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Hirngespinste

Austausch zwischen Literatur und Kunst


#121

RE: Film- und Filmemacher

in Gespräche über Kunst und die Welt 09.11.2010 19:31
von Jatman1 • 1.188 Beiträge

Tolstoi - Mit den Augen des Films
Tolstoi und das frühe Kino im Zarenreich


fand ich gut. Gut gedrängt. Keine Längen. Informativ aber auch bewegend.


Tolstois Befreiung
Die letzten Tage des Leo Tolstoi lassen sein Leben und Werk in einem tragischen Licht erscheinen.


habe ich mir 30 min angetan. Um am späten Abend munter zu bleiben, ist ein Hörspiel mit Standbildern nicht energetisch genug. Soviel innehaltende Poesie, abend kurz vor 23.00 Uhr hat mich überfordert. Obwohl inhaltlich, die Auszüge sehr ansprechend waren. Der Titel verhieß etwas mehr Dramatik. Ja! Die darf ich verlangen, bei allem hehren Gedankengut.


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#122

RE: Film- und Filmemacher

in Gespräche über Kunst und die Welt 09.11.2010 21:06
von Jatman1 • 1.188 Beiträge

Ein Zitat. Da war Tolstoi noch als Offizier "unterwegs", also jung. Und doch könnte es auch in seine letzten Jahre passen. So sieht Depression aus. Ich kann mir kaum vorstellen, wie Depression genauer und/ oder schöner zu beschreiben wäre.

Seht meinem Scanner sein Fehler nach. Für die Mesaage reichts. Oh ich Banause

»Früher dachte ich, es kame vom Nichtstun. vom Müßiggang.
Nein, nicht der Müßiggang ist schuld, sondem meine Lage, durch die
ich zu nichts fähigh bin. Vor allem aber finde ich in keine Beschrei- `
bung, nicht einmal in meiner Phantasie, etwas. das meiner'
Schwermut ähnlich ware. Ich stelle mir vor, daß man lieber durch einen Ver
lust. eine Trennung oder eine betrogene Hoffnung betrtübt sein kann.
Ich begreife auch, daB man enttäuscht sein kann: Alles wird einem.
zuwider, man ist so ol’t in seinen Erwartungen enttäuscht worden, daß
ß man nichts mehr erwartet. Das alles begreife ich, und hinter einer
derartigen Schwermut verbirgt sich wiederum immer etwas Gutes.
Ich spüre meine Schwennut wohl, aber mir fehlen Verstandnis und‘
Vorstellung dafür. Zu bedauem wüBte ich nichts, zu wünschen habe
ich auch so gut wie nichts, meinem Schicksal zu grollen besteht kein
`AnlaB, mir ist klar, wie schön es wäre, von der Phantasie zu leben,
aber nein. Meine Phantasie malt mir nichts vor, ich habe keine
Traume. Menschen zu verachten — auch darin liegt eine Art trüben
Genusses —, nicht einmal dazu bin ich fahig, ich denke ja überhaupt
nicht über sie nach; mal scheint mir, einer habe eine gute. einfache
Seele, mal denke ich wieder. nein. besser nicht danach suchen. wozu
sich Lmümem aussetzen! — Entäuschung ist es auch nicht. mir
macht ja alles SpaB; das Ungliick ist nur, daß ich mich viel zu frühh an
ernste Lebensdinge herangewagt habe, ich habe sie in Angriff ge
nommen als ich noch nicht reif dafür war, sie erst spürte und begriff
so fehlt mir ein starker Glaube an Freundschait, Liebe. Schonheit,
,und ich wurde in wichtigen Lebensdingen enttäuscht. in Lappalien
ber bin ich noch das reine Kind.<<


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zuletzt bearbeitet 09.11.2010 21:07 | nach oben springen

#123

RE: Film- und Filmemacher

in Gespräche über Kunst und die Welt 13.11.2010 15:13
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge

Die Dokumentationen: "Tolstois Befreiung"
und "Tolstoi, mit dem Auge des Films" kann man auf Arte TV noch einmal ansehen. Die beiden anderen vom Vortag leider nicht. Die haben mir wesentlich besser gefallen, weil sie ausführlicher waren und auch auf sein Werk eingingen.




