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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst


#46

RE: Januar 2016

in Lektüreliste 24.01.2016 16:37
von Patmöser • 1.121 Beiträge

Zitat von Taxine im Beitrag #45


Hm ... was wäre denn für dich Literatur nach Nietzsche? Ich meine, die dann dieses Stehenbleiben auflöst?

Von Dostojewski habe ich alle Romane durch, aber am längsten zurück liegt "Raskolnikow", weshalb ich auch über das Buch keine Rezension geschrieben habe. Das werde ich vielleicht noch einmal nachholen, da es dieses Buch war, das mich in die Dostojewski-Sphäre katapultierte. Skeptisch bin ich, weil "Raskolnikow" noch einmal etwas ganz anders ist als die mir wichtigen Klopper wie "Die Brüder Karamasow", "Der Idiot" und "Die Dämonen". Ich bin gespannt, ob ich da die gleiche Wärme entdecke oder was ich überhaupt entdecke oder ob es mir auch jetzt noch gefällt.



Ich meinte das eher im Sinne von - im Geist, mit dem Geist wachsen. In seinem Leseverhalten, natürlich innerhalb seines und seinem Schicksal unentrinnbaren Lebensganges. Du schreibst in einem deiner vielen, wunderschönen und auch oft nachdenklich stimmenden Gedichte:

Wir denken, da uns Zwischendinge
auf lange Zeit wie Schatten folgen,
nur diesen Abdruck - dort im Sand,
der bleibt, bis Winde drüber weh'n.

Richtig, aber wir können, wenn wir wollen, im Sand immer wieder neue Spuren hinterlassen, die den alten, nun für immer verwehten Abdrücken niemals mehr gleichen. Die neuen Spuren werden ebenso "neu" sein, wie der Mensch, der immer wieder seine Spuren wo auch immer hier hinterlässt. Wir "häuten" uns geistig, wie die Schlangen, wenn wir wollen. Das ist jetzt alles etwas schief und quer formuliert, aber wir sollen ja nicht nur anbeten und verehren, wir sollen über die Objekte unserer Verehrung hinaus, am ende sind wir vielleicht Götter..., oder so..., oder so ähnlich.

Deshalb sind mir die Dichter lieb und wertvoll, die mich in sich versponnenen Egomanen immer wieder ein wenig Demut lehren, es gibt sie, es gab sie schon immer.

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#47

RE: Januar 2016

in Lektüreliste 24.01.2016 20:23
von Jatman1 • 1.188 Beiträge

Zitat von Taxine im Beitrag #45
[quote=Patmöser|p22929]
Skeptisch bin ich, weil "Raskolnikow" noch einmal etwas ganz anders ist als die mir wichtigen Klopper wie "Die Brüder Karamasow", "Der Idiot" und "Die Dämonen". Ich bin gespannt, ob ich da die gleiche Wärme entdecke oder was ich überhaupt entdecke oder ob es mir auch jetzt noch gefällt.


Ich denke, der kommt bei Dir nicht soo gut an, denn es ist noch eine recht "schlichte" Geschichte, wo er seine Ideologogie ein wenig infantil einfach mit der Sonja hinten anhängt. Ganz nach dem Motto ".. .und wenn sie nicht gestorben sind." Die Dämönen sehe ich auch da in der Nähe, das war ja ein Art Agitationspamphlet. Hat er ja selber schon im Vorfeld so beschrieben. Ich fand es aber gut. Die Brüder und der Idiot waren für mich einfach zu hoch. Ich konnte nicht mal der Story folgen. Mit Ausnahme des Großinquistors , aber da stehe ich auch auf der Seite des Großinquisitors ;-) DEN hätte ich aber vermutlich schlicht überlesen, wenn man ihn nicht ausgekoppelt hätte. Oder aber die Sonja, die habe ich damals beim Lesen garnicht ernsthaft registriert. Das richtige Ende, also Dostojewskis Ende habe ich damals nur noch als lästige Reprise begriffen.

"Wir "häuten" uns geistig," > gefällt mir gut.

