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RE: Miguel de Cervantes Saavedra
in Die schöne Welt der Bücher 06.01.2010 11:33von LX.C • 2.821 Beiträge
Kapitel 22 ist sehr interessant. Als er zum Verbrecher wird, indem er den Verbrechern hilft, die ihn wiederum für seine Hilfe strafen und steinigen. Mir scheint, der Abstieg Quijotes in seinen wohlmeinenden Taten, die sich ins Unrecht kehren, nimmt hier seinen vorläufigen Höhepunkt? Gleichzeitig wird ihm durch die Darstellung der Taten jedes Sträflings, die an ihrem Schicksal selbstverständlich nie schuld sind, eine art Spiegel vorgesetzt, in dem er sich natürlich nicht erkennt. Wie seht ihr das?
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[i]Poka![/i]
RE: Miguel de Cervantes Saavedra
in Die schöne Welt der Bücher 06.01.2010 15:58von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Ja, in diesem Beispiel zeigt sich die quijote'sche Verwirrung (Was ist die Wirklichkeit?), der sich über Gesetze erhebt, die hinter seinem Ideal keine Bedeutung mehr haben, sich selbst zum Befreier der unterdrückten Menschen ernennt (eine eher oberflächliche Sichtweise - Don Quijote reitet auf etwas zu und reagiert, ohne zu hinterfragen, sieht mal wieder, in diesem Beispiel, nur die Ketten, nicht das "Warum" hinter den Ketten) und erklärt:
Zitat von Cervantes
… denn es scheint mir ein hartes Ding die zu Sklaven zu machen, die Gott und die Natur frei erschufen. (…)
Mag denn jeglicher von ihnen zusehen, wie er mit seinen Sünden zurechtkommt; es ist ein Gott im Himmel, der es nimmer versäumt, den Bösen zu strafen, und es ist nicht recht, dass Männer von Ehre sich zu Henkern ihrer Nebenmenschen hergeben, wenn für sie selbst gar nichts dabei auf dem Spiel steht.
Man muss aber hier auch im Hinterkopf behalten, dass die Bestrafung als Galeerensklave nur in den untersten Volksschichten ausgesprochen wurde, somit bleibt ein winziger Kern Rechtmäßigkeit durchaus in Quijotes Absicht enthalten, wenn die Galeerensklaven auch gleichzeitig ihre Verbrechen ummodellieren und verharmlosen und eben ihr wahres Gesicht zeigen, als der "Befreier" dann verlangt, sie hätten zum Dank nun die Aufgabe, seine Dulcinea von Toboso aufzusuchen, wobei der Befreite sich gleichzeitig erneut der Gefahr der Gefangenennahme aussetzen würde, worauf die Empörung ja nachzuvollziehen ist. Der Steinwurf ist ihre Reaktion darauf, sie hätten ohne diesen Befehl nicht genauso reagiert, auch wenn sie Verbrecher sind.
Don Quijote wenigstens, in seinem Wahn, hat sich trotz allem schuldig gemacht, weil er gegen Gesetz und Befehl des Königs handelte. Die Wächter haben es gut erkannt, als er die Freilassung verlangte, dass weder er noch sie über das Los der Sklaven zu entscheiden hätten.
Ein interessantes Detail bleibt noch zu erwähnen, eine von Cervantes versteckte Anspielung, als Don Quijote an Sklaven und Wächter gewandt hervorbringt:
Zitat von Cervantes
… sie möchten gelieben, euch loszubinden und in Frieden ziehen zu lassen, da es an andern Personen nicht mangeln wird, um dem König bei bessren Anlässen zu dienen…
… da zu Cervantes Zeiten aufgrund des Ausbaus der spanischen Flotte ein Mangel an Ruderer entstand, weshalb die Gerichte unter König Philipp II. die Prozesse, in denen Galeerensklaven verurteilt wurden, beschleunigten, wer weiß, auch so manchen harmloseren Verbrecher trotzdem verurteilten. Die Bestrafung mit Galeere war eine der schlimmsten Verurteilungen, da die Menschen häufig starben und unter schrecklichen Bedingungen körperlich harte Arbeit verrichten mussten. Wenn man sich hier vorstellt, dass ein Mann aus der niedrigsten Volksschicht einen Diebstahl begeht und dafür dann zehn Jahre auf der Galeere bekommt, weil das Königsreich Ruderer benötigt, dann erscheint Don Quijotes Schritt fast schon sinnvoll.
