HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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the long hard road out of hell - Marilyn Manson
Eine Autobiographie.
Ich bin gespannt.
Die Spurensuche nach Dostojewskis Humor kann ich mir immer mal gelegentlich wieder geben. Die gibt es jetzt als Beikonsum. Der Typ packst ständig viele Worte in eine Tüte und lässt sie dann knallen. Und das immer wieder. Wenigstens ein hellroter Faden wäre nicht schlecht . . .
Krümel, darf ich Dein neues Bildchen als eine Realadaption des meinigen ansehen?
www.dostojewski.eu
>>Krümel, darf ich Dein neues Bildchen als eine Realadaption des meinigen ansehen?<<
Oh - ja, kann man so sehen. Ich bin jetzt schon ein paar Mal darauf angesprochen worden, ob ich jetzt spanne und ob ich mein Bildchen nicht ändern könnte, man kommt sich so beobachtet vor. Ich sag dazu nur: Nein! mir gefällt´s.
Mir ist was Herrliches in die Hände gefallen: Ein Reisetagebuch von 1906. Der Autor reist über Russland nach China, das sich damals kurz nach dem Boxeraufstand in vollen kolonialen Wirren befand. Was macht er in China? Als Fabrikant muss er dort Geschäfte in Ordnung bringen, die durch die Pleite eines - heute würde man sagen - Vertriebs in Schieflage geraten sind. Nichtsdestotrotz beschreibt er vordergründig seine Reiseeindrücke von Russland bis China auf eine herrlich lebendige und auch witzige Weise. Man erfährt über damalige Reisekultur, das Leben, ja, und die Denkweise eines Bürgerlichen des Deutschen Kaiserreiches. Einfach großartig, so unverfälscht in diese Zeit zurückversetzt zu werden. Denn es handelt sich hierbei um die Maschinenabschrift eines originalen Tagebuchs, das unveröffentlicht ist. Eine kleine Kostprobe:
Bei einem Geschäftsessen in einem chinesischen Restaurant, es gab u.a. Heifischflosse und schwarze Eier, die zuvor in der Erde vergraben waren. Er "war ungeheuer aufmerksam, kam selbst immer mit der Samschu-Kanne um den Tisch gelaufen, um uns einzuschenken oder er legte uns von den Speisen die besten Stücke vor. Anscheinend freut er sich sehr, daß es mir schmeckt, d.h. ich markiere dies im Geschäftsinteresse und esse mit Todesverachtung alles hinunter, obwohl mir das Knäuel oft oben am Hals steht. Die größte Anerkennung für die Güte eines chinesischen Dinners besteht in - Rülpsen, je lauter und vernehmlicher aufgestoßen wird, umsosehr strahlt der Wirt. So wurde denn auch darin das Menschenmögliche geleistet"
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[i]Poka![/i]
Und wer ist der Autor oder ist er anonym?
Ich lese jetzt erst einmal die Briefe von Simone Beauvoir and Nelson Algren. Da soll sie sich ja von einer anderen Seite zeigen. Mal sehen.
Art & Vibration
Na wie gesagt, das ist ein privates Tagebuch, das ich von dem Neffen des Fabrikanten zum Lesen bekommen habe. Den Namen möchte ich nicht nennen, da es die Familie noch gibt. Aber ich halte die Aufzeichnungen durchaus für literarisch wertvoll, daher meine Begeisterung. Das ist ja nicht bei jedem Tagebuch so.
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[i]Poka![/i]
Von Gutzkow will ich unbedingt "Die Ritter vom Geiste" lesen. Klar, als E-book, sonst müsste man wohl ganze neun Bände mit sich herumschleppen.
Schöne Literatur, wer etwas über den Bürgerkrieg in Griechenland erfahren möchte, ist Nicholas Gage "Eleni". Gage ist der Sohn von Eleni und Journalist in Amerika. Seine Mutter opferte sich für ihre Kinder, damit diese vor den Partisanen aus dem Dorf, das belagert wurde, flüchten konnten. Gage verdankt seiner Mutter also sein Leben.
Das Ausmaß an Gewalt und die erschütternden Ereignisse, gerade bei den Dorfbewohnern, die an Glauben und Traditionen festhalten und auch nur diese "Gemeinschaft" gewohnt waren, ist unfassbar. Eine sehr bewegende Lektüre, auch in Hinblick auf die etlichen Kinder, die von den Partisanen nach z. B. Rumänien oder Jugoslawien verschleppt wurden und auch nach dem Krieg als verschollen galten, ihre griechischen Eltern nie wieder sahen. Der Begriff dazu war "παιδομάζωμα", (Paidomazoma) was so viel wie "Kinder einsammeln" bedeutet. Die Kinder, die dagegen bereits das vierzehnte Lebensjahr erreicht hatten, insbesondere Mädchen, wurden gegen ihren Willen als Partisanen ausgebildet und mussten an deren Seite auch kämpfen. Das ist besonders tragisch, wenn man bedenkt, dass Mädchen in der Dorfgemeinschaft Männer nicht einmal grüßen oder ansehen durften. Das alles ist dann mal ein anderer Blick auf den Kommunismus.