"Deshalb sind mir die Dichter lieb und wertvoll, die mich in sich versponnenen Egomanen immer wieder ein wenig Demut lehren, es gibt sie, es gab sie schon immer."
Und wieder bin ich bei Dir. Da fällt mir der Meister der Demut ein: Kurt Vonnegut. Fragezeichen?! Doch doch, der versteckt sie gut ;-)

Übrigens in die Hände gefallen. Wieder ein Buch (Wohl auch eins von denen für mal später. Später scheint jetzt zu sein), fürs Zwischendurch: Robert Hughes - Denn ich bin nichts, wenn ich nicht lästern darf - Kritische Anmerkungen zu Kunst, Künstlern und Kunstmarkt. Zeitlich und nach Künstlern aufgereihte Essays eben genau darüber. Es sollte keiner der wichtigen fehlen (schätze um die hundert). Die Essays sind mit umfassenden Wissen aber nüchterner Leichtigkeit und Freude und auch Abstand geschrieben. Der versteigt sich da nicht in ein elitäre Verzückung. Einfache Sprache - so wie ich es brauche.


www.dostojewski.eu
zuletzt bearbeitet 24.01.2016 20:31 | nach oben springen

#48

RE: Januar 2016

in Lektüreliste 24.01.2016 20:38
von Jatman1 • 1.188 Beiträge

So ein Widerporst ist nicht nur bei Brian anregend, sondern auch auch hier im Blog, ist eine Widerporst das Belebendste.


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#49

RE: Januar 2016

in Lektüreliste 24.01.2016 22:28
von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge

Hahaha ... ja. Da stimme ich überrein und unterein und zwischenein ...

Das geistige Häuten - bei mir manchmal auch sehr bedenklich, weil mich Literatur in Romanform dann kaum noch erreicht. Irgendwie schade, wenn ich den Vergleich sehe und das frühere Ich, das noch Buch um Buch verschlingen konnte. Letztendlich ist es schon sehr viel Wiederholtes, immer wieder anders, aber auch irgendwie immer wieder gleich. Und in der Moderne findet sich fast nichts, das wirklich tief geht. Andererseits mache ich mich weiter auf die Suche nach eben jener Literatur, die noch erfüllt und bewegt oder mich einfach umhaut.

Gerade dazwischengeschoben, weil sie so eine tolle Frau war: Maxie Wander "Tagebücher und Briefe".
Darin dann ein Wink auf dieses Hesse-Gedicht:

Zitat von Hermann Hesse
Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allem ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.





Aber schöner, auch bei ihr genannt, ist das Zitat von Goethe:
"Nur einem Menschen, der nichts hervorzubringen vermag, dem ist nichts da."




Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 24.01.2016 23:13 | nach oben springen

#50

RE: Januar 2016

in Lektüreliste 26.01.2016 16:54
von Jatman1 • 1.188 Beiträge

Gerade mit der Post gekommen. Auf den Tipp von Raquairol hin. Christoph D. Brumme - Tausend Tage. Enstsprach seiner Beschreibung, wenn auch anderes Buch. Bin gleich hängengeblieben, aber nach 50 Seiten fehlte der Biss. Ab Seite 60 ging es dann erst mit dem Thema des Buches, Armee ala Lehmann, los. Ich hoffe, dass die Geschichte etwas an Tempo bekommt, bei allem Fatalismus. Muss man nicht haben, wenn man aber mal leichtest lesen möchte und es für nen Taler bekommt, ist es in Ordnung.


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#51

RE: Januar 2016

in Lektüreliste 26.01.2016 18:05
von Jatman1 • 1.188 Beiträge

Brumme S. 130. Aufgegeben: kein Zug und vor allen Dingen kein Esprit.

ganz nach den Beatles: Waiting for the Tonn.

Starte jetzt die Biographie von Anthony Cronin über Flann O` Brien
Seine (O´Briens) Bücher haben mir früher sehr gut gefallen, insbesondere Der dritte Polizist. Die Biographie legt nahe, dass man Undinge aus seinen Büchern nicht verstehe, wenn man keine Ire sei. Das stimmt sicherlich. Ich hatte trotzdem meine Freude dran. Nun will ich mal sehen, wer so`n durchgedrehtes Zeug geschrieben hat.


www.dostojewski.eu
zuletzt bearbeitet 26.01.2016 18:39 | nach oben springen


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