HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Wo ist eigentlich dieses Bild aufgenommen und wer ist darauf zu sehen?
(Quelle: www.dostojewski.eu)
Die vom Aufbau-Verlag haben sich echt Mühe gegeben. Leider ohne Erfolg. Die Antwort:
"ich bedaure, Ihnen nicht weiterhelfen zu können. In den Herstellungsunterlagen und auch in der Mappe zu Wolfgang Kenkel habe ich leider keinen Hinweis auf die Herkunft des Bildes finden können.
Das alte Schriftgutarchiv des Verlags liegt als Depositum in der Staatsbibliothek Berlin (ist verfilmt und dort einsehbar), vielleicht ließe sich dort noch ein schriftlicher Hinweis finden, die Suche dürfte sich aber schwierig gestalten."
www.dostojewski.eu
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RE: Dostojewski
in Die schöne Welt der Bücher 02.11.2012 17:03von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Zitat von Jatman1 im Beitrag #479
Sollte man sich den ultimativen Satz für einen Gries-Gram ausdenken, wäre es dieser:
"Es ist unbegreiflich, über was alles die Menschen mitunter lachen können."
Humor, so habe ich festgestellt, ist doch sehr vielfältig.
Und der Satz: Humor ist, wenn man trotzdem lacht." - der trifft ins Schwarze.
Und dann gibt's natürlich noch die, die mehr so nach innen lachen ... so äußerlich eher nicht sichtbar.
Wer weiß, wo man hier Dostojewski einordnen muss.
Zitat von Jatman
Die vom Aufbau-Verlag haben sich echt Mühe gegeben. Leider ohne Erfolg. Die Antwort:
"ich bedaure, Ihnen nicht weiterhelfen zu können. In den Herstellungsunterlagen und auch in der Mappe zu Wolfgang Kenkel habe ich leider keinen Hinweis auf die Herkunft des Bildes finden können.
Das alte Schriftgutarchiv des Verlags liegt als Depositum in der Staatsbibliothek Berlin (ist verfilmt und dort einsehbar), vielleicht ließe sich dort noch ein schriftlicher Hinweis finden, die Suche dürfte sich aber schwierig gestalten."
Dieses Bild. Meine Güte. Unglaublich, dass selbst der Verlag dazu nichts finden kann. Scheint früher auch alles nicht so streng gewesen zu sein, das mit der Quellenangabe. Naja, irgendwann begegnet es mir bestimmt noch einmal und dann ...
Art & Vibration
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"Scheint früher auch alles nicht so streng gewesen zu sein, das mit der Quellenangabe." Hätte ich auch nicht gedacht.
Noch ein Zitat, dass das "vorzeitige" Ende des Dostojewski-Films, als naheliegend unterstreicht:
"Alles was Dostojewski in seinen letzten Jahren noch geschrieben habe, hätte nun Bedeutung nur insofern, als es ein Spiegel des Vergangenen sei, denn einen neuen, weiterführenden Schritt habe Dostojewski darüber hinaus nicht mehr getan."
Gubo, Viola Karin; Dostoevskij - Bild im Werk von Lev Šestov
www.dostojewski.eu
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RE: Dostojewski
in Die schöne Welt der Bücher 03.11.2012 15:52von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Zitat von Taxine im Beitrag #484Zitat von Jatman1 im Beitrag #479
Sollte man sich den ultimativen Satz für einen Gries-Gram ausdenken, wäre es dieser:
"Es ist unbegreiflich, über was alles die Menschen mitunter lachen können."
Humor, so habe ich festgestellt, ist doch sehr vielfältig.
Und der Satz: Humor ist, wenn man trotzdem lacht." - der trifft ins Schwarze.
Und dann gibt's natürlich noch die, die mehr so nach innen lachen ... so äußerlich eher nicht sichtbar.
Wer weiß, wo man hier Dostojewski einordnen muss.
Als ob Dostojewski meine Gedanken lesen kann, hat er direkt geantwortet. Im "Jüngling" heißt es über dieses Thema weiter:
Zitat von Dostojewski
"Ich finde, wenn ein Mensch lacht, wird es in der Mehrzahl der Fälle widerlich, ihn anzusehen. Am häufigsten äußert sich im Lachen der Menschen etwas Gemeines, etwas, was den Lachenden erniedrigt, wenn auch der Betreffende von dem Eindruck, den er auf andere macht, selbst fast nie etwas weiß."