Jetzt bin ich wieder bei Montaigne und seinen Essais gelandet. Zum Entspannen.
Art & Vibration
Houps - ! Wie sieht's denn hier aus? Da biste grade mal paar Jahre oder so mehr oder weniger abwesend - und schon ist alles anders.....
Macht aber nix - Stagnation ist Rückschritt, wie irgendwann schon mal wer Bedeutendes gesagt haben könnte... ich find mich hier schon durch....
Will nur mal kurz meinen Senf dazu geben:
Ich lese grade "Lune de Miel" (auf deutsch "honeymoon", haha!), das letzte Buch von François Cavanna, der Ende Januar im Alter von 90 Jahren gestorben ist (wieso sagen übrigens seit einiger Zeit alle "ver"-storben? Klingt doof. Jedenfalls in meinen unbedarften Ohren). Cavanna ist jedenfalls gestorben. Und war mein herzallerliebster satirischer Gegenwartsautor, eine Art französischer Tucholsky. Gedanken, Blick zurück, Blick nach vorn - alles in kurzen Episoden. In diesem letzten Buch. Mehr als Episoden ging nicht, er hatte Parkinson und konnte die Hand nicht mehr stillhalten.
Lenniiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeee ... Freude o Freude.
Schön, dich zu sehen.
(Und klar findest du dich zurecht. Wir mussten da alle durch. Das neue Design ist ... nun ja ... ganz neu. )
Art & Vibration
Ich konnte es doch nicht lassen, noch eins von Wolfgang Leonhard zu lesen: Meine Geschichte der DDR
Einiges ist mir ja bereits bekannt, aber auch das Buch ist lohnend. Hochinteressant und in einer wunderbaren Nüchternheit geschrieben.
Habe jetzt die Hälfte durch - wird wohl nicht mein letztes von ihm sein.
www.dostojewski.eu
Zitat von Taxine im Beitrag #9
Von Gutzkow will ich unbedingt "Die Ritter vom Geiste" lesen. Klar, als E-book, sonst müsste man wohl ganze neun Bände mit sich herumschleppen.
Oh ha oh ha, hoho hoho Na da haste dir ja wieder was vorgenommen Lese die Wally im Zusammenhang mit der literarischen Bewegung Junges Deutschland und den damaligen Zensurbestrebungen und Edikten, die auch Gutzkow und seine Wally erfassten und teilweise sogar ganz speziell auf dieses Werk zielten. Uns würde das Werk ohne den historischen Hintergrund doch heute ziemlich gewöhnlich, ja wenn nicht sogar langweilig vorkommen (so meine Einschätzung), aber im Zusammenhang mit der damaligen Zeit ist natürlich eine Menge Sprengstoff drin enthalten, über Themen der Erziehung, der Etikette (Sexualität mit eingeschlossen), ja gar Frauenrechte und natürlich über das ganz heikle Thema Religion, speziell das Christentum. Im Grunde ein durchweg gesellschaftskritisches Werk und so wurde es dann auch als gefährlich eingestuft und durfte nicht mehr gedruckt werden.
Gutzkow passte sich später der Gesellschaft an, ich weiß nicht, in welche Zeit das Ritterlein fällt.
Lennie, sei gerüßt. Übrigens wegen W., der Raabe ist ja auch ein Schriftsteller dieser Stadt, habe ich kürzlich festgestellt. Gibt es ihm zu Ehren denn auch eine Würdigung? Denkmal oder Raabehaus oder so?
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[i]Poka![/i]
Zitat von Lennie im Beitrag #13
Vielleicht krieg ich's hin, jetzt hier endlich mal wieder öfter....
Irgendwie finden wir uns alle ja immer mal wieder hier ein. Das hat ja auch was.
Zitat von LX.C im Beitrag #14Zitat von Taxine im Beitrag #9
Von Gutzkow will ich unbedingt "Die Ritter vom Geiste" lesen. Klar, als E-book, sonst müsste man wohl ganze neun Bände mit sich herumschleppen.
Oh ha oh ha, hoho hoho Na da haste dir ja wieder was vorgenommen
Gutzkow passte sich später der Gesellschaft an, ich weiß nicht, in welche Zeit das Ritterlein fällt.
Hehe ... ja und du machst es mir nicht gerade leicht. Er ist wohl etwas trocken?
Rolf Vollmann hatte ihn ja wärmstens empfohlen in seinen "wunderbaren Falschmünzern", seitdem habe ich Gutzkow im Hinterkopf. Wird sich zeigen, ob ich durchhalte, ist ja nicht wenig, aber so im Winter ... da hat man mehr "Sitzfleisch".
Art & Vibration