HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Dank für die Warnung.
Nur: dass wir beim Lesen schreiben, wissen wir doch längst. Nun gut, diesmal ist's amtlich.
Keine Sorge. Hab' schon verstanden. Vermutlich recht rekursiv dies alles. Metaleptisch.
Auf die Konstellation "Der Leser ist der Mörder" – einst von OuLiPo als Lücke erkannt – wart' ich noch immer.
RE: Buchvorschläge/Erstes Kapitel
in Buchvorschläge 03.03.2009 21:49von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Vielen Dank für die Einblicke...
Art & Vibration
RE: Buchvorschläge/Erstes Kapitel
in Buchvorschläge 04.03.2009 09:23von Martinus • 3.195 Beiträge
Hallo,
für Frankophile und die, die schon mal in Paris waren und diese Stadt lieben. Bei ZWEITAUSENEINS gibt es 10 Krimis von Léo Malet in einem Band: "Paris des Verbrechens, Nestor Burmas Klassische Fälle"
Am 07.03.2009 gedenken wir den 100. Gebutstag Léo Malet's.
Liebe Grüße
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
RE: Buchvorschläge/Erstes Kapitel
in Buchvorschläge 04.03.2009 20:00von larifant • 270 Beiträge
Zitat von Taxine
(Perec fand ich gelungen)
Klar, aber der Vergleich bezieht sich ausschließlich auf den Rätselcharakters des Buchs.
Salins Vorbehalte sind nicht unberechtigt.
Große Teile lesen sich tatsächlich wie Kolportage.
Ich weiß trotz intensiver Beschäftigung damit immer noch nicht, ob ich es wirklich gelungen finde, vielleicht trifft es nur meine kindliche Vorliebe für Collagen/Chiffren/Masken/Rätsel.
Ich fühle mich zur Warnung verpflichtet, weil ich vermute, dass es dir nicht viel bieten kann.
Gruß,
L.
RE: Buchvorschläge/Erstes Kapitel
in Buchvorschläge 04.03.2009 20:04von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Na... abwarten. Ich möchte mir auf jeden Fall selbst ein Bild machen. Der "Grundriss" klingt interessant. Ich verspreche auch, dich nicht zu belangen, falls das Buch meinen Geschmack nicht treffen sollte.
Art & Vibration
RE: Buchvorschläge/Erstes Kapitel
in Buchvorschläge 21.04.2009 18:43von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Wollte mal auf Catherine Allégrets "Rendez-vous mit der verlorenen Zeit" hinweisen. Wir, als Liebhaber von "Die Katze" finden darin vielleicht etwas an Hintergrund, denn die Dame ist die Tochter von Simone Signoret und Yves Montand, die da als Kind irgendwie zwischen die Fronten gerät. Mal sehen. Ich habe die "Ungeteilten Erinnerungen" von Signoret gelesen und freue mich immer wieder über Einblicke in diese "Szene".
Art & Vibration
RE: Buchvorschläge/Erstes Kapitel
in Buchvorschläge 22.04.2009 17:26von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Montand und Signoret müssen im echten Leben eine sehr leidenschaftliche Beziehung geführt haben, und als sie dann starb, begann auch Montand über den Tod nachzudenken - fast, wie im Film.
Art & Vibration
RE: Buchvorschläge/Erstes Kapitel
in Buchvorschläge 24.05.2009 14:48von Martinus • 3.195 Beiträge
Also, ich werde das lesen. Wenn schon Peter Hamm, der zurecht die Tagebücher von Mihail Sebastian hochgelobt hat, auch von diesem Buch hingerissen ist, so habe ich doch das genügende Vertrauen, dass ich mir das Buch demnächst mal zulege.
Liebe Grüße
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
RE: Buchvorschläge/Erstes Kapitel
in Buchvorschläge 24.05.2009 19:09von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Der Sebastian liegt immernoch ungelesen bei mir herum.