Art & Vibration
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#124

RE: Film- und Filmemacher

in Gespräche über Kunst und die Welt 18.11.2010 21:02
von LX.C • 2.821 Beiträge



Ein wirklich starker Film von Robert Thalheim über den Umgang mit Auschwitz.
Mit Kertész (1998) gesprochen: "Ein Holocaust-Konformismus entwickelt sich, ein Holocaust-Sentimentalismus, ein Holocaust-Kanon, ein Holocaust-Tabusystem" und eben ein Holocaust-Tourismus. All das spricht der Film an. Und zeigt auf beeindruckende Weise, dass die eine "richtige" Umgangsweise mit dem Thema ohnehin ausgeschlossen ist.


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[i]Poka![/i]

zuletzt bearbeitet 18.11.2010 21:13 | nach oben springen

#125

RE: Film- und Filmemacher

in Gespräche über Kunst und die Welt 19.11.2010 20:02
von Jatman1 • 1.188 Beiträge

Tolsoi heute auf 3Sat

20:15
Krieg und Frieden (1/4)
Fernsehfilm, Italien 2007

21:50
Krieg und Frieden (2/4)

und morgen

20:15
Krieg und Frieden (3/4)

21:55
Reise zu Tolstoi
Film von Thomas von Steinaecker
Erstausstrahlung

und übermorgen

20:15
Krieg und Frieden (4/4)


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zuletzt bearbeitet 19.11.2010 20:03 | nach oben springen

#126

RE: Film- und Filmemacher

in Gespräche über Kunst und die Welt 19.11.2010 23:38
von LX.C • 2.821 Beiträge

Aaaaah war das schöööööööööööön Und den dritten und vierten Teil kann ich nich sehn'

(Aber lesen würde ich das nicht wollen ) Was is überhaupt mit Tolstoi? Hat der Geburtstag?


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[i]Poka![/i]

zuletzt bearbeitet 19.11.2010 23:39 | nach oben springen

#127

RE: Film- und Filmemacher

in Gespräche über Kunst und die Welt 20.11.2010 06:35
von Martinus • 3.195 Beiträge

Heute ist 100. Todestag (und lesens dadd mal, d.h. ,habe ich ja auch noch nicht, aber dafür die Anna K. und ab heute wird die "Auferstehung" gelesen. Halt. Doch. "Die Kreuzersonate",
den Iljitsch † und "Vater Sergius", "Hadschi Murat" u.a. Erzählungen habe ich noch gelesen.).




„Wäre die Erde eine Bank, dann hättet Ihr sie bestimmt schon gerettet!" (Greenpeace)
zuletzt bearbeitet 20.11.2010 06:37 | nach oben springen

#128

RE: Film- und Filmemacher

in Gespräche über Kunst und die Welt 20.11.2010 14:00
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge

Jawohl, Tolstoi starb am 20. November 1910 im Bahnwärterhäuschen von Astapowo, wo er, zusammen mit seiner Tochter, vor seiner erb-gierigen Familie (insbesondere vor seiner Frau) flüchtete.

"Krieg und Frieden" soll das philosophisch anspruchsvollste Werk Tolstois sein.
Ich werde es noch lesen und dann mal sehen.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass diese Momente sich im Film nicht so umsetzen lassen.
Ist natürlich ein riesiges Werk mit vielen Charakteren.

Den Film sehe ich mir erst nach dem Lesen an.
Jetzt erst einmal "Auferstehung".




Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 20.11.2010 14:01 | nach oben springen

#129

RE: Film- und Filmemacher

in Gespräche über Kunst und die Welt 20.11.2010 19:01
von Krümel • 499 Beiträge

Zitat von Taxine
"Krieg und Frieden" soll das philosophisch anspruchsvollste Werk Tolstois sein.Ich werde es noch lesen und dann mal sehen.



Können wir gerne nächstes Jahr angehen, ich schrecke immer vor der Seitenzahl zurück, aber wenn ich jetzt so "Auferstehung" lese, gefällt mir Tolstoi Stil so gut, dass ich gerne auch eine längere Weile bei ihn bleiben würde.

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#130

RE: Film- und Filmemacher

in Gespräche über Kunst und die Welt 20.11.2010 22:14
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge

Das wäre klasse. So ein mächtiges Werk liest man noch einmal intensiver, wenn man darüber diskutiert.




Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 20.11.2010 22:24 | nach oben springen

#131

RE: Film- und Filmemacher

in Gespräche über Kunst und die Welt 20.11.2010 22:57
von LX.C • 2.821 Beiträge

Zitat von Taxine
Jawohl, Tolstoi starb am 20. November 1910 im Bahnwärterhäuschen von Astapowo, wo er, zusammen mit seiner Tochter, vor seiner erb-gierigen Familie (insbesondere vor seiner Frau) flüchtete.



