HirngespinsteAustausch zwischen Literatur und Kunst |
|


![]() |


![]() |
RE: Gedanken vom Tag - allgemein
in Gedanken vom Tag 26.02.2010 08:57von Patmöser • 1.121 Beiträge
Zitat von LX.C
während Puschkin und Tschechow entschleunigend wirken.
"Entschleunigend"
Ein schönes Wort für die "geistige" Wirkung dieser großen Dichtergestalten (bald hätte ich - Gewalten geschrieben), LX.C.
Deshalb lese ich wohl immer mehr das "Entschleunigende", weil mir das "Aufgeregte" nichts mehr schenkt, die Zeit der wirklichen Aufregenung ist lange vorbei.
Der großartige schweizer Publizist und Literaturkritiker Peter von Matt sagte einmal, als es in einer Diskussion um das Werk und Wirken Stifters ging: "Ich liebe die langweiligen Bücher, die langweilige Literatur über alles".
Ich habe mich über dieses "Bekenntnis" sehr gefreut, damals, weil ich nur zu gut verstand, was er uns mitteilen wollte.


![]() |
RE: Gedanken vom Tag - allgemein
in Gedanken vom Tag 26.02.2010 12:57von LX.C • 2.821 Beiträge
Verstehe, ja. Aber ich wollte das keineswegs mit Langeweile gleichgesetzt wissen, sondern eher in dem Sinne, dass sie mich voll und ganz in ihre Welt verschlagen und fesseln und die eigene dabei völlig in den Hintergrund rückt, angesichts der Thematiken sogar verständlich wird, wie sehr man doch manche Dinge des heutigen Lebens überbewertet.
Innere Unruhe äußert sich bei mir vielmehr so, dass ich statt Tolstoi oder Dostojewski dann doch lieber zu Tschechow oder Puschkin greifen möchte
Zu Gogol kann ich noch gar nichts sagen, den muss ich mir noch erobern oder er mich, das wäre mir lieber
Edit: Vielleicht hat ja jemand eine Empfehlung, womit man anfangen sollte, damit dies geschieht.
--------------
[i]Poka![/i]


![]() |
RE: Gedanken vom Tag - allgemein
in Gedanken vom Tag 26.02.2010 14:21von Patmöser • 1.121 Beiträge
Zitat von LX.C
Verstehe, ja. Aber ich wollte das keineswegs mit Langeweile gleichgesetzt wissen,
Das weiß ich doch, LX.C, für mich war dieses Beispiel eher eine Lanzenbrechen für eine ganz bestimmte literarische Richtung. Meinerseits.
Zitat
Innere Unruhe äußert sich bei mir vielmehr so, dass ich statt Tolstoi oder Dostojewski
Richtig. Dazu empfehle ich dann unbedingt Thomas Manns ausgezeichnetes Essay über Dostojeweski, hier dann der bleiche Dostojewski mit dem Verbrecherantlitz (falls du es noch nicht kennst), und das alles dann gleich auch noch in Gegenüberstellung mit dem krankhaften bei Nietzsche! Auch Hesse hat über Dostojeweski wirklich sehr zutreffende Essays geschrieben (Dostojewski und das "Fiebrige"), mit deren Inhalten ich mehr als übereinstimme.
Und deshalb - mag ich sehr gern langweilige Bücher.


![]() |
RE: Gedanken vom Tag - allgemein
in Gedanken vom Tag 26.02.2010 14:25von ascolto • 1.289 Beiträge
Wertet LX.C,
hadd dadd olle A mal gefesselt, hier een kleenr Wink im Link:http://www.literaturzeitschrift.de/rezen...58346220cd390bf
Gruß, vom AmO


![]() |
RE: Gedanken vom Tag - allgemein
in Gedanken vom Tag 26.02.2010 14:35von Patmöser • 1.121 Beiträge
Zitat von LX.C
Zu Gogol kann ich noch gar nichts sagen, den muss ich mir noch erobern oder er mich, das wäre mir lieber
Edit: Vielleicht hat ja jemand eine Empfehlung, womit man anfangen sollte, damit dies geschieht.
Seine Erzählungen, bitte zuerst Gogols Erzählungen. Und hier dann der Mantel und die Nase. Dann ist man gleich mittendrin, "in" Gogol.


