Hirngespinste

Zitat von LX.C

---

Lol Hättste mich doch mitgenommen, ich war noch nich... Stattdessen war ich Schneeschiebenschüppenwasauchimmerdanochzutunist. Ein Wahnsinn alles. Am Ende bin ich mit meinem Auto doch stecken geblieben.

---

Hähä, ich habe mich erfolgreich drücken können, um den Besuch des heiligen Befindlichkeitsmagdes!

Musste dafür aber Dienste eines ichthyologischen Hilfswilligen verrichten, soll heißen: Beobachten der hormonellen Schübe bei Chromobotia macracanthus, Bleeker, 1852, vulgo - Prachtschmerle nebst anschließender Fütterung mit Cyclops und roten Mückenlarven. Nebenbei weiter im Faulkner gelesen, noch nebenbeier köstlich duftige Zitronenkekschen genaschet.

Trotzdem Dank für dein Angebot, sollten wir, in diesem unseren Leben, doch noch einmal über der Rostocker Trötenmarkt spazieren, so können wir ja rechtzeitig - rechts abbiegen, dort ist nämlich die Thalia Buchhandlung (mit gemütlicher Quasselecke nebst heimeligen Getränkeausschank)...

Prachtschmerle? Lol. Na zumindest Kekse gabs bei mir auch zu den letzten Zeilen Austerlitz. Meine letzten Gedanken dazu waren wortwörtlich: Komischer Schluss, komisches Buch, ach, ätzend. (Deckel zu.) Bewundernswert, dass Martinus das mehrmals lesen konnte. Aber du. Du, du sagtest doch mal, du stehst inzwischen auf literarische Langsamkeit? Dann wäre das vielleicht doch was für dich.
Aber eins wird mir sicher in Erinnerung bleiben, die wunderschöne, düstere Frau auf Seite 357 (bei mir). Minutenlang draufgestarrt und immerzu nur gedacht, was für schöne markante Züge, was für wunderbare dunkle Augen, dieses Funkeln, und dieser Kussmund, aaach welch Kussmund.

Zitat von LX.C

---

Bewundernswert, dass Martinus das mehrmals lesen konnte. Aber du. Du, du sagtest doch mal, du stehst inzwischen auf literarische Langsamkeit? Dann wäre das vielleicht doch was für dich.

---

Hmm, naja, ich meinte damit nicht nur mein "langsames" Lesen, sondern auch die "langsame" Literatur. Im Sinne von Peter von Matt: "Ich liebe langweilige Bücher".
Damit war Stifter gemeint. Also Bücher die etwas mystisch stilles, etwas beruhigendes, etwas frei schwebend entspannendes an und sich haben. Bücher die den Geist lösen, auflösen, uns das gesunde Träumen schenken. Hatte ich auch beim Maler Nolten, natürlich beim Hyperion, oder beim Wilhelm Meister, dem grünen Heinrich, Shakespeares Sonette seien hier noch unbedingt erwähnt, und bei vielen anderen Büchern.
Geistige Gesundung und die Meditation mit seinem Überich durch das Lesen von - langweiligen Büchern.
(Das lieset sich zwarstens wie die protzige Leseliste eines bärenhäutigen Bildungsbürgers, aber früher, oder auch später, landen wir dort alle. Alle.)

Aber Austerlitz?
Ich weiß nicht, zu viele Bücher sind noch ungelesen und noch mehr Bücher wollen und sollen endlich einmal wieder gelesen werden.

Zitat von Patmöser

---

sondern auch die "langsame" Literatur. Im Sinne von Peter von Matt: "Ich liebe langweilige Bücher".

---

Genauso war's gemeint, würde mir nie wagen zu denken, dass du langsam liest Auch wenn Austerlitz ein spannendes Thema behandelt, irgendwie plätschert alles so dahin. Und mit seinem immer wiederkehrenden: sagte Austerlitz, wird schon wieder eine bernhardsche Monotonie in der Prosodie erzeugt. Aber du hast recht, es gibt so viel zu lesen, man muss einfach nicht alles, muss man nicht.