Auch daran zeigt sich, dass Gerechtigkeit vielerlei Gesichter hat, dass die Forderung des Junkers nicht so weit her geholt ist, wie man zunächst glaubt. Quijote, der auf Gott verweist, als Bestrafender des Bösen, während er sich gleichzeitig erdreistet, eine Entscheidung zu treffen. Sein Argument ist damit irgendwo hinfällig, auch wenn es im Idealen immer einen schönen Zug trägt. Und Verbrecher ist nicht immer gleich Verbrecher, wo in anderen Kreisen vielleicht schlimmere Verbrechen stattfinden, die aufgrund von Einfluss, Reichtum und Beziehung ungestraft bleiben.
Ich finde allerdings nicht, dass Don Quijote von den sich unschuldig darstellenden Galeerensklaven einen Spiegel vorgehalten bekommt, denn die Verbrecher wissen, was sie getan haben und verharmlosen, während Quijote seine Wirklichkeitsentfremdung nicht wahrnimmt, sondern wirklich denkt, richtig zu handeln. Da liegt für mich doch ein gewaltiger Unterschied, auch gut daran zu erkennen, als er beschließt, seinen Vorbildern selbst in den gelebten Wahn zu folgen, sich entkleidet und verrückt zu werden versucht.
Als Sancho Pansa sich in Kapitel 25 erkundigt, warum Quijote einfach ohne Anlass seine Tollheiten lebt (und die seiner Vorbilder nachahmt - man sieht hier die völlige Konsequenz des Don Quijote'schen Verhaltens) meint dieser dazu:
Zitat von Cervantes
Dass ein fahrender Ritter mit Grund verrückt wird, darin ist nichts Freiwilliges, dafür gibt's keinen Dank; die rechte Probe ist, ohne Anlass wahnsinnig zu sein, damit meine Geliebte denken muss: wenn das am grünen Holze geschieht, was soll's erst am dürren werden!
Über Vergil und Homer (Die Odyssee) macht Don Quijote eine bemerkenswerte Aussage:
Zitat von Cervantes
Sie haben uns diese Helden nicht gezeichnet und beschrieben, wie sie waren, sondern wie sie sein mussten, damit den künftigen Geschlechtern ein Beispiel ihrer Tugenden bleibe.
Dazu muss man kaum etwas sagen, denn der Satz spricht wunderbar für sich.
Art & Vibration
RE: Miguel de Cervantes Saavedra
in Die schöne Welt der Bücher 06.01.2010 22:17von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Bei Braunfels gibt es einen Anhang, in dem geschrieben steht, dass einer der Galeerensklaven, Ginés de Pasamonte, sie nachts überfallen hat und den Esel raubt. Warum also sollte ich mich wundern?
Aber ich ahne, worauf du hinaus willst. Ein Freund von mir liest die Lange-Ausgabe auch, so wurde ich über die in eurer Übersetzung vermerkten Hinweise schon aufgeklärt, aber so ganz stimmt das nicht. Dass Sancho Pansa im nächsten Kapitel wieder auf ihm reiten soll, wie es in den Vergleichen zwischen den Übersetzungen (und ihrer Widersprüche) heißt, ist mir in meiner Übersetzung nicht aufgefallen, da Don Quijote seinen Rosinante an ihn verleiht, Sancho Pansa danach aber durchaus keinen Esel mehr reitet.
Vielleicht habe ich eine erweiterte Ausgabe der Braunfels-Übersetzung, dass hier die Widersprüche schon aufgehoben sind.
