HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
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RE: Die Regalfrage
in Gespräche über Kunst und die Welt 12.02.2010 10:25von Patmöser • 1.121 Beiträge
Meine gestrigen Beiträge hier wahren wohl so eine Art von Omen, denn mein Schwiegervater, ein großartiger und weiser Mann (86 Jahre jung), fragte mich heute am Telefon und so rein zufällig, ob ich nicht seine Bibliothek übernehmen wolle, denn er liest schon seit Jahren nicht mehr und außerdem mangelte es mir ja immer an Lesestoff und Geburtstag sei auch bald... Das hieße dann, rund zweitausend Bücher unterbringen. Meine bessere Hälfte bekam so ein seltsames Flackern in den Augen, was ich dann als freudige Zustimmung deute, aber immerhin bedeuten zweitausend Bücher auch erst einmal, einige mehr oder weniger größere und neue Bücherregale anzuschaffen.
Aber wie es auch sei, ich bin ein glücklicher Mensch, denn besonders freue ich mich über einige Autographen, zum Beispiel von Feuchtwanger, Zweig und Brecht, die während der Dozentenzeit meines Schwiegervaters am marxistisch leninistischen Institut zusammengetragen wurde. Wahre Schätze dann.
Grüße,
Lichtenberg
RE: Die Regalfrage
in Gespräche über Kunst und die Welt 12.02.2010 11:55von marlenja • 303 Beiträge
Zitat von LX.C
Aber mich würden die vielen ungelesenen Bücher belasten, mich förmlich bedrängen, aus der Fassung bringen
Ich wüsste einfach nicht wo anfangen - wollte alle zur gleicher Zeit lesen.
O-o da kommt mir grad die Dame in den Sinn - die im Altersheim wie sie mir
erzählte wie schwer es für sie war sich von ihren geliebten Büchern zu trennen
und wie lange sie hatte sich zu entscheiden welche sie denn nun mitnehmen wolle
in das Heim.
Ich geb immer alle ins Brockenhaus und behalte nur die allerallermirliebsten...
RE: Die Regalfrage
in Gespräche über Kunst und die Welt 12.02.2010 15:55von Patmöser • 1.121 Beiträge
Zitat von LX.C
Aber mich würden die vielen ungelesenen Bücher belasten, mich förmlich bedrängen, aus der Fassung bringen
Es geht hier um die Unterbringung eines geistigen Erbes. Darüber hinaus um Ausgaben, deren Verlage nicht mehr vorhanden sind, dazu seltene Werkausgaben, sowie alte Arzneibücher, überhaupt naturkundliche Bücher, philosophische Schriften und ähnliches mehr. Das belastet nicht, das ist ein Schlaraffenland. Jedenfalls für mich. Und jetzt brauche ich nur noch ein zweites Klo mit dem dementsprechenden Zugangs - Katakomben.
Lennie, du bist genialisch!
RE: Die Regalfrage
in Gespräche über Kunst und die Welt 12.02.2010 18:42von Lennie • 829 Beiträge
Zitat
Und jetzt brauche ich nur noch ein zweites Klo mit dem dementsprechenden Zugangs - Katakomben.
Soooooo....! Das ist alles kein Problem. Falls schon ein zweites vorhanden, täte es notfalls auch ein drittes oder viertes. Klo. Es ging mir bei dem Vorschlag lediglich um's Prinzip....
Falls nötig, helfe ich sogar mit maßstabsgetreuen Original- nee: Originell-Plänen aus.... Neben so einigem anderen ist auch kein Architekturbüro vor mir sicher (die wissen schon, warum sie sich verstecken...)
Und die Bücher bitte nach Farben ordnen. Damit dem optische Wohlgefälle. Gerechtigkeit und so weiter. Ab und zu vielleicht auch nach Größe. Aus ästhetischen Gründen, so wellenförmig. Bei 2000 kann man da schon recht nette Muster zusammenkriegen. Bloß nicht nach Autor! Das wär ja wirklich unter Standard und der absolute Langweiler vom Dienst. Und man könnt nich mehr suchen....
(in meinem netten Örtchenregal beispielsweise, da findet der aufmerksame Leser Tolstoi neben Kalle Blomqvist, obendrüber die gesammelten Werke von Tucholsky, eine spanische Grammatik und noch oben drüberiger einiges von Cavanna, Fred Vargas, Christian Jacq und wie die Autoren der diversen Pariser Metrolektüre sonst noch heißen mögen... daran erkennt man die wahre Kunst des Bücherregalkonzipierundeinräumers. Einmalig, praktisch, gut.)
Weitere Ratschläge, auf die niemand gern verzichten möchte, in der nächsten Sendung.
Jetzt mach ich erstmal Bratkartoffeln.
RE: Die Regalfrage
in Gespräche über Kunst und die Welt 12.02.2010 19:29von Patmöser • 1.121 Beiträge
Zitat von Lennie
Und die Bücher bitte nach Farben ordnen. Damit dem optische Wohlgefälle. Gerechtigkeit und so weiter. Ab und zu vielleicht auch nach Größe. Aus ästhetischen Gründen, so wellenförmig. Bei 2000 kann man da schon recht nette Muster zusammenkriegen.
