aber Nooteboom führt den Leser ja nicht nur einfach durch irgendwelche Länder, seine Reisen führen immer auch in die Kunst, in die Literatur, in die Filmgeschichte, in die Weite, über das Meer, in Katakomben, über staubige Straßen, durch Kathedralen, in Revolutionen, Gefängnisse, in unterschiedliche Kulturen und in die Historie, also zurück in Jahrhunderte, durch die hindurch all die großen Geister, „diese überlebensgroßen Gestalten schreibend, intrigierend, denkend und vögelnd getanzt sind“ (Zitat Nooteboom), während man gleichzeitig immer in der Gegenwart, im Jetzt bleibt, geführt durch die Stimme des Niederländers.
Danach will man entweder ein Buch aufschlagen, selbst eins schreiben, einen Nussbaum pflanzen, einen Fellini-Film gucken (… „es gibt nur einen Künstler, verteilt auf tausend Millionen Inkarnationen. Kunst entsteht zwischen dem, was man weiß, zwischen der materiellen Welt und diesem merkwürdigen Chaos, das wir in uns haben, was für eine Form es auch annehmen mag, es ist bestenfalls ein sehr prekäres Gleichgewicht zwischen dem Bewussten und Unbewussten – jeder lebt in dieser gefährlichen und phantastischen Welt zwischen Dingen, die man weiß oder nicht weiß, zwischen Hell und Dunkel, um darin eine Form von Ordnung zu schaffen, das ist Kunst …“ (zitiert aus "Nootebooms Hotel", dort ein Interview, das Nooteboom mit Fellini führt ...) oder man will ganz einfach den Koffer packen.
Aber jetzt ab nach Persien und Asien:
"Über Glück denkt man weniger nach als über Unglück. Vielleicht liegt es daran, weil man weiß, dass das, was man selbst als Chaos und Labyrinth empfindet, in Wirklichkeit von einer simplen, schlichten Ordnung ist, an der man nie teilhaben kann."
("Im Frühling der Tau")
Art & Vibration
Echt? Die muss ich auch sehen. Kennst du die von Bulgakows "Meister und Margarita"? Man benötigt zwar, wie immer, viel Zeit, aber datt lohnt sich.
Art & Vibration
Nee, du, kenne ich nicht. Habe "Zwölf Stühle" nur durch Zufall gesehen. Erstaunlicherweise im Originalton mit Untertitel im deutschen TV. Da schaltet man natürlich nicht weg
So und ich habe mich neben Moby Dick nun für Woinowitsch - Die denkwürdigen Abenteuer des Soldaten Iwan Tschonkin entschieden.
Das liest sich richtig gut an
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[i]Poka![/i]