HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Ich beginne Brautigan - Die Abtreibung
Dieses Forellenfischen in Amerika immer in den unpassendsten Satzzusammenhängen habe ich nicht ganz kapiert. Vielleicht erklärt es mir jemand. Auch die Bezeichnung Roman finde ich total unsinnig. Na ja, die Zeit damals war eben so. Dennoch hat das Buch viele interessante und amüsante Stellen, die mich bewegen, noch eins von ihm zu lesen. Die Abtreibung hat viel mit Literatur selbst zu tun. Daher habe ich mich dafür entschieden.
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[i]Poka![/i]
Zitat von LX.C im Beitrag #3
Ich beginne Brautigan - Die Abtreibung
Dieses Forellenfischen in Amerika immer in den unpassendsten Satzzusammenhängen habe ich nicht ganz kapiert. Vielleicht erklärt es mir jemand.
Wäre es ein Wort, wäre es einfacher. "Forellenfischen in Amerika" steht jeweils immer als "künstliches Synonym" für das, was im Text beschrieben wird. Oder vielmehr als "(...)" oder ein "schwarzer Balken" oder ein "Piep-Geräusch" - d. h. ein austauschbarer Überbegriff, der natürlich ins Absurde getrieben wird oder an dieser Stelle humoristisch verwendet unsinnig erscheint. Im Grunde immer eine Art Kritik an den Umständen oder die Bezeichnung für einen Charakter, eine Situation usw., die scheinbar verschleiert wird (durch den überall eingesetzten, damit verallgemeinerten Hauptbegriff "Forellenfischen in Amerika", dessen Hintergrund aber nie gleich, sondern ganz verschieden ist), aber durch die Ironie dann eben umso deutlicher heraussticht. Hinter den Satz-Begriff muss man dann eben das einfügen, was vom Autor eigentlich gemeint wird.
Ein Roman - ja. Das ist es wirklich nicht.
Art & Vibration
Ok. Bestelle ich mir dann auch, LX.C. Danke.
Und zu Iredynskis "Manipulation (ich hab's in erster Linie auch wegen dem Namen bestellt, kann ja gar nicht schlecht sein!!!):
Zitat von Jatman1 im Beitrag RE: November 2014
Oh oh - Taxine - sehr gewagt von Dir.
Das Buch habe ich als Jungspund gelesen, Das ist bereits ein Weilchen her. Jung und "rebellierend".
Ich weiß nicht was davon heute noch "übrig ist". Aber genau deswegen ist ja eines der Bücher, die ich nochmal lesen werde. Und schon wieder ist die Spektrum-Größe von Vorteil ;-)
Weiß gar nicht, was du hast. Ich fand das Buch klasse. Vielen Dank, Jatman.
Inhalt: Ein polnischer Bein-Imitationskünstler (das Bein als Kunst mit all seinen Narben, Krampfadern, Hühneraugen usw. - die so bezeichnete "Poesie der Hässlichkeit" - wunderbar in diesem Sinne dann die Reaktionen, die Deutungen und Besprechungen am Ende ) wird in die reiche Schweiz eingeladen, um dort seine Arbeiten zu präsentieren. Dort trifft er auf gelangweilte "Rebellen", die Dekadenz und vor allem auf sich selbst. Nun muss er mit seinen Idealen kämpfen, aber so herrlich, so surreal - die innere Stimme als verschluckte Fliege, der Tod als Mädchen mit Loch im Gesicht ...
„Ein Mädchen mit einem Loch im Gesicht verstellt mir den Weg, keine Chance, an ihr vorbeizukommen.
„Durchlauf mich doch“, lockt das Mädchen.
„Du bist der Tod“, sage ich.
„Freilich, mein Lieber.“."
... und vieles mehr.
Neben dem witzig-ernsten Bedingungen auch immer schöne Sätze, wie:
"Millionen von Menschen leben in dem Bewusstsein, dass sie niemandem nütze sind. Und es stört sie überhaupt nicht."
(Alle Zitate aus Ireneusz Iredynski "Manipulation")
In diesem Sinne: sehr zu empfehlen. Macht Lust, überhaupt wieder ein paar Polen zu lesen.
Art & Vibration
Das freut mich ja, dass es Dir gefallen hat. Und ich bin ganz erstaunt, was ich so für Sachen als Jugendlicher gelesen habe. Deine Zitate wären für mich auch heute noch Argument, es mal zu lesen. Scheint sich bei ja bei mir nichts Wesentliches verändert, maximal ergänzt, zu haben. Ob das nun für oder gegen mich spricht, wird wohl nie zu klären sein ;-)
www.dostojewski.eu
Zitat von Taxine im Beitrag #1
Endlich dafür bereit. Unendliche Lektüre mit David Foster Wallace - "Unendlicher Spaß".