Das klang in "Reise zu Tolstoi" aber ganz anders. Und ich denke auch, so einfach kann man sich das nicht machen.


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[i]Poka![/i]

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#132

RE: Film- und Filmemacher

in Gespräche über Kunst und die Welt 20.11.2010 23:09
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge

Nein, natürlich nicht. Ist nie einfach, es gibt immer etliche Blickwinkel.

Aber was "klang ganz anders"? (Ich habe den Bericht leider nicht gesehen.)
Ich weiß nur:
Er hat seine Frau nicht einmal zu sich hereingelassen, so verhasst war sie ihm.
Er flüchtete auch vor den Menschenmassen, vor seinem Bekanntheitsgrad.
Seinen Söhnen stand er in tiefer Abneigung gegenüber. (Tagebücher)
Nur seine Tochter durfte ihn begleiten.




Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 20.11.2010 23:18 | nach oben springen

#133

RE: Film- und Filmemacher

in Gespräche über Kunst und die Welt 20.11.2010 23:33
von LX.C • 2.821 Beiträge

Tochter hab ich nicht mitbekommen, nur, dass ihn der Leibarzt begleitet hat.
Über die Empörung, dass er sein Werk dem Volk überschrieben hat war natürlich die Rede. (Seiner Tochter hat er dagegen sein philosophisches Werk vermacht, für die war also gesorgt, fein.) Geflüchtet soll er aber vor dem Trubel sein.
Nicht er, sondern seine Anhänger, die Tolstoianer, sollen verhindert haben, dass seine Frau zu ihm durfte. Zuletzt war sie dann doch bis zu seinem Tod dabei.
Die hatten sicher beide Gründe, sich auseinander zu leben. Aber seine Frau hat alles für Tolstoi gegeben, für sein Werk, musste diesem Mann bis ins hohe Alter Kinder gebären. (Die er dann also auch noch hasste.) Und der Dank seiner Frau gegenüber war Missachtung im Alter.
Der Mann hat viel Gutes getan, war ein noch besserer Autor, seiner eigenen Familie gegenüber war er aber bestimmt kein Engel. Einen automatischen Menschlichkeitsbonus muss man ihm nicht geben, nur weil er so berühmt ist.


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[i]Poka![/i]

zuletzt bearbeitet 20.11.2010 23:36 | nach oben springen

#134

RE: Film- und Filmemacher

in Gespräche über Kunst und die Welt 20.11.2010 23:49
von Taxine • Admin | 6.678 Beiträge

