HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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Da mein Rauch auf sich warten lässt, habe ich von Turgenjew "Visionen" mal angelesen. Oh ist mir das grausig belanglos und gähnend langweilig. Das macht ja richtig Angst.
www.dostojewski.eu
Na immerhin spielt "Rauch" in Baden-Baden, hat einen gewissen Bezug zu Dostojewskij und karikiert den russischen Adel. Mir gefällt Turgenjew alleine wegen seinem Schreibstil.
Wir werden einfach herausfinden, was Dostojewskij so wütend gemacht hat.
Art & Vibration
Zitat von Krümel
Ich bin mitten im Tolstoi-Fieber und lese "Krieg und Frieden"
Das ist schon ein gewaltiges Buch, aber leider habe ich die dann so massenhaft aufkommenden "Namensbereiche" nicht mehr so richtig unter Kontrolle bekommen, damals, das hat mir dann das Büchlein ein wenig vermieset.
Ich würde dir gern ein durchaus ebenbürtiges Buch empfehlen: Wassili Grossman - Leben und Schicksal. Ein beklemmdend authentisches Werk und ein Buch, das mich heute noch beschäftigt. Dieses Buch werde ich wohl noch einige male lesen, Tolstois Buch wohl eher - nicht.
(Curzio Malapartes die "Die Haut" ist dann wohl die Summe des Grauens, in den geistig ertragbaren Bereichen, aber das ist dann, sowohl als auch, schon wieder eine ganz andere Geschichte.)
Grüße vom Möserpat
Zitat von Patmos
... aber leider habe ich die dann so massenhaft aufkommenden "Namensbereiche" nicht mehr so richtig unter Kontrolle bekommen, damals, das hat mir dann das Büchlein ein wenig vermieset.
Gleiches gilt leider auch für den ersten Teil von Grossman, "Wende an der Wolga". "Leben und Schicksal" ist der zweite Teil und irgendwie wesentlich übersichtlicher, vielleicht, weil die einzelnen Figuren nicht mehr so tief gezeichnet sind, da viele Namen bereits im ersten Teil vorkommen und dort genauer unter die Lupe genommen wurden. Dadurch bleibt mehr Raum für die erschütternden Ereignisse.
Art & Vibration
Zitat von Patmöser
Das ist schon ein gewaltiges Buch, aber leider habe ich die dann so massenhaft aufkommenden "Namensbereiche" nicht mehr so richtig unter Kontrolle bekommen, damals, das hat mir dann das Büchlein ein wenig vermieset.
In meiner Ausgabe lag eine praktische Namenskarte im Werk, sie unterstützt das Lesen ungemein und im Moment bin ich schwer beeindruckt vom Buch.
Den Grossman werde ich sicherlich irgendwann auch noch lesen, denn ich tendiere immer mehr in Richtung Osten und natürlich deutschsprachig. Mit den Amerikanern habe ich so meine Schwierigkeit.
Nur eins ist sicher! Das, was ich alles noch lesen will, ist mittlerweile so ein riesiger Berg, den man anpacken kann oder der einen überrollt. Manchmal vermisse ich die beschriebene Langsamkeit von Patmöser ...
Zitat von Krümel
Nur eins ist sicher! Das, was ich alles noch lesen will, ist mittlerweile so ein riesiger Berg, den man anpacken kann oder der einen überrollt.
Mein Mont Biblio der ungelesenen, nochzulesenen und der vielleichtnoch... Bücher, der wird immer kleiner. Dafür greife ich immer mehr zu den Alten, mit Verlaub. Zur Zeit lese ich den "näselenden Lübecker" mit fortlaufenden Erstaunen, ich, der ich doch früher diesen arroganten Schnösel für den Inbegriff des öffentlich zelebrierten, intellektuellen Schluckaufs hielt. So als Tora und Nevi'im der neurotischen Bildungsbürger, oder als Coitus interruptus irgendwelcher Mann - Neerds.
Und Heini Heine erst..., und den Jean Paul redet mir auch keiner aus.
Vielleicht ist es auch nur ein "geistiges" bäk tu dih ruhts. Hoffe ich doch mal.
Zitat
Mein Mont Biblio der ungelesenen, nochzulesenen und der vielleichtnoch... Bücher, der wird immer kleiner. Dafür greife ich immer mehr zu den Alten, mit Verlaub.
Ich habe in meinem Leben noch kein Buch zweimal gelesen. Verspüre auch überhaupt keine Lust dazu. Wo nimmst Du die Spannung für ein bereits gelesenes Buch her?
www.dostojewski.eu
Zitat von Jatman1
Ich habe in meinem Leben noch kein Buch zweimal gelesen. Verspüre auch überhaupt keine Lust dazu. Wo nimmst Du die Spannung für ein bereits gelesenes Buch her?