Art & Vibration
RE: Miguel de Cervantes Saavedra
in Die schöne Welt der Bücher 06.01.2010 22:38von LX.C • 2.821 Beiträge
Och, schade, ich wollte ein Späßchen treiben
Nicht im nächsten Kapitel, noch im selben Kapitel (23) reitet er wieder auf dem Esel, obwohl ihn Pasamonte nachts gestohlen hatte. Am Ende des Kapitels ist er dann wieder ohne Begründung verschwunden, so wie bei Braunfels, der das aus der ersten Ausgabe Cervantes übernommen haben soll. In der zweiten Ausgabe Cervantes wurde ein Einschub getätigt, wie Pasamonte den Esel stiehlt, aber eben zu früh, an der falschen Stelle Da Cervantes diesen Fehler im 2. Band kommentierend durch Sancho wieder aufgreift, haben Tieck und auch Lange es so belassen. Auch wir müssen fortan, nach diesem Kapitel ohne Esel auskommen, wenn ich den Anhang richtig gelesen habe.
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RE: Miguel de Cervantes Saavedra
in Die schöne Welt der Bücher 06.01.2010 22:40von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Ja, der Esel bleibt weg. Dadurch, dass der Einschub bei mir in der Ausgabe als Anhang enthalten ist, lässt er sich leicht zurechtschieben. Ist er in deiner Ausgabe im Text selbst enthalten, dieser Diebstahl?
Weiß ich doch, dass du einen Spaß machen wolltest. Hätte mich aber auch gewundert, wenn er den Esel geraubt bekommt und gleich darauf wieder auf ihm reitet. Diese Szene fehlt wohl bei mir.
Art & Vibration
RE: Miguel de Cervantes Saavedra
in Die schöne Welt der Bücher 06.01.2010 22:45von LX.C • 2.821 Beiträge
Zitat von Taxine
Ist er in deiner Ausgabe im Text selbst enthalten, dieser Diebstahl?
Weiß ich doch, dass du einen Spaß machen wolltest. Hätte mich aber auch gewundert, wenn er den Esel geraubt bekommt und gleich darauf wieder auf ihm reitet. Diese Szene fehlt wohl bei mir.
Ja, ist er, im Kapitel 23 und eben so wie du beschreibst, nachts wird der Esel dem Sancho entwendet und plötzlich reitet er wieder drauf Ich dachte, was denn nu los? Bis ich mal auf die Idee gekommen bin, in die Anmerkungen zu schauen :P wo dieser Fehler und dessen Historie erklärt wird.
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[i]Poka![/i]
RE: Miguel de Cervantes Saavedra
in Die schöne Welt der Bücher 06.01.2010 22:53von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Ahh... na sieh mal an. Bei mir gibt's auch noch eine Erklärung, kann man ja mal hier festhalten. Bin gespannt, wie es bei Martinus steht, wahrscheinlich dann wie bei der Lange-Übersetzung.
Im Anhang dann dazu:
Unsere Ausgabe folgt dem Text der ersten Auflage. In der im gleichen Jahre 1605 erschienenen zweiten Auflage geht diesem Absatz eine Einschaltung voraus, die einige Widersprüche beseitigt, wenn auch noch verschiedene Unklarheiten bestehenbleiben, die offenbar auf Cervantes' Vergesslichkeit zurückzuführen sind. Es ist nicht geklärt, ob diese Einschaltung von Cervantes stammt.
(Einschaltung = Szene des Diebstahls)
Und dann, auch zu deinem zweiten Hinweis auf das zweite Buch, wo die Szene wohl wieder aufgegriffen wird:
Der Ansicht, dass er selbst für die zweite Auflage diese Einschaltung nachgeliefert hat, stehen die Ausführungen im 4. Kapitel des zweiten Buches entgegen, die zu der Vermutung führen könnten, dass die Einschaltung dem Autor bei Niederschrift des zweiten Buches unbekannt (oder in Vergessenheit geraten) war.