Für eine derartige Einstellung zum Lachen muss man allerdings auch der Überzeugung sein, dass in den Menschen etwas ganz Mieses und Schlechtes steckt und selbst etwas Schönes wie ein Lachen sich ins Negative kehrt.
Aber es geht noch weiter:
Zitat von Dostojewski
"Die übergroße Mehrzahl der Menschen versteht überhaupt nicht zu lachen. Übrigens ist da nichts zu verstehen: das ist eine angeborene Gabe, die man sich nicht künstlich aneignen kann. Es sei denn, dass man sich selbst zu einem ganz anderen Menschen erzieht, sich zum Besseren entwickelt und die schlechten Neigungen seines Charakters bekämpft: dann könnte sich höchstwahrscheinlich auch das Lachen zum Besseren verändern. Manch einer verrät sich durch das Lachen vollständig, und man erkennt sofort den ganzen Menschen."
Und noch krasser:
"Mancher Charakter ist lange nicht zu verstehen, aber da braucht der Mensch nur einmal aus ganzem Herzen zu lachen, und sein Charakter liegt offen vor einem, wie auf der Handfläche. Nur ein Mensch von höchster und glücklichster geistiger Ausgeglichenheit versteht es, auf eine Weise fröhlich zu sein, die ansteckend wirkt, das heißt, unwiderstehlich und gutmütig."
So sollte man wohl doch eine philosophische Schule des Lachens gründen?
Nun gut, der Jüngling erzählt all das in einem krankhaften Zustand. Aber wer sich diese Überlegungen ausgemalt hat, der muss diese Dinge erblickt haben, oder?
Dostojewski wird erneut sehr sichtbar.
Art & Vibration
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Vielen Dank für die Zitate! Die sind ja schon außerordentlich. Ungünstiger Weise, passen sie ja in meine Bild des Griesgrams. Andererseits sind es keine persönlichen Zitate. Aber unter allem Vorbehalt kann man die ihm sicherlich zuschreiben.
"Für eine derartige Einstellung zum Lachen muss man allerdings auch der Überzeugung sein, dass in den Menschen etwas ganz Mieses und Schlechtes steckt und selbst etwas Schönes wie ein Lachen sich ins Negative kehrt."
Aber eigentlich sollte doch für Dostojewski ganz "Schiller-like"der Mensch durch das Schöne erlöst und bewegt werden. Und jetzt schafft er es, diese freie postive Emotion L a c h e n auch noch in Misskredit zu bringen.
Da kommt mir ein Gedanke. Der fricklige, nervlich schon immer angefressene introvertierte gesellschaftfremde junge Dostojewski hat 4 Jahre Omsk hinter sich. Tendenziell liegt immer der Klang in der Luft. Er kehrte erstarkt, gewandelt, neu belebt etc. ins Leben zurück. Nimmt man allen Pathos weg, bleibt vielleicht einfach nur ein völlig massiv traumatisiertes Wrack zurück, das unzweifelhaft ein Genius der Sonderklasse war, aber halt ein kaputter und eben! traumatisierter Mensch. Eine SO düstere Einstellung zum Lachen könnte zumindest ich mir so erklären.
www.dostojewski.eu
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Ach übrigens - deinen neuen Avatar finde ich sehr angenehm. Und es passt zu schön - wegen dem Lachen.
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RE: Dostojewski
in Die schöne Welt der Bücher 04.11.2012 17:26von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Zitat von Jatman1 im Beitrag #488
Aber eigentlich sollte doch für Dostojewski ganz "Schiller-like"der Mensch durch das Schöne erlöst und bewegt werden. Und jetzt schafft er es, diese freie postive Emotion L a c h e n auch noch in Misskredit zu bringen.
Das klingt ja dann schon etwas durch seine Lachen-Analyse hindurch. Der Jüngling verkündet, dass der Mensch sowohl im Lachen als auch im Schlaf dumm erscheint. Am Lachen jedoch verrät sich der Mensch mehr als durch das, was er sagt.
Zunächst nahm ich an, Dostojewski spricht durch seinen Jüngling den Umstand an, dass Menschen auch dort noch kichern, wenn es kaum noch lustig ist. Soweit könnte man ihm da durchaus zustimmen. Aber, wie die Zitate zeigen, geht all das auf viel mehr hinaus. Das Lachen ist der Schlüssel der Charaktereigenschaft eines Menschen. Nur ein wirklich "schöner" Mensch, der in sich gegangen ist und mit sich im Reinen, kann so lachen, dass es ansteckend wirkt.