![]() |
Gogol will ich auch noch lesen, falls ich mal dazu Zeit habe...
Heute war ich shoppen und habe mir eine schöne Frühlingsjacke gekauft und eine Bluse. Muss nur noch der Frühling kommen...
Der Bezug des Menschen zu Orten und durch Orte zu Räumen beruht im Wohnen. Bauen/ Wohnen/ Denken - Heidegger Martin


![]() |
RE: Gedanken vom Tag - allgemein
in Gedanken vom Tag 26.02.2010 20:00von Roquairol • 1.072 Beiträge


![]() |
RE: Gedanken vom Tag - allgemein
in Gedanken vom Tag 27.02.2010 16:13von Taxine • Admin | 6.701 Beiträge
Zitat von Patmöser
Beim "Bücherausstauben" fiel mir heute ein Buch mit den Nouvellen von Puschkin in die Hände. Wie es dann so ist, man liest sich fest und spintisiert ein wenig..., was mich eigentlich immer wieder verwundert und eine ewig unbeantwortete Frage bleibt: Warum ist Puschkin bei uns nicht einmal annähernd so populär wie Tolstoi, wie Dostojewski, wie Tschechow oder Gogol?
Bei den Russen ist Puschkin der Nationaldichter schlechthin, er lebt in den russischen Herzen äonenweit vor Dichtern wie Tolstoi, zum Beispiel. Und wenn man einmal die Russen erlebt hat, mir welcher Hochachtung, ja schon Zärtlichkeit sie von ihren Puschkin sprechen...
Warum nur, warum ist uns Puschkin so fremd geblieben?
Ja, ja... der gute Puschkin.
Man mag sagen, was man will, unser Zeitalter ist nicht das Zeitalter der Dichter.
(Puschkin/"Briefe")
Und doch wurde er zur Kultfigur, bis heute. Puschkins Verse sind das Blut der Russen, sie wachsen damit auf. Jeder, ob Bauer oder Intellektueller, kennt sie. Die Deutschen müssen ihn sich erst anlesen. Puschkins Zeilen sind einfach und voller Emotion, gehen direkt ins Herz. Er war ein inniger Bewunderer Byrons.
Puschkin ist das russische Volk, dabei hat er in jungen Jahren fast nur französisch gesprochen und geschrieben (was als kritischer Einwand auch in Onegin auftaucht), die russische Sprache war ihm zu bäuerlich. Eben ganz ein Kind zweier Kontinente.
"Vor Langweile mache ich Verse, ziemlich langweilige (zuweilen sehr langweilige sogar...)" sagt er von sich selbst in seinen Briefen.
Was immer verwunderlich bleibt, ist sein Tod, den er bereits in Onegin literarisch verurteilt hat, als würde er sich für die Liebe in seine eigene Geschichte stürzen und sich darin auflösen.
In Russland laufen sie alle herum, Urneffen, Urenkel von Dostojewskij und Tolstoi. Sitzen in den Straßenbahnen, und keiner ahnt, von wem sie abstammen.

Art & Vibration


![]() |
Zitat
Puschkin ist das russische Volk
Puschkin ist die russische Seele und der russische Geist im zwiefachen Sinn.nastrovje
(Wir hatten zu Hause als wir Kinder waren manchmal einen Fliegermajor zu Besuch...ich kann mich nur an eine Prawda((Zeitung)erinnern, darin war trockner Fisch und der musste ins Doppelfenster gelegt werden. Viel Speck und Wodka...sein Vater ist im zweiten Weltkrieg gestorben und, und, und - alles traurig.)
Der Bezug des Menschen zu Orten und durch Orte zu Räumen beruht im Wohnen. Bauen/ Wohnen/ Denken - Heidegger Martin


![]() |
« Straßenschlachten und Zwischengedanken | im Versuch den Anfängergeist/ jap."shoshin".....zu kreieren? » |