Aha.
Ich ordne meine Bücher immer nach dem Dante Prinzip. Außerdem habe ich dann noch ein Regal nur für Haptiker, ein Regal nur für Choleriker, ein anderes Regal für experimentelle Ästhetiker, wiederum ein anderes Regal nur für die Kognitiven und dann noch eines für die Orgiastiker.
Außerdem habe ich meine Bibliothek unter den Taufschutz der großen Pachamama gestellt, soll heißen - keiner find nicht nix nie wieder.
RE: Die Regalfrage
in Gespräche über Kunst und die Welt 16.05.2011 10:27von LX.C • 2.821 Beiträge
Habe jetzt ein neues großes Regalelement und sortiere seit drei Tagen Bücher. Dabei ist mir die Idee gekommen.
Ich ordne jetzt Romanautoren nach Sterbedatum. Nach Land und Sterbedatum. Das hat den Vorteil, dass sämtliche Literaturströmungen, die die Autoren bis zu ihrem Tod miterlebt und an denen sie vielleicht sogar mitgewirkt haben, einbegriffen sind.
Lebende Gegenwartsautoren nach Alphabet. Drama, Lyrik, Fach- und Sachliteratur weiterhin separat.
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[i]Poka![/i]
RE: Die Regalfrage
in Gespräche über Kunst und die Welt 09.07.2019 23:01von Taxine • Admin | 6.701 Beiträge
Apropos Regal. Ich habe eines meiner größeren jetzt endlich neu aufgetürmt (Metall gegen Holz umgetauscht) und das Gerümpel entsorgt (ich meine, Bücher, die ich nicht noch einmal lesen würde). Unglaublich, was alles weg musste. Für was? Für die Ordnung? Für das klassische Regalsystem, das mir vorschwebte? Naja. Es ging nicht mehr. Da bildeten sich schon Reihen vor dem Regal, über die man nicht einmal mehr steigen konnte. Als Leiter wurde das alles zu wackelig.
Nun dann hier die neue Version. Ich nenne sie schlicht "Regal ohne Chaosvariante". Eigentlich ziemlich langweilig, aber was soll's. Die Reihen sind natürlich immer noch 3 hintereinander pro Fach. Ich weiß mittlerweile gar nicht, welchen Haufen ich da weggeschafft habe, aber er war gigantisch. Für Umzüge taugt die Bibliophilie jedenfalls nicht.
Art & Vibration
RE: Die Regalfrage
in Gespräche über Kunst und die Welt 10.07.2019 23:06von Taxine • Admin | 6.701 Beiträge
Zitat von LX.C im Beitrag #103
Du wirst sesshaft
Hahahaha... abwarten. Noch ist der Schaukelstuhl nicht gekauft und die Hängematte liegt bereit.
Bei mir ist das meiste übrigens nur noch alphabetisch geordnet. Daneben ein ganzes Regal Philosophie, eins mit den ganzen Russen, eins nur mit Samisdat und die oberen Regalbereiche mit Kunst, Lyrik und mit den Franzosen, die ich gesondert lagere, weil sie auch in größerer Anzahl vorhanden sind. Für Sterbedaten würde mein Gedächtnis nicht mehr reichen. Und immer noch überlege ich, was ich weiter aussortieren kann. Es soll das bleiben, wonach ich immer wieder greifen möchte.
8 Jahre ... als ich den Ordner wieder ans Licht holte, war ich auch etwas schockiert. Die Zeit rast... aber schöne Unterhaltungen waren das damals.
Art & Vibration
RE: Die Regalfrage
in Gespräche über Kunst und die Welt 11.07.2019 13:39von LX.C • 2.821 Beiträge
Zitat von Taxine im Beitrag #104
8 Jahre ... als ich den Ordner wieder ans Licht holte, war ich auch etwas schockiert. Die Zeit rast... aber schöne Unterhaltungen waren das damals.
Aha! Wir werden nicht nur sesshaft, sondern auch noch sentimental
Aber Du hast Recht, dieses Forum hat mal eine tolle lebendige Zeit erlebt und war für mich täglicher Anlaufpunkt. Aber ich bin trotzdem sehr froh, dass Du es jetzt nicht einfach auf Eis legst.
Natürlich kann ich mir auch nicht alle Daten merken Aber da liegt der nächste Vorteil. Man ist genötigt "die Lücke" zu suchen und schlägt so einiges wieder nach und hält dieses und jenes Buch unbeabsichtigt wieder in der Hand, was immer zu kurzen Gedankengängen führt. Nun gut, allerdings bestand meine Lektüre letztes Jahr zum größten Teil aus der Bibliothek und irgendwie fällt es auch hier schwer, wieder an die alte Form anzuknüpfen.
Deine Kategorisierungen, Russen, Samsidat, Philosophie usw. hast Du aber auch schon sehr lange. Auch das scheint sich etabliert zu haben. Ähnlich ist es bei mir auch, Lyrik/Drama, Philosophie, Geschichte, Russen, Osteuropa, Westeuropa, Amerika und Gegenwartsliteratur, die kann man ja natürlich auch nicht nach Sterbedatum sortieren
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[i]Poka![/i]