Deine Theorie über Dostojewski als traumatisierter Mensch fasst all das sehr gut zusammen. Ihm wird das Lachen auch teilweise vergangen sein, so dass ich nachvollziehen kann, dass die Lust am Lachen ihren Sinn benötigt. Andererseits sollte der Mensch lachen dürfen, wann immer er will und auch, über was er will.
Wenn ein Mensch nun wie ein Pferd lacht und den Mund aufreißt, wenn er laut wiehert oder leise vor sich hinkichert - wieviel zeigt das wohl über seinen Charakter? Es heißt ja auch, dass Menschen, die übertrieben laut reden, häufig etwas verbergen. Da geht dann die psychologische Deutung los ...
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Hallo, danke Taxine für die Freischaltung!
Dostojewski kam doch wohl mehrfach in die Situation, "ausgelacht" worden zu
sein - ich nehme an, das brachte auch ein paar negative Assoziationen
bezüglich lachender Gesichter mit sich. Zudem dürfte D. öfters mit dem
alkoholgeschwängerten, aggressiven lauten Lachen konfrontiert gewesen sein.
Das "erlöste", befreiende menschliche Lachen ... damit ist er wohl erst
durch das Familienleben im letzten Lebensjahrzehnt richtig beschenkt worden.
LG, F.
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Die Welt / die Kreise in der sich D. auch später bewegt hat, stell ich mir ziehmlich falsch und affektiert vor. Er kann natürlich auch noch unter dem affektierten Lachen gelitten haben. Wird er es doch noch zudem nicht selten auf sich bezogen haben. Als er mit seinem Doppelgänger in Ungnade verfallen war, hat er ja auch reichlich Spott erfahren müssen. Da war man glaube nicht zimperlich.
www.dostojewski.eu
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Mein Beitrag bedient das Doppelgängermotiv. Er ist inhaltlich eben doppelt. Sorry. Vielleicht gar geklaut
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RE: Dostojewski
in Die schöne Welt der Bücher 04.11.2012 17:48von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Zitat von fedja im Beitrag #491
Hallo, danke Taxine für die Freischaltung!
Dostojewski kam doch wohl mehrfach in die Situation, "ausgelacht" worden zu
sein - ich nehme an, das brachte auch ein paar negative Assoziationen
bezüglich lachender Gesichter mit sich. Zudem dürfte D. öfters mit dem
alkoholgeschwängerten, aggressiven lauten Lachen konfrontiert gewesen sein.
Das "erlöste", befreiende menschliche Lachen ... damit ist er wohl erst
durch das Familienleben im letzten Lebensjahrzehnt richtig beschenkt worden.
LG, F.
Hallo Fedja, freut mich, dass du hierher gefunden hast. Und noch mehr, dass du ein Dostojewski-Fan bist.
Aus Briefen und auch in der Darstellung des Charakters Dostojewskis im Film konnte man schon auch sehen, dass er durchaus Humor hatte. Immerhin gibt es ja auch seine humorigen Romane und manche Szene verschafft dem Leser durchaus so manches Gelächter.
Dass Dostojewski aber eine Art Ernst und Strenge überschattet hat, ist sicherlich klar. Seine Erlebnisse, seine Beweggründe, seine Sichtweise war ernst und das Lachen wird auch im "Jüngling" als dasjenige definiert, das den Ernst des Lebens verkennt, das sich in jenen Kreisen äußert, die oberflächlich und nichtssagend sind.
Art & Vibration
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RE: Dostojewski
in Die schöne Welt der Bücher 04.11.2012 17:51von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Zitat von Jatman1 im Beitrag #492
Die Welt / die Kreise in der sich D. auch später bewegt hat, stell ich mir ziehmlich falsch und affektiert vor. Er kann natürlich auch noch unter dem affektierten Lachen gelitten haben.
Ja, auch die Spieler-Kreise, die Sucht des Spielens, das Gehetzte... die ganze Dekadenz. Übrigens kommt auch diese Welt sehr gut im "Jüngling" herüber.
Ich wusste gar nicht, dass dieser Roman ein Spätwerk ist. Er war ja schon wieder in Russland, als er ihn schrieb. Scheinbar hat er da noch immer das Spielen als Sucht verarbeitet.
Art & Vibration
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