Oha! Kannst Du es gusto-mäßig lesen? Bin grad am Umziehen und hab den Backstein verpackt, verdammt. Streichst Du Stellen an? Erinnere mich gerade an ein hier-forales Stellen-um-die-Ohren-Hauen aus Bukowskis Briefen Tagebüchern oder was auch immer es war, hihihi. Dieses Buch, doch nur Literatur, nicht etwa Spiritus oder Filosoficus, hat mein Sein sellemols, wenn auch nur nuancell, so doch nicht unbedeutend verändert.
Zitat von Zypresserich im Beitrag #8Zitat von Taxine im Beitrag #1
Endlich dafür bereit. Unendliche Lektüre mit David Foster Wallace - "Unendlicher Spaß".
Oha! Kannst Du es gusto-mäßig lesen? Bin grad am Umziehen und hab den Backstein verpackt, verdammt. Streichst Du Stellen an? Erinnere mich gerade an ein hier-forales Stellen-um-die-Ohren-Hauen aus Bukowskis Briefen Tagebüchern oder was auch immer es war, hihihi. Dieses Buch, doch nur Literatur, nicht etwa Spiritus oder Filosoficus, hat mein Sein sellemols, wenn auch nur nuancell, so doch nicht unbedeutend verändert.
Sagen wir es mal so: es ist auf jeden Fall eines jener Bücher, die eine Art Durchhalte-Tango erfordern, weil es in vielerlei Hinsicht entweder sehr abstrakt oder aber sehr spezifisch ist. Rein literarisch, ja, das hast du gut gesagt, Zyp, wahrscheinlich wirklich nur für die ansprechend, die (kreativ) schreiben oder aber in jener Welt selbst leben (Drogen, Uni, Tennis bis zur "Kunst des Bogensschießens", Suchtprobleme, Psychologie, usw. ).
Mich persönlich sprechen immer wieder die Zwischen-Abschnitte, Commercials oder die joyce’schen Versuche an, wenn’s ganz in die Materie des Gesprächs und Erzählens geht, um über die Sprache ein bestimmtes Millieu lebendig zu machen. Gleichfalls die Anti-Film-Underground-Collection des Suizid-Vaters, die ist ja einfach nur herrlich. Wer würde nicht gerne Filme sehen wie:
„Das amerikanische Jahrhundert aus der Sicht eines Pflastersteins“, „Das Universum keilt aus“ oder den Inhalt von „Käfig III“ oder „Medusa gegen Odaliske“ (Mobile Hologramme zweier sichtlich todbringender mythischer Frauengestalten duellieren sich vor reflektierenden Flächen auf der Bühne, während das Live-Pulikum langsam versteinert.)
Solche Sätze z. B. streiche ich auch an:
„Über dessen linkem Seitenflügel hängen vier auf verschiedene Zeitzonen eingestellte Uhren plus eine zahlenlose Scheibe, die ein Witzbold aufgehängt hat und die für die annularisierte Nichtzeit der Großen Konkavität steht.“
Bin allerdings auch noch 300 Seiten weit am Anfang. Noch gebe ich nicht auf.
Art & Vibration
P. S. Brautigans "Abtreibung" habe ich auf Englisch bekommen und direkt verschlungen. Weltflucht mal anders und so schööööööööööööön. Diese Figuren und die Bibliothek der nie zu lesenden Bücher (darunter auch die vom Autor selbst, har har). Da fragt man sich überhaupt, woher dieser Mann nur all seine Ideen nimmt. Ich finde den wirklich klasse. Danke "Spektrum".
Art & Vibration
Zitat von Jatman1 im Beitrag #7
Das freut mich ja, dass es Dir gefallen hat. Und ich bin ganz erstaunt, was ich so für Sachen als Jugendlicher gelesen habe. Deine Zitate wären für mich auch heute noch Argument, es mal zu lesen. Scheint sich bei ja bei mir nichts Wesentliches verändert, maximal ergänzt, zu haben. Ob das nun für oder gegen mich spricht, wird wohl nie zu klären sein ;-)
Doch, ich bin mir sicher, das gefällt dir auch heute noch. Schade, dass es von diesem Polen nur so wenig gibt. Würde gerne noch mehr von ihm lesen.
Art & Vibration
Lese phantastische Weihnachtslektüre über die Devolution der Menschheit vom sagenhaften Tibor Schneider – mondolon oder die schönheitskönigin, herausgegeben von der Kunststiftung Baden-Württemberg. Kriegt er bestimmt den "Ingebach-Borgmannpreis" dafür. Hähä, geniales Sprachkunstwerk.
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[i]Poka![/i]
Zitat von LX.C im Beitrag #13
Lese phantastische Weihnachtslektüre über die Devolution der Menschheit vom sagenhaften Tibor Schneider – mondolon oder die schönheitskönigin, herausgegeben von der Kunststiftung Baden-Württemberg. Kriegt er bestimmt den "Ingebach-Borgmannpreis" dafür. Hähä, geniales Sprachkunstwerk.
Und wo findet man das?