Das ergibt dann auch wieder Sinn. Bei so einem dicken Buch kann der sowieso zur Vergesslichkeit neigende Cervantes schon mal die eine oder andere Situation nicht aufeinander abgestimmt haben. Spätestens im zweiten Buch wird sich wohl zeigen, ob der Diebstahl stattgefunden hat oder nicht. Hier wird eben gesagt, er hat nicht stattgefunden, der Esel verschwindet einfach, und Sancho Pansa und Don Quijote werden wohl darüber reflektieren, wie so etwas möglich ist. Die andere Version wäre: Sie sprechen darüber, wie es möglich ist, dass der Esel geklaut und dann sofort wieder geritten werden kann.
Fällt mir bei ihm häufiger auf, dass seine Figuren bestimmte Unstimmigkeiten durch eigene Deutungen oder Erwähnungen wieder zurechtrücken.
Was mich an den Anhängen allgemein wieder stört, ist das Nicht-Gekennzeichnete, worüber so mancher von uns sich ja schon öfter und auch in anderen Büchern geärgert hat. Man darf also bei der Braunfels-Ausgabe auf gut Glück mal nach hinten blättern.
Art & Vibration
RE: Miguel de Cervantes Saavedra
in Die schöne Welt der Bücher 07.01.2010 00:27von LX.C • 2.821 Beiträge
Das ist soweit stimmig, bis auf, dass die Diskussion im 4. Kapitel nicht darum geht soll, ob Cervantes die Einschaltung gemacht hat oder nicht, sondern wer den Fehler der Platzierung der Einschaltung gemacht hat, der Autor oder der Druckermeister. Das wäre dann auch schlüssig.
Dass Cervantes vergesslich wäre, ist mir nicht nachvollziehbar. Man darf Autor und Erzähler auch nicht gleichsetzen. Der Erzähler spielt schließlich eine ganz bestimmte Rolle in dem Werk.
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[i]Poka![/i]
RE: Miguel de Cervantes Saavedra
in Die schöne Welt der Bücher 07.01.2010 01:06von LX.C • 2.821 Beiträge
Aber der vergessliche LX.C muss sich auch noch mal korrigieren, sonst kann er nicht schlafen :P Ganz recht, Sancho erwähnt den verschwundenen Esel erst im 25. Kapitel und nicht wie von mir behauptet am Ende des 23., in dem der Eselraub eingeschoben ist. Ende des 23. treffen ja erst die zwei Kaputten aufeinander :P Wichtig bleibt aber, dass er direkt nach dem Eselraub schon wieder darauf rumreitet. Gutes Stichwort *hähä*
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[i]Poka![/i]
RE: Miguel de Cervantes Saavedra
in Die schöne Welt der Bücher 07.01.2010 11:59von LX.C • 2.821 Beiträge
Braunfels belässt es im zweiten Band also wie im Original:
Zitat von 2. Band, 4. Kapitel
»Nicht darin liegt der Fehler«, entgegnete Sansón, »sondern darin, daß, ehe der Esel wieder zum Vorschein gekommen, der Verfasser sagt, daß Sancho auf dem nämlichen Esel einherritt.«
»Darauf«, sagte Sancho, »kann ich nichts anderes sagen, als daß der Geschichtsschreiber sich geirrt hat oder daß der Setzer einen Fehler gemacht hat.«
»So ist es ohne Zweifel«, sprach Sansón
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[i]Poka![/i]
RE: Miguel de Cervantes Saavedra
in Die schöne Welt der Bücher 07.01.2010 18:01von Taxine • Admin | 6.696 Beiträge
Ja, davor erzählt Sancho Pansa, wie ihm der Esel geklaut wurde.