Ja, absolut. Man muss immer beide Seiten sehen. Tolstoi hat in seiner Frau genau das gesehen, was die Emanzipation heute zu Recht völlig ablehnen würde: Sei Mutter und kümmere dich, ansonsten halt den Mund.
Sie allerdings hat sich dieser Rolle widersetzt, war zwar Frau und Mutter, aber darüber hinaus noch einiges mehr, was er wohl später so nicht mehr anerkannte, wie er auch seine eigenen Werke nicht mehr anerkannte.
Er spricht in seinen Tagebüchern sehr schlecht über seine Söhne, sie sind ihm in ihrer Einstellung verhasst. Er mag das Herumprotzen nicht, das Ausruhen auf dem gegebenen Luxus.
Ich habe in anderen Dokumentationen gesehen, dass er darum gebeten hat (in einem Brief), Sofia möchte ihn bitte ziehen lassen und ihm nicht nachkommen. Sie ist dann mit einem Psychiater trotzdem gekommen, hat an die Tür geklopft und wollte zu ihm. Er hat ihr den Zutritt allerdings verweigert, seine Tochter vorgeschickt, die sie wieder wegschickte. Da gab es sogar Filmaufnahmen, wie sie wieder geht. Trotz seiner Bitte hat sie weiterhin versucht, zu ihm zu kommen und es am Ende, glaube ich, auch geschafft, was ja aus der Sicht einer Ehefrau auch selbstverständlich sein sollte. Dass Tolstoianer das Zusammenkommen verhindert hätten, kam in den anderen Dokumentationen nicht vor. Dass er vor ihnen geflohen ist, vor dem ganzen Trubel um seine Person, allerdings schon.
In seinen „geheimen Tagebüchern“ schreibt er, dass Sofia ihn ständig überwacht und seine Briefe liest. Darum beginnt er auch ein Tagebuch, dass nicht für ihre Augen bestimmt ist, obwohl sie ansonsten immer lesen durfte, was er schrieb. (Später ist es ihr natürlich in die Hände gefallen und sie hat einiges darin unkenntlich gemacht.) Hier zeigt sich wohl der Wandel, die Hassliebe, die dann bei ihm in Hass umschlug, nicht explizit gegen die Frau gerichtet, die es an seiner Seite sowieso schwer hatte, sondern weil ihre Vorstellung mit seiner einfach nicht übereinstimmte. Sie wollte das, was sie gemeinsam erreicht haben, genießen, er konnte mit diesem Reichtum nichts mehr anfangen und hat alle verachtet, die nicht seiner Ansicht waren. Darum vielleicht auch die Abneigung zu seinen Söhnen. Ich kann mir vorstellen, die Töchter haben ihm mehr nach dem Mund geredet.
Tolstoi entwickelte in seinem Leben sowieso einige Verrücktheiten. Seine Selbstzweifel führten immer weiter zu dem Wunsch, von all dem wegzukommen, von denen, die ihn nicht werden ließen, was er wollte. Während er seine Romane schrieb, waren Sofia und er ein Team, als er sich dann wandelte, drifteten sie in ihren Ansichten auseinander. Sie aber, das muss man anerkennen, hat ihn trotz seiner Macken immer geliebt. Tolstoi flüchtete in etwas, was er wohl selbst nicht abschätzen konnte.
Ich hatte es auch so verstanden, dass seine Tochter ihn begleitete, später der Arzt gerufen wurde, als er krank wurde.
Einen Menschlichkeitsbonus muss man ihm nicht geben. Das machen die Russen wohl automatisch, haben ihn zum Heiligen ernannt. Ich finde sowieso, keine Kunst rechtfertigt ein Über-Menschen-Gehen. Da gibt es immer etliche Dinge zu beachten, die sich auch umsetzen lassen müssen. Tolstoi hat viele gute Dinge getan, u. a. eine Schule erbaut. Sofia war immer an seiner Seite. Man kann durchaus auch ihre Ansichten verstehen, dass sie für sich und ihre Kinder ausgesorgt haben wollte. Tolstoi hat da eben sehr eigenmächtig (nicht gehandelt, aber) gedacht (als wäre er alleine und als müsse jeder seinem Wunsch, alles zu verschenken, gehorchen) und war in diesem Sinne ein wahrer Despot.

(Eine ausführliche Biographie, die hauptsächlich die Seite von Sofia Tolstoja näher untersucht, ist: Sofja Tolstaja "Ein Leben an der Seite Tolstojs" (insel taschenbuch). Da heißt es in der Rezension:
Das Zerwürfnis des Ehepaars Tolstoi, die Flucht des Dichters im Jahre 1910 waren keine Privatsache, sondern eine Angelegenheit von enormem öffentlichen Interesse. Leo Tolstoi war eine lebende Legende, er wurde in Russland verehrt wie ein Heiliger, seine Prominenz stand der des Zaren in nichts nach.
Am deutlichsten Partei für die Ehefrau ergreift die erste umfassende Tolstaja-Biografie [...]. Geschrieben wurde sie von der Slawistin Ursula Keller und der Kunsthistorikerin Natalja Sharandak. Ziel der beiden Autorinnen ist es, die Aufmerksamkeit endlich auch auf das schriftstellerische Werk der Ehefrau Tolstois zu lenken und ihr so "eine eigene Stimme" zu geben. Zu diesem Zweck wurden kaum bekannte und bisher unveröffentlichte Texte aus ihrer Feder in russischen Archiven ausgewertet. Es ist eine fundierte und höchst eindrucksvolle Lebensdarstellung geworden.
Die Zeit, in der Tolstoi sine großen Romane schrieb, deren Entstehung seine Frau begeistert begleitete, war die glücklichste.
(Volker Hage, Der Spiegel ))




Art & Vibration
zuletzt bearbeitet 21.11.2010 00:31 | nach oben springen

#135

RE: Film- und Filmemacher

in Gespräche über Kunst und die Welt 21.11.2010 11:41
von LX.C • 2.821 Beiträge

Nimmt jemand "Krieg und Frieden" auf DVD auf? Würde gerne den 3. und 4. Teil auch noch sehen.


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[i]Poka![/i]

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