Mir geht es nicht mehr um die "Spannung", guter Jatman, mir geht es um den Geist des Buches, um die "geistige Aus und Anhauchung", die mich bei jedem weiteren lesen des jeweiligen Buches immer wieder erneuert und - besser macht. Oder sagen wir lieber - braver! Und das ist, bei mir ewigen Nonkonformisten aus Passion, schon ein enormer Zugewinn.
Zum Beispiel, hier dann der Fauste:
Mit 18 - welch Ödeneien, welch Wüsten, denn die maßgeblichen Damen dort, die sind meistens: viel zu edel und viel zu hygenisch...
Mit 30: Stummes Staunen in der Erkenntnis der Erkenntnis. (Stirnklatschende Idee, wie bloede man doch so als heroischer und sehr blondgelockter Jüngling war.)
Mit 40: Hemmungslose Anbetung. (Im Wort, im Werk, im zeitlosen Ideen und Gedankengut, das so eigentlich schon immer vorhanden war.)
Mit fümpfzig, vielleicht: Globale Reminiszenzen der heiteren Rückbesinnungen mit dem Ergebnis - das bleibt mir, mir geschenkt, ist mit mir auf ewig verwoben.
Mit sechzich, vielleicht: vor allem was Ist, so wie es Ist und niemals anders "Ist".
Mit achtzich, vielleicht:
Alles Vergängliche
ist nur ein Gleichnis;
das Unzulängliche,
hier wird's Ereignis;
das Unbeschreibliche,
hier ist's getan;
das Ewig-Weibliche,
zieht uns hinan.
Man hat's endlich begriffen, endgültig verinnerlicht und verwirklicht weil man weiß, man hätte das Alles niemals anders machen können und man kann nun gelassen das Licht aus - machen...
Zitat von Patmöser
Zur Zeit lese ich den "näselenden Lübecker" mit fortlaufenden Erstaunen, ich, der ich doch früher diesen arroganten Schnösel für den Inbegriff des öffentlich zelebrierten, intellektuellen Schluckaufs hielt.
Dessen "Zauberberg" ich schon viermal gelesen habe, und in den nächsten Jahren auch wieder lesen werde
Zitat von KrümelZitat von Patmöser
Zur Zeit lese ich den "näselenden Lübecker" mit fortlaufenden Erstaunen, ich, der ich doch früher diesen arroganten Schnösel für den Inbegriff des öffentlich zelebrierten, intellektuellen Schluckaufs hielt.
Dessen "Zauberberg" ich schon viermal gelesen habe, und in den nächsten Jahren auch wieder lesen werde
Guck an, vier Mal, wow. Der liegt bei mir seit Kurzem und noch eingeschweißt. Hatte nämlich lange eine ähnliche Ansicht wie einst Patmöser. Momentan hat sich das negative Gefühl eher zur Neutralität verflüchtigt und ich dachte mir, meine Position zum Lübecker am Zauberberg einer Überprüfung zu unterziehen. Nicht gleich. Vorerst bleibt er eingeschweißt
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[i]Poka![/i]
Zitat von KrümelZitat von Patmöser
Zur Zeit lese ich den "näselenden Lübecker" mit fortlaufenden Erstaunen, ich, der ich doch früher diesen arroganten Schnösel für den Inbegriff des öffentlich zelebrierten, intellektuellen Schluckaufs hielt.
Dessen "Zauberberg" ich schon viermal gelesen habe, und in den nächsten Jahren auch wieder lesen werde
Ich steige diesen Monat auch wieder auf den Zauberberg, schon wegen der Maria Mancini, ist, übrigens, eine wirklich gute Zigarre, und der so herrlichen Russendamens.
(Wenn das unser guter Martinus lieset, dann kriegt er vielleicht so gewisse Ohnmächte - wegen Patmöser und dem Travethomas, weil, weil ihm da wohl gleich der Dottore Faustus und eine so gewisse Leserunde einfallet...)
Ich glaube, den Zauberberg werde ich auch immer mal wieder besteigen, alleine schon aufgrund der wundervollen Streitgespräche zwischen Settembrini und Naphta.
Art & Vibration
Zitat von LX.C
Ruth Klüger, Weiter leben.
@ Martinus, du hast doch großes Interesse an derart Literatur. Das solltest du unbedingt lesen (falls du nicht schon hast) ein trotziges Stück (autobiographische) Shoah-Literatur. Erfrischend ehrlich mit den Jahren der Distanz. Ohne falsche Sentimentalitäten. Und, hm ja, erfrischend weiblich?
Zitat von Ruth Klüger
Die Kriege gehören den Männern, daher auch die Kriegserinnerungen. [...] Frauen haben keine Vergangenheit. Oder haben keine zu haben. Ist unfein, fast unanständig.
Ruth Klüger hat eine Vergangenheit und erzählt sie: Wien, Theresienstadt, Auschwitz-Birkenau, Christianstadt, New York. Doch der schonungslose Blick beginnt bei der Familie.
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[i]Poka![/i]