HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Weil die Segel nun gerefft und auf immer am Mast vertüddert sind, und in Zukunft viel Zeit sein wird um sich zu Bebüchern, so eröffne ich dann den Lesemonat Juni.
Als erstes Buch und weil ich von William Somerset Maugham noch nichts las:
Books and You, eine kleine persönliche Geschichte der Weltliteratur. Aus dem Engl. von Matthias Fienbork. Diogenes-Verlag.
Hier schreibt ein feiner Mensch, der sein Leben lang viele, viele Bücher gelesen hat, mit einem heißen Herzen über Bücher und Schriftsteller der Weltliteratur.
Sehr und unbedingt empfehlenswert!
Dann habe ich mich in ein Buch "verliebt" und und die Verfilmung gleich dazu:
Ian McEwan: Abbitte. Diogenes-Verlag. Und dann der Film mit Keira Knightly, James McAvoy und Saoirse Ronan, welch ein Meisterwerk.
und jetzt folgen Zementgarten, Solar, am Strand..., weil ich finde, der Mann führt eine außerordentlich feine Feder.
Winter in Maine?! Meine Erwartungen waren wohl zu groß.
Und (fast) alles von Stendhal noch einmal lesen, außer "Lucien Leuwen", das wird dann eine Erstlesung, auf die ich mich bersonders freue.
Grüße in die Runde und immer eine Handbreit Bücher im Leseregal!
Endlich Bienkopp geschafft. Und das Buch endet so traurig - furchtbar Aus heutiger Sicht eine Parabel auf alle, die es ernsthaft gut meiten und an dem kranken System scheitern mussten; auch wenns damals wahrscheinlich genau umgekehrt gemeint und Bienkopp als Vorbild wirken sollte. Strittmatters Kritik ist nicht zu überlesen.
Ansonsten ist gestern die Iwankiade eingetroffen. Wie siehts aus, Annelie?
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[i]Poka![/i]
Zitat von Patmos
Dann habe ich mich in ein Buch "verliebt" und und die Verfilmung gleich dazu:
Ian McEwan: Abbitte. Diogenes-Verlag. Und dann der Film mit Keira Knightly, James McAvoy und Saoirse Ronan, welch ein Meisterwerk.
Ja, der Film hat mir auch sehr gut gefallen, das Buch kenne ich nicht. Habe aber "Der Zementgarten" damals gelesen. Hervorragend geschrieben. Überhaupt gefallen mir die Literaturverfilmungen mit Knightley. Sie hat irgendwie ein klassisches Gesicht und passt in die jeweiligen Rollen. Sehr zu empfehlen und äußerst nahe am Buch orientiert ist auch die zweiteilige Neuverfilmung von "Doktor Schiwago". Knightley spielt die Lara.
Nicht so gefallen hat mir die Verfilmung von "Anna Karenina". Zu viel Bühne und Kitsch. Und, eigenartigerweise, hat mir "Stolz und Vorurteil" als Film tatsächlich besser gefallen als das Buch. Das ist mir auch noch nie passiert, ebenfalls besetzt mit Keira Knightley.
Zitat von LX.C
Ansonsten ist gestern die Iwankiade eingetroffen. Wie siehts aus, Annelie?
Bin dabei, Alex. Lese nur noch Pisemskis "Im Strudel" zu Ende. Ein unterhaltsames Werk, muss ich schon sagen. Erinnert mich etwas an Lermontow. Die russische Gesellschaft und die Umbruchstimmung, samt Liebe, Schmerz und tollen Charakteren. Ebenso beeindruckend fand ich die Beschreibung einer traumhaft spartanischen Wohnungseinrichtung:
"Seit langem wohnte Miklakow am Twerskoj-Boulevard billig zur Untermiete. Er lebte noch immer wie einstmals als Student, hatte nur ein etwas größeres Zimmer gemietet, und zwar nicht um des persönlichen Komforts willen, sondern weil sich im Lauf der Zeit sehr viele Bücher bei ihm angesammelt hatten, die er irgendwo unterbringen musste. Die übrige Einrichtung war noch ganz die alte: dasselbe eiserne Bett des Studenten, derselbe Schreibtisch – der von Tintenklecksen übersät und von einem Taschenmesser ganz zerschnitten war -, derselbe Ohrenstuhl für den Hausherrn und einige wacklige Stühle für die Gäste."