Art & Vibration
RE: Buchvorschläge/Erstes Kapitel
in Buchvorschläge 03.10.2009 11:39von Martinus • 3.195 Beiträge
Mário de Sá-Carneiro: Lúcios Bekenntnis
Mário de Sá-Carneiro (1890-1916) gilt mit Fernando Pessoa zu den Erneuerern der portugiesischen Literatur. Zusammen gaben sie die Zeitschrift „Orpheu“ heraus, die 1915 nur in zwei Ausgaben erschien. Sá-Carneiro ist Lyriker, dessen Werk erst posthum erschien. „Lúcios Bekenntnis“ ist sein einzigster Roman und das einzigste Werk des Autors, welches bisher in deutscher Sprache zu lesen ist. Inzwischen ist die Ausgabe in der Reihe „Bibliothek Suhrkamp“ vergriffen.
„Lúcios Bekenntnis“ ist ein Künstlerroman (vielleicht auch eher eine Novelle), der in den letzten Jahre des neunzehnten Jahrhunderts in Paris spielt. Für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat, saß Lúcio Vaz zehn Jahre im Gefängnis. Rückblickend erzählt er von seiner Freundschaft mit dem Lyriker Ricardo de Loureiro und seiner Frau Marta, die Lúcio begehrt. Hier setzt ein Verwirrspiel um Geschlechterrollen ein, welches in einem Mord gipfelt. Verwirrspiel deswegen, weil der Leser erst glauben muss, dass Lúcio und Ricardo eine homosexuelle Beziehung pflegen, und schließlich läßt sich anhand von Textstellen mit Leichtigkeit doch die These untermauern, die besagt, Lúcio, Ricardo und Marta seien ein und dieselbe Person. Natürlich kann man, da de Sá-Caneiro mit Pessoa befreundet war, an Heteronyme denken, warscheinlich handelt es sich hier aber wirklich nur um ein Tripelgänger-Motiv, eine gespaltene Persönlichkeit, die in seinem Inneren um seine geschlechtliche Identität ringt, ein schwanken zwischen homosexueller und heterosexueller Empfindungen.
Das Spiel mit den Geschlechtern hat in der Literatur eine lange Tradition über Platon („Symposion“), Shakespeare („Was ihr wollt“), Théophile Gautier („Mademoiselle de Maupin“), man denke auch an Hosenrollen in der Hochzeit des Figaro, im Rosenkavalier usw.
In Mário de Sá-Carneiros Roman kann nicht genau abgegrenzt werden, was real und was Fantasie ist. An einer Stelle heißt es treffend:
Zitat von de Sá-Carneiro
Risse man uns plötzlich die Augen heraus, so hörten wir darum keineswegs zu sehen auf.
Interessant ist die These "über die Wollust in der Kunst" - keine Unzucht, sondern "die Wollust als Rohstoff" benutzen, um "überirdische Werke" zu schaffen. Sá-Carneiro meint warscheinlich Sublimation. So läßt uns der Portugiese im ersten Kapitel durch einen orgiastischen Bilderreigen gleiten, kunstvoll natürlich.
Leser, die auf der Suche nach Außergewöhnlichem sind, die Neues entdecken wollen, sei dieses kleine Büchlein empfohlen. Dieser Text hat seinen Reiz, weil dem Leser genügend Interpretationsspielraum überlassen wird, außerdem diese Prosa heute immer noch sehr modern klingt. Ich empfehle auch die interessante Rezension von Sven Limbeck
Liebe Grüße
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Lange im Hinterkopf gehabt und heute ausgerechnet auf dem Grabbeltisch gefunden.
Zitat von Monika Maron
Meine Großmutter Josefa starb einen Monat vor meiner Geburt. Ihren Mann, den Großvater Pawel, hatte man ein Jahr zuvor in ein polnisches Kornfeld getrieben. Als der Großvater und die anderen Juden in der Mitte des Kornfeldes angekommen waren, hatte man es von allen Seiten angezündet.
So lauten also die ersten Sätze von:
Monika Maron "Flugasche"
Ein Werk des (kritischen) Sozialistischen Realismus, das über die einst "schmutzigste Stadt Europas" berichtet.
Zeit: irgendwann vor 1981. Handlungsschauplatz: Bitterfeld, DDR.
