HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Ich lese gerade von Elfriede Jelinek - rein GOLD (und vergebe eine 1 + auf Fabulierfähigkeit, sprachlich gilt sie in meiner Lit.-Welt als unschlagbar) und von Luiz Ruffato - Es waren viele Pferde (4 - wegen angestrengter, verschiedener Stilbemühungen in 69 cuts über Sao Paulo). @ Ruffato bin ich ausnahmsweise mal, lesedurstig nach langer, unbelletristischer Zeit, der Werbung im Zusammenhang mit der frankfurter Buchmesse aufgesessen, wie toll er sei, allein: die 18 Euro hätte ich mir sparen können (böse böse). Ohne Punkt und Komma (in manchen Cuts) konnten andere besser, Sätze mit SPO und die Hauptwörter überfrachtet mit Beiwörtern kann jeder Schüler, Pisse Scheiße Ficken schreibt heute jeder, ah egal, lest selbst rein über google amazon oder wo auch immer, doch lieber nicht. Hab die Hälfte bis zum Ende nur noch überflogen, kein Gewinn, nix Neues, Rabelais war vor Jahrhunderten schon besser.
Aaaber, nu kommt's: David Foster Wallace - Der bleiche König wurde heute versandt an mich, da freu ich mich drauf wie Depp. Kann nur gut werden, das kommende Wochenende.
Zitat von Krümel im Beitrag #3Oh, hehe, nicht doch, nicht doch. Sowas verkrafte ich als Schwere-Kindheits-Geschädigter gar nicht.
Heeee, Zypresserich ist wieder da, ich freu mich gerade riesig!
David Foster Wallace ist bei mir gelandet in Form seines unvollendeten und glücklicherweise von Helferlein nach seinem Tod herausgebrachten Romans Der bleiche König. Endlich mal wieder Stoff, der einen vom Wortschatz, Stil, Ideen usw. her so richtig im Hirn rockt.
Übrigens gibt es auch, fällt mir da grad ein, von Thomas Pynchon ein neues Machwerk, allerdings zunächst auf Englisch, wen's betrifft: Bleeding Edge
http://www.amazon.com/Bleeding-Edge-Thom...k/dp/B00C5R78JM
muss wohl auch (wie Wallace) sehr Amerikanisch sein, nicht zuletzt wegen Spielzeit 2001 vor und nach September und überhaupt.
Meine, wie immer, etwas "prachtvolle" Liste:
* Die Tagebücher von Franz Kafka
* Rüdiger Safranski: Schopenhauer und die wilden Jahre der Philosophie
* Das Handbuch der Religion von Mircea Eliade und Ioan P. Couliano
* Die Gedichte von Nelly Sachs "Suche nach Lebenden"
* Eine Monographie von Simone Weil
* "Ich bin in der Natur geboren" von Hans Arp
* Max Frisch durch den Wind gelesen
* Eine Biografie über Nietzsche
* Schlaftrunken die Sterne Nevfel Cumart
* Die Biografie von Mahatma Gandhi
etcetera ... mal schauen, welches Buch mich intuitiv anspricht.
In etwa so:
Picasso
Was mich ja mal interessieren würde ist, ob Elfriede Jelinek auch David F. Wallace' Der bleiche König liest, wo sie doch selbst schon Pynchon übersetzt hat (das erkläre ich jetzt nicht logisch); und was Peter Handke als nächsten Versuch plant, nach dem stillen Ort und nun den Pilzen. Jaja, schlau ist der schon, der Handke, mal so als Geschäftsmann betrachtet. Schön nur, dass man heute in die Werke reinlesen kann, und somit werde ich mir Handkes stillen Ort und auch die Pilze nicht kaufen, bei allem Respekt vor seiner Fabulierfähigkeit (bringt mir thematisch keine Horizonterweiterung). Naja, ok, vielleicht mal in ein paar Jahren, wenn die Dinger für 1, 2 Euro im Netz unterwegs sind. Mir gefällt bei Handke wie bei Wallace wie bei Jelinek, wie sie es schaffen, zu einem Thema (also z. B. Handke Versuch über die Müdigkeit oder die Jukebox oder eben aktuell Jelineks rein GOLD) hunderte von Seiten zu füllen. Nicht, dass ich das auch gerne würde; ich hab's da privatschriftlich lieber mit zack-bumm kurz und schmerzlos zu einem Thema, also etwa so: Klappe zu, Affe tot, ein Schlag mit dem Stock lol; Handke würde daraus vermutlich einen Versuch über den Affen unter der Guillotine machen und damit bei Suhrkamp 120 groß bedruckte Seiten (14er Pitch) für 18 Euro verkloppen können hihihi; doch beeindruckend ist das bei den Vorgenannten schon (die Teigwälzungsfähigkeiten, sag ich mal), vor allem auch, wie sie es schaffen, es dann um die halbe Welt zu verkaufen. Das meine ich jetzt nicht negativ: ich finde es beeindruckend.
Also ich bin jetzt im Bleichen König schon auf Seite 224 und habe mir ernsthaft überlegt, diverse Stellen hier einzustellen, weil ich von DFWs Schreibe mal wieder völlig begeistert bin; doch dann dachte ich mir, ich mache es mir einfach und verweise auf das "Social Reading" (uäh was für ein Begriff) hier: www.derbleichekoenig.de.
Zitat von Taxine im Beitrag #7
Von Arp gib' mal Rückmeldung, Mark.
und "Schlaftrunken die Sterne" würde mich auch interessieren.
Demnächst werde ich wohl eher die ewige Wiederkehr feiern ... da ich bei Walter Kaufmanns Nietzsche hängen geblieben bin ... damit gilt meine Wertschätzung erst mal diesem vielseitigen Geist ... aber ich werde gerne beizeiten etwas zu Hans Arp schreiben.
...*
Über ihn und in Nietzsches Werk könnte ich immer wieder lesen. Danke für den Tipp. Mal sehen, ob er schon im Regal steht.
Art & Vibration
Zitat von LX.C im Beitrag #1
Golo Mann - Wallenstein
liest sich ausgesprochen gut, diese Symbiose aus Geschichtsschreibung und Erzählung. Golo Mann hat eine schöne Sprache, die stilistisch fließt, eine aufmerksame Art, den Leser einzubeziehen und weiß Langeweile auch an zäheren Stellen zu vermeiden.
Danke!
Ich habe aus keinem, keinem Buch soviel über den dreißigjährigen Krieg erfahren, wie aus seinem großartigen Wallenstein. Der Golo war mir schon immer symphatischer als sein mannischer Vater.
(Golo war das hässliche Kind der Familie, sozusagen als humoriger Ausfluss des rabenväterlichen Humors. Der Trave-Thomas hatte einfach eine gewaltigen Stich in's allzu Herrliche.)