(Alexej F. Pisemski "Im Strudel", Manesse)
Art & Vibration
Zitat von Taxine im Beitrag #4Zitat von Patmos
Dann habe ich mich in ein Buch "verliebt" und und die Verfilmung gleich dazu:
Ian McEwan: Abbitte. Diogenes-Verlag. Und dann der Film mit Keira Knightly, James McAvoy und Saoirse Ronan, welch ein Meisterwerk.
Ja, der Film hat mir auch sehr gut gefallen, das Buch kenne ich nicht.
Ich würde dir dieses Buch unbedingt an das Herz legen. Vieles was, naturgemäß, im Film nicht umgesetzt werden konnte..., du kennst das ja.
Es hat am Anfang so kleine Längen, aber gerade im zweiten Teil schafft es McEwan einige wirklich gewaltige und unvergessliche "danteische" Bilder zu zeichnen, die ganze Atmosphäre der Erlebnisse, egal ob Cecilia, oder Robby, oder Briony, ist dermaßen dicht und tiefgehend, das ist schon ein großes Meisterwerk und eine der dramatischten Erzählungen, die ich in den letzten Jahren las. Unsere Höllen, egal ob innen oder außen..., das kommt in diesem Buch wunderbar zum Ausdruck.
McEwan ist einer der wenigen "Modernen", die mich nicht enttäuschten.
Ehe ich es vergesse, ich beginne diesen Monat und endlich mit:
Nathaniel Hawthorne-Der scharlachrote Buchstabe
darauf freue ich mich besonders, denn schon seine Erzählungen fand ich sehr lesenswert.
Iwankiade - die Erzählung ist sehr interessant, greift die Problematik der Vetternwirtschaft und des Amtsmissbrauchs sowie das Klima der Angst vor Benachteiligung bei kritischer Parteinahme in der ehem. Sowjetunion auf, ist aber sehr biographisch, dokumentarisch und kann mit dem Tschonkin als Roman nicht mithalten. Der wird auch in der Iwankiade thematisiert und bleibt für mich nach wie vor das Paradestück Woinowitschs.
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[i]Poka![/i]
"… aber es ist schwer, sich von dem abwärtsführenden Weg zu erheben; die Pfützen des Lebens schlagen oft über manchem Idealistenkopf zusammen."
Ich habe ein erstaunliches Buch entdeckt. Emil Szittya "Das Kuriositäten-Kabinett".
Untertitel: Begegnungen mit Landstreichern, Verbrechern, Artisten, religiös Wahnsinnigen, sexuellen Merkwürdigkeiten, Sozialdemokraten, Syndikalisten, Kommunisten, Anarchisten, Politikern, Künstlern.
Muss man dazu noch mehr sagen? Ich denke, nicht.
Vielleicht das als kleiner Auszug:
Zitat von Szittya
"Sympathisch sah er gerade nicht aus. Er war Flamländer und hatte eine sehr bunte Vergangenheit. Man erzählt, er sei Arzt in Genf gewesen und habe die etwas unsaubere Art von „Médicin secret“ betrieben. Seine Kundschaft bestand meistens aus Menschen, die von irgendwo eine Erbschaft zu erwarten hatten. Er beförderte dann die Verwandten mit einem gutgemischten Gift ins Jenseits, wofür er von den glücklichen Erben 30 Prozent der Erbschaft bekam. Als man ihm sein sauberes Handwerk legte, simulierte er den Wahnsinnigen, und es gelang ihm, aus der Verstandsfabrik zu flüchten …"
Mit Verstandsfabrik ist übrigens die Irrenanstalt gemeint. Ich weiß nicht, welche Bezeichnung mir besser gefällt...
Das Buch wurde 1923 verlegt und gewährt einen großartigen Eindruck in die damalige Zeit der Außenseiter und Gesellschaftsansichten. Eine gute Ergänzung, wenn man z. B. an Foucaults "Wahnsinn und Gesellschaft" Freude hatte.
Art & Vibration
Ich schwelge !!! - Dan Franck "Montparnasse und Montmartre". Ein Wahnsinnsbuch, so spannend und schön erzählt, so lebendig ... selbst, wenn man die ganzen Typen und Umstände kennt. Und mit so viel Humor.
"Es war einmal ein Dichter, der war so arm, so schlecht untergebracht und so mittellos, dass er, als ihm die Académie francaise einen Sitz anbot, um Erlaubnis bat, den Sessel nach Hause mitnehmen zu dürfen."
(André Salmon)
Art & Vibration