Mich würde einmal interessieren, wo in deiner Ausgabe der Einschub ist. Bei mir soll er zwischen folgenden Stellen erfolgen:
Don Quijote stieg zu Pferd, ohne ihm ein Wort zu entgegnen, Sancho auf seinen Esel zog voran, und so gelangten sie zu den nahen Vorbergen der Sierra Morena. Sancho beabsichtigte, das ganze Gebirge zu durchziehen und auf der andern Seite, bei Viso oder Almodóvar del Campo, wieder herauszukommen und sich ein paar Tage lang in jener Wildnis zu verbergen, damit die Heilige Brüderschaft sie nicht finde, wenn sie ihnen nachspüre. Was ihn in dieser Absicht besonders bestärkte, war, dass er den Mundvorrat, den der Esel trug, aus dem Treffen mit den Galeerensklaven unversehrt davongekommen fand, und nach der Sorgfalt, mit der sie alles durchsucht und mitgenommen hatten, hielt er dies für ein wahres Wunder.
Hier soll nun der Einschub der Diebstahlszene in meiner Ausgabe erfolgen.
Wie der Ritter nun so mitten ins Gebirge kam, da frohlockte sein Herz; denn es bedünkte ihn, diese Gegenden seien ganz die geeigneten für die Abenteuer, denen er nachging.
So kann ich mir gut vorstellen, dass der Einschub in anderer Übersetzung wohl an anderer Stelle stattfindet? Vielleicht vor der ersten, von mir zitierten Stelle? Denn bei mir folgt direkt nach Einschub und weiter zitierten Stelle:
Auch Sancho hatte, sobald er überzeugt war, dass er jetzt eine sichere Gegend durchziehe, keine andre Sorge, als seinen Magen mit den noch übrigen Resten von der geistlichen Beute zu befriedigen, und so schritt er hinter seinem Gebieter her, beladen mit allem, was der Graue hätte tragen sollen...
An späterer Stelle (Kapt. 30) erfolgt ein erneuter Einschub (bei mir wieder im Anhang), als der Galeerensträfling zufällig den Weg Sancho Pansas und Don Quijotes kreuzt und vor lauter Schreck vom Esel springt und sich davon macht, dass Sancho Pansa seinen Esel wieder zurückbekommt.
Art & Vibration
RE: Miguel de Cervantes Saavedra
in Die schöne Welt der Bücher 07.01.2010 23:36von LX.C • 2.821 Beiträge
Der Einschub ist bei dir richtig gekennzeichnet.
Die anschließende Textstelle scheint Braunfels dann allerdings in dem von ihm gedachten Sinne, dass es richtig wäre, umgeschrieben zu haben. Es heißt bei Lange:
"Sancho dagegen stand der Sinn, seit er sich auf sicherem Wege wusste, nur mehr danach, seinen Magen mit den Resten ihrer Priesterplünderung zu befriedigen, und so zuckelte er im Damensitz auf dem Esel hinter seinem Herrn her, zog aus dem Sack und schob in den Wanst." (Cervantes: Don Quijote von der Mancha, Band I, Hanser, München 2008, S. 225)
Und in den Anmerkungen:
"Wer versucht, den Fehler im ersten Teil zu verbessern, bringt sich um das Spiel, das Cervantes im zweiten Teil daraus macht." (Cervantes: Don Quijote von der Mancha, Band I, Hanser, München 2008, S. 652)
Wie gesagt, Tieck soll Cervantes Ausgabe letzter Hand gefolgt sein, Lange ist es auch. Der englische Übersetzer Rutherford beispielsweise, habe in seiner Übersetzung aus dem Jahr 2000 den Einschub einfach nach Kapitel 25 verschoben, so Lange. Und so war es vermutlich auch von Cervantes gedacht, nehme ich an. Nur das nachträglich zu tun, nachdem sich nun der zweite Band auf diesen Fehler bezieht, ergibt aus meiner Sicht auch keinen Sinn.
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RE: Miguel de Cervantes Saavedra
in Die schöne Welt der Bücher 08.01.2010 22:44von Martinus • 3.195 Beiträge
Zitat von LX.C
Übersetzung von 1648. Wahnsinn. Das Netz, archäologische Grabungsstätte für alle :))
Diese Übersetzung werde ich nach dem Tieck lesen.