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[i]Poka![/i]
RE: Buchvorschläge/Erstes Kapitel
in Buchvorschläge 28.11.2009 11:06von Martinus • 3.195 Beiträge
Auf der Suche nach Abenteuer
Da ich gerade einen Abenteuerroman von Le Clézio lese, habe ich mich auf virtueller Suche nach Abenteuerromanen begeben, die für mich bisher im Verborgenen blieben. Ich meine also nicht Jack Londons „ Der Seewolf“, den sowieso jeder kennt - Ach, nein, ich habe ihn nicht gelesen, kenne nur die Verfilmumg mit Raimund Harmstorf , die ich inzwischen aber auch vergessen habe, dafür aber die neue Verfilmung mit Sebastian Koch mir noch gut im Gedächtnis geblieben ist. Immerhin verarbeitet Jack London Gedanken von Nietzsche, Spencer und Darwin (Huch,welcher Spencer denn?). Aber ich schweife ab und möchte ins große Unbekannte.
Da gibt es den Italiener Emilio Salgari (1862-1911), der als italienischer Karl May gilt. Bekannt ist der Romanzyklus um Sandokan. Da schwummert es im Synapsenwald: gab es doch mal eine Fernsehserie... Der Wunderkammer-Verlag verlegt in neuer vollständiger Übersetzung 11 Romane (Salgaris Werke wurden früher leider jugendgerecht gekürzt herausgegeben). Bisher sind zwei erschienen: „Die Geheimnisse des schwarzen Dschungels“ (Sandokan 1) und „Die Tiger von Mompracem“ (Sandokan 3) Da man auf der Website schon das Cover sieht, erscheint hoffentlich demnächst Sandokan 2 „Die Piraten von Malaysia“, denn es ist doch sinnvoll, diese Reihe chronologisch zu lesen.
Als anderer literarischer Abenteurer gilt der Franzose Gustave Aimard (1818-1883), der zu seiner Zeit sehr erfolgreich war und Indianerromane schrieb, das Bild der Indianer und des Wilden Westens maßgeblich beeinflusst haben soll. Leider erlag ihm wie Emilio Salgari dasselbe Schicksal, dass seine Romane aufbereitet für die Jugend oft nur in gekürzter Fassung erschienen sind(siehe auch hier) Vielleicht erreicht ihm irgend wann posthum das Glück wie bei Salgari, dass sich ein Verlag erbarmt, und seine Werke ungekürzt herausgibt. Wikipedia nennt drei Romane: „Freikugel“, „Die Trapper von Arkansas“, Das Geheimnis des Trappers“.
Nun denn, in unserer Zeit, in der man lieber an keuschen Biss-Vampirlippen hängt, wäre es trotzdem erfreulich ein Blick auf Salgari zu werfen. Indianerromane reizen mich persönlich nicht. Ich schweife lieber durch Malaysia, Mauritius und ergebe mich dem Meeresrauschen:
„Immer, soweit ich zurückdenken kann, hab ich das Meer gehört.“ (erster Satz aus Jean Marie Gustave Le Clézio: „Der Goldsucher“)
Und was gibt es in Deutschland?
Johann Gottfried Schnabel (1692 - † wahrscheinlich zwischen 1751 und 1758 ) schrieb die Robinsonade "Insel Felsenburg" die wie heute als die von Ludwig Tieck gekürzte Fassung kennen. Schnabel gilt als der erste literarische Abenteurer in Deuschland. Die Fassung von Ludwig Tieck gibt es als gelbe Reclamausgabe.
Liebe Grüße
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
Mit Abenteuerromanen kann ich eigentlich gar nichts anfangen. Aber ich plane ab Weihnachten den Junker aller Donquichottiaden von der Mancha. Gilt er doch in der Weltliteratur als einer der bedeutendsten Abenteuerromane und begründete gleichzeitig ein neues Subgenre dieser. Schließ dich doch an, Annelie wollte es doch auch gerne tun. Vielleicht bringen wir ja so die 1500 Seiten besser über die Bühne.
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[i]Poka![/i]