Aber diese Frau, dieser Schmollmund, den man küssen möchte... Martinus, sag was zu der, sag was zu Austerlitz Mutter

Zitat von Patmöser

---

Hmm, naja, ich meinte damit nicht nur mein "langsames" Lesen, sondern auch die "langsame" Literatur. Im Sinne von Peter von Matt: "Ich liebe langweilige Bücher".
Damit war Stifter gemeint. Also Bücher die etwas mystisch stilles, etwas beruhigendes, etwas frei schwebend entspannendes an und sich haben. Bücher die den Geist lösen, auflösen, uns das gesunde Träumen schenken. Hatte ich auch beim Maler Nolten, natürlich beim Hyperion, oder beim Wilhelm Meister, dem grünen Heinrich, Shakespeares Sonette seien hier noch unbedingt erwähnt, und bei vielen anderen Büchern.

---

Ich oute mich mal als Noch-nicht-langsam-Leser - zumindest was den Nachsommer betrifft, denn ich habe es mindestens zweimal mit diesem Werk versucht, bin aber schon nach wenigen Seite kläglich gescheitert. Wieso Nietzsche dieses Buch als das großartigste Werk der deutschsprachigen Prosa rühmte, bleibt mir schleierhaft. Vielleicht muss man dafür doch noch älter werden, aber bis auf weiteres halte ich es mit Arno Schmidt:

Zitat

---

ein Evangelium gepflegten Stumpfsinns. ... Der Würgengel vermeinter Sittsamkeit garantiert die stereotypste Starre und Kälte: im ganzen Buch lacht nicht ein Mensch!

---

Auch den Maler Nolten ertrage ich nicht, dieses Buch hat so was ... Fiebriges. Man möchte die Figuren andauernd schütteln und ohrfeigen, damit die endlich aus ihrem Wahn erwachen. Nur die Lyrik darin, die Lyrik ...

Zitat von Roquairol

---

Ich oute mich mal als Noch-nicht-langsam-Leser - zumindest was den Nachsommer betrifft, denn ich habe es mindestens zweimal mit diesem Werk versucht, bin aber schon nach wenigen Seite kläglich gescheitert. Wieso Nietzsche dieses Buch als das großartigste Werk der deutschsprachigen Prosa rühmte, bleibt mir schleierhaft.

---

Ja, der Nachsommer, auch ich brauchte da so gewisse Anlaufschwünge. Aber es lohnt sich, manchmal, heldisch und eisern durchzuhalten. Nietzsche hat vielleicht den geistigen Anhauch gemeint, der einem beim lesen dieses Buches umschwimelt, wer weiß das schon immer so genau, bei Nietzsche, oder gar bei Arno, nicht jeder mag Karl May..., und gerade Arno Schmitt und der gepflegte Stumpfsinn..., ich halte diesen Mann, von seinen literarischen Fanboys, für maßlos überschätzt.
Gerade wegen seiner Fiebrigkeiten mag ich den Maler Nolten, irgendwie erscheint da vieles un und überfertig und hastig überlagert, oder Mörike hat nicht wirklich das sagen können, was er wollte, sollte, musste. Vielleicht ging es ihm da wie dem ollen Hermann bei seinem Glasperlenspiel.

Ist eben manchmal schon ein wahres Kreuz, mit den Entwicklungsromanen, allerdings sind das, meistens, die Werke, bei denen die Dichter - Alles gaben, oder geben wollten. Siehe hier Thomas Manns intellektuell aufgemotzten Einöden zwischen seinen unsterblichen Perlen.

Ihr macht mir ja Mut mit dem Stifter aber ich werde diese Hürde nehmen und siegen.

Zitat von Krümel

---

Ihr macht mir ja Mut mit dem Stifter aber ich werde diese Hürde nehmen und siegen.

---

Stifter ist ein bleibend schönes Erlebnis, Krümelchen. Fange mit Abdias an (wunderschön), oder mit der Mappes meines Urgroßvaters (meine "Lieblingserzählung" von Stifter), oder mit Brigitta. Dann, vielleicht, die Romane. Es lohnt sich, Krümelchen, es lohnt sich wirklich!

Eine kleine Auswahl von Stifter habe ich schon genossen und es hat sogar richtig gut gemundet Ei da wären gewesen: Brigitta, Der Condor, Der sanftmütige Obrist, Das sanfte Gesetz, Kalkstein, natürlich Bergkristall wie könnte es ohne sein, Die Sonnenfinsternis am 8. Juli 1842, Winterbriefe aus Kirchschlag und Aus dem bairischen Walde; eine sehr schöne Ausgabe aus dem DuMont Verlag "Sonnenfinsternis und Schneesturm" Adalbert Stifter erzählt die Natur --> wunderbar, einfach köstlich wie feinste Pralinen nur leckerer

Zitat von Krümel

---

Adalbert Stifter erzählt die Natur --> wunderbar, einfach köstlich wie feinste Pralinen nur leckerer

---

Ja, im Nachsommer konzentriere man sich auf die schöne Natur, dass kann gerade in diesem Roman wirklich sehr schön sein. Konzentriere man sich aber nicht auf den Inhalt, denn es gibt keinen, kaum einen, nur ein Gewitter...so ähnlich habe ich es noch im Gedächtnis...und die schönen Rosen...ja,ja

Zitat von Krümel

---

Eine kleine Auswahl von Stifter habe ich schon genossen und es hat sogar richtig gut gemundet Ei da wären gewesen: Brigitta, Der Condor, Der sanftmütige Obrist, Das sanfte Gesetz, Kalkstein, natürlich Bergkristall wie könnte es ohne sein, Die Sonnenfinsternis am 8. Juli 1842, Winterbriefe aus Kirchschlag und Aus dem bairischen Walde; eine sehr schöne Ausgabe aus dem DuMont Verlag "Sonnenfinsternis und Schneesturm" Adalbert Stifter erzählt die Natur --> wunderbar, einfach köstlich wie feinste Pralinen nur leckerer

---

Zitat von Martinus

---

Zitat von Krümel

---

Adalbert Stifter erzählt die Natur --> wunderbar, einfach köstlich wie feinste Pralinen nur leckerer

---

Ja, im Nachsommer konzentriere man sich auf die schöne Natur, dass kann gerade in diesem Roman wirklich sehr schön sein. Konzentriere man sich aber nicht auf den Inhalt, denn es gibt keinen, kaum einen, nur ein Gewitter...so ähnlich habe ich es noch im Gedächtnis...und die schönen Rosen...ja,ja

---

Hast du schon einmal einige Zeichnungen und Gemälde von Stifter gesehen, guter Martin?
Er zeichnet, wenn er schreibt. Diese schon geniale Bildhaftigkeit in seinen Naturbeschreibungen, dadurch vielleicht einfach einzigartig.

Einige Bilder habe ich mal gesehen, war aber schon länger her.

Zitat von Martinus

---

Inhalt, denn es gibt keinen, kaum einen, nur ein Gewitter...so ähnlich habe ich es noch im Gedächtnis...und die schönen Rosen...ja,ja

---

Ich erinnere mich nur noch an einen Vater, der seinem Sohn eine Goethe-Gesamtausgabe geschenkt hat (super Idee!) - deswegen mit Bedenken konfrontiert wird, ob er dies auch verantworten könne, denn es gebe bei Goethen doch manche unsittlichen Stellen ... - Aber nein, der Vater kann sich auf das Söhnchen vollkommen verlassen, denn jener lese brav nur die Bände, die der Vater ihm als altersgerecht empfiehlt ...
An dieser Stelle habe ich das Buch kopfschüttelnd ins Regal zurückgestellt.

Zitat von Roquairol

---

Aber nein, der Vater kann sich auf das Söhnchen vollkommen verlassen, denn jener lese brav nur die Bände, die der Vater ihm als altersgerecht empfiehlt ...
An dieser Stelle habe ich das Buch kopfschüttelnd ins Regal zurückgestellt.

---

Das ist fürchterlich bieder, ja.