Mir viel noch auf, im 20. Kapitel wird wieder das goldene (und auch das eiserne Zeitalter) erwähnt:
Zitat von Cervantes
Freund Sancho, wissen mußt du, daß ich geboren bin, daß ich vom Himmel herab in dieser unser ehernen Zeit das Alter zu rufen, welches man nur das von Gold oder das goldene zu nennen pflegt.
Im weiteren ergibt sich, dass er mit dem Goldenen Zeitalter das Zeitalter der Ritter meint, und Don Quixote eben dergleiche Großtaten verrichten will, wie damals die Ritter. Das mag auch ein anachronistisches Verhalten sein. Er tritt für die Rittertugenden ein (platonische Tugend und Ideale hatten wir ja schon bei Marcella) und das Cervantes auf den Homeros und Vergilius hinweist, wie Taxine schon sagte, Künstler also die antiken Helden zeichnete nicht wie sie waren, sondern wie sie sein sollten, damit sie künftigen Geschlechtern ein tugendhaftes Vorbild abgeben, so wird im 25. Kapitel erwähnt, die Liebe zwischen Don Quixote und Dulcinea sei platonisch. Im 22. Kapitel lässt Quixote die Gefangenen frei, handelt zwar gegen dem Gesetz des Königs, für Don Quixote sind aber die Gesetze des Himmels, d.h. die Gesetze Gottes höher gestellt sind als die des Königs. Darum handelt Quichote aus seiner Sicht der Ideale völlig rechtmäßig. In diesen meinen werthen eskapadischen Ausführungen meynerseits, die ich hoffentlich im Sinne des traurigen Ritters und eselslosen Sanchos hier niederlege, nachdem mArtinus nach seiner maladischen Schwäche wieder auf die Beine gekömmen ist. Darum, weil hier das Streben nach Tugend das Ziel ist, mir der irre Ritter nun doch sehr sympathisch geworden ist und ich im Kapiel 25 durch eine Rede Don Quichotes maßlos überrrascht worden bin, und es sich wieder einmal zeigt, der Ritter ist nicht irr, sondern ein gewitzter kluger Schelm:
Zitat
...was die irrenden Ritter angeht, nur wie Hirngespinste, Narrheit und Unsinn aussieht, und alles verkehrt und wunderlich scheint? Nicht deswegen, weil es sich also befindet, sondern weil immer ein ganzes Regiment von Zauberern hinter uns herläuft, die alle unsere Dinge verändern und verwandeln,...was dir wie ein Barbierbecken aussieht, mir der Helm Mambrins...auch war es eine herrliche Vorsicht des Weisen, der auf meiner Seite ist, es so einzurichten, daß allen das ein Barbierbecken scheint, was doch wahrhaftig und in der Tat der Helm Mambrins ist, denn da er von so unermeßlichem Werte ist, würde mich die ganze Welt verfolgen, um ihn zu besitzen.
Es kommt also darauf an, wie man die Dinge sieht. Manch wertloses erscheint manch anderen wertvoll.
Diese Rittersaga ein Tugendbuch? Wie wir gesehen haben, zieht sich die Tugend und die hohen Ideale durch das Buch hindurch.
Exkurs: Rittertugenden
Und nun zu den allerweltlichen Dingen: DEM ESEL
Chronologie des Eselsklaus und Wiedererscheinen des Esels bei Tieck:
IN Kap. 23 erwähnt wird, Gines stahl dem Sancho seinen Esel (diogenes Seite 186), Quixote ihn beruhigte, er werde ihmdrei Esel schenken, die er zu Hause habe. Auf Seite 190, also in demselben Kapitel, befielt Quixote dem Sancho, vom Esel abzusteigen. In Kap. 25 hat er wieder einen Esel.
Guddet Nächtle
